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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird nicht schlecht«, fügte Eve hinzu.
    »Vielleicht seid ihr bald blau«, meinte Forrest.
    Beide Mädchen blickten ihn scharf an, und er bemerkte, dass er eine witzige Bemerkung gemacht hatte. Dabei war es ihm nur um die Überlegung gegangen, ob sich ihre Seelen an die äußeren Umstände anpassten, denn auf Ptero hatten Imbri und er der Alterung und Verjüngung im Hin und Von unterlegen. Wahrscheinlich würden Dawn und Eve ihm das aber nicht glauben, sondern wären weiterhin überzeugt, dass er sie anführen wollte.
    Sie landeten sicher auf einem weiten Feld zwischen den Gebirgen. Blaues Gras und blaue Blumen bedeckten es. Außerdem schien es abschüssig zu sein: Sie standen in einem spitzen Winkel zur Ebene. Imbri behielt ihre Mährengestalt bei; offenbar hatten sie auf dieser Welt genügend Seelenmasse, um ihrer natürlichen Gestalt ausreichende Dichte zu verleihen. Ihr Fell war nun von einem blauglänzenden Schwarz mit seidiger Mähne und seidigem Schweif.
    Dawn kniete sich ins Gras. »Es ist natürlich und freundlich gesinnt«, sagte sie. »Es gibt uns Körner, wenn wir hungrig werden.«
    Eve hingegen hockte sich an einem Felsen nieder. »Auch er ist natürlich und freundlich gesinnt«, berichtete sie. »Er macht sich weich, wenn jemand sich auf ihn setzen will.«
    So weit, so gut, dachte Forrest. Wenn man ihm die Wahl ließ, gab er freundlichen Dingen den Vorzug.
    Dann kam eine Horde kleiner Wesen über den Boden auf sie zugerannt. Sie erinnerten an Eichhörnchen, nur dass sie auf ihren Hinterbeinen liefen und hellblau waren.
    »Sind sie freundlich gesinnt?«, fragte Forrest besorgt.
    »Das Gras sagt nein«, antwortete Dawn.
    »Der Felsen sagt ja«, meldete Eve.
    Forrest überlegte rasch. »Bedeutet das, diese Wesen fressen Gras, aber keine Felsen?«
    »Ja«, antworteten beide Mädchen gleichzeitig.
    Dann hatten die Wesen sie erreicht. Um alle vier Besucher bildeten sie Kreise und keckerten aufgeregt. Im Gegensatz zu den Besuchern standen sie senkrecht zur Ebene.
    »Das sind Linge«, erklärte Dawn, nachdem sie einen von ihnen berührt hatte. »Eine Varietät einer vielfältigen Art, die fast überall vorkommt. Es gibt Erdlinge, Xanthlinge, Pterolinge und Pyramidlinge. Sie können das Unmögliche möglich machen und sind auf Pyramid sehr verbreitet. Uns haben sie bemerkt, weil wir nicht blau sind und schräg stehen.«
    Forrest war beeindruckt. Ihr Talent übertraf alles, was er sich vorgestellt hatte. »Vielleicht sollten wir uns anpassen, damit wir nicht augenblicklich von Leuten, denen wir nicht auffallen wollen, als Fremde erkannt werden«, sagte er. »Außerdem sollte ich den Mantel des Vergessens erneuern; er wird sich aufgebraucht haben.«
    »Aber wenn Pyramids Magie anders ist, wird der Zauber hier gar nicht funktionieren«, wandte Imbri ein. Sie benutzte dazu nicht ihren Mund, sondern eine Gedankenstimme. Offenbar war sie auf Pyramid in der Lage, mehreren Personen zugleich ihre Gedanken zu senden, weil sie hier mehr als genug Seelensubstanz besaß.
    »Es sei denn, die Linge können wirklich das Unmögliche vollbringen«, entgegnete er. »Können sie uns blau machen?«
    »Ja, das können sie«, antwortete Dawn nach einem Augenblick. »Und sie können dafür sorgen, dass wir genau senkrecht zum Land stehen, genau wie sie. Aber das hat seinen Preis.«
    »Alles hat seinen Preis«, murmelte Imbri.
    »Welchen Preis?«, fragte Forrest misstrauisch.
    Erneut berührte Dawn einen Ling. »Wer immer auf dieser Welt etwas abgibt, erlangt entsprechend etwas«, erklärte sie und blickte auf. »Was soll das denn heißen? Es klingt völlig unmöglich.«
    »Sie alle sind Geschöpfe des Unmöglichen«, sagte Forrest. »Folglich muss es wahr sein. Deshalb sollten wir aber auch nichts annehmen, bevor wir nicht wissen, welche Folgen das für uns hat. Wenn der Schenker etwas hinzubekommt, was verliert dann der Beschenkte?«
    Stirnrunzelnd konzentrierte sich Dawn auf die kleinen Geschöpfe. »Der Beschenkte wird kleiner«, sagte sie, »und der Schenker größer.«
    »Eigentümlich«, meinte Eve.
    »Wie viel größer und wie viel kleiner?«, wollte Forrest wissen.
    »Nicht viel, aber spürbar – für ein einzelnes Geschenk. Wer viel schenkt, wird am Ende zum Riesen, aber wer viel annimmt, wird mit der Zeit sehr klein und kann sogar verschwinden.«
    »Dann sollten wir uns sorgfältig aussuchen, was wir uns geben lassen«, sagte Forrest. »Ich glaube, wir sollten uns im Aussehen wirklich an die Einheimischen anpassen, und

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