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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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einholen.«
    »Einverstanden. Aber ich werfe dir einen Mantel über.«
    Er lachte auf.
    »Einen Mantel des Schweigens? Tu dein Schlimmstes, Fohlen.«
    Forrest begriff, dass der Hengst seit dem Wald keinen Blick mehr auf sie geworfen hatte und sie deshalb sechs- oder siebenjährig vor sich sah. Das war ein verständlicher, aber sehr törichter Fehler.
    Kontra wandte sich Katrin zu und hob die Lider. Sofort sackte ihm die Kinnlade herab. Forrest blickte auf Katrin, um zu sehen, was Kontra vor sich sah. Sie war nun eine bezaubernde, vollbrüstige, langmähnige, weiß geflügelte Zentaurensrute mit dunkelbraunem Fell und fließendem Schweif. Von der Anstrengung atmete sie schwer. Wäre sie eine Nymphe gewesen, hätte Forrest sie unwiderstehlich gefunden. Genauso aber musste sie auf einen Zentauren wirken.
    Dann warf sie einen Mantel. Erneut konnte Forrest ihn nicht sehen, und nur ein Funkeln in der Luft deutete darauf hin, dass überhaupt etwas auf den Hengst zuflog. Es legte sich um Kopf und Schultern.
    Kontra blinzelte. Sein Blick wurde starr. »Was ist los?«, fragte er verwirrt.
    »Das war ein Mantel zum Einwickeln«, erklärte Katrin.
    »Ein was? Ich verstehe nicht.«
    »Ich habe dich eingewickelt. Warum fliehst du vor mir?«
    Er betrachtete sie. »Das kann ich gar nicht sagen. Gibt es einen Grund?«
    »Vielleicht. Warum stößt du nicht in dieses Horn?« Sie trat vor und reichte es ihm.
    Er blickte es unschlüssig an. »Was ist das für ein Horn?«, fragte er.
    »Das ist das Liebes-Horn. Durch seinen Ton zeigt es dir, wo deine Wahre Liebe sich befindet.«
    Er runzelte die Stirn. »Ist das eine Herausforderung?«
    »Wer weiß?«
    Er nahm das Horn und blies kräftig hinein. Kein Laut war zu hören – doch dann betrachtete er Katrin mit völlig anderem Gebaren. »Du bist es«, sagte er verwundert. »Du bist es wirklich. Du bist die Eine! Für dich will ich alles opfern.«
    Doch nun war Katrin sich nicht mehr schlüssig. »Wenn du nur fliegen könntest«, sagte sie bedauernd.
    »Wer sagt, ich könnte nicht fliegen?« Und plötzlich entfalteten sich zwei schwere schwarze Flügel aus seinem Körper. Was sie alle für die Farbe seines Fells gehalten hatten, war in Wirklichkeit der Farbton seiner eingefalteten Schwingen. »Für meine Flügel hatte ich noch nie Verwendung, denn sie hätten mich nur dorthin gebracht, wohin ich gar nicht wollte, doch nun möchte ich mit dir fliegen, du fantastisches, bezauberndes Geschöpf, und die Kindheit von mir abstreifen.«
    Nun fiel Katrin die Kinnlade herab. »Das Liebes-Horn hat es gewusst!«, hauchte sie. »Es hat es wirklich gewusst!«
    Kontra ließ das Horn fallen. »Komm, flieg mit mir davon, meine unerwartete Liebe. Für uns gibt es mehr zu entdecken als nur die Geografie.«
    »O ja! Aber vorher muss ich meine Freunde ins Gebiet der Faune führen – oder wenigstens so dicht hinan, wie ich mich ihm nähern darf.«
    »Das tun wir gemeinsam«, sagte er großzügig. »Und um es zu beschleunigen, lassen wir sie auf uns reiten.«
    »Ja«, stimmte Katrin zu. Herzchen umschwebten ihren Kopf; sie verliebte sich.
    Forrest hob das Liebes-Horn auf und steckte es in seinen Rucksack. Dann setzte er sich hinter die großen Flügel auf Kontra, während Imbri auf den Rücken der Zentaurin stieg. »Komisch, auf einer Pferdeartigen zu reiten«, sagte sie, »ich bin ja selber pferdeartig.«
    »Das Faunengebiet liegt im Hin«, sagte Katrin. »Ich weiß nicht, ob es noch innerhalb meiner Reichweite ist, aber ich werde mein Bestes tun, um euch zumindest die Richtung zu weisen.«
    Die Zentauren galoppierten nach Westen. Dann breiteten sie die Flügel aus und erhoben sich zu Forrests Überraschung in die Luft. Nun waren sie erheblich schneller; er sah, wie der Boden unter ihnen hinwegschoss. Doch je höher sie stiegen, desto langsamer bewegte sich der Boden, als ärgere ihn die Missachtung. Anfangs wechselten sich Felder mit Wäldern ab, doch bald erhoben sich Berge und klafften Täler, dann flogen sie über Seen mit Inseln. Die Landschaft war offenbar genauso abwechslungsreich wie in Xanth.
    Nach einiger Zeit landeten die beiden Zentauren wieder.
    »Wir werden ein wenig zu alt für so etwas«, erklärte Kontra. Forrest bemerkte, dass das Fell seines Trägers vom Alter fleckig geworden war. Kontra näherte sich dem Lebensabend und wurde immer langsamer. Er blickte Katrin an, und auch sie wirkte alt. In kurzer Zeit waren sie sehr weit gekommen.
    Die Zentauren blieben stehen. »Hier scheint meine Grenze

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