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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren die verzweifelten Flüchtlinge noch weiter nach Westen gekommen – und trafen auf Katrin Zentaur, die nach Süden gerannt war, um sie abzufangen. An dieser Stelle war sie ungefähr fünf Jahre alt; sie trug niedliche Rattenschwänzchen und hatte einen Spielzeugbogen samt Köcher umgeschlungen. Ihre weißen Flügel, die hier noch zu klein waren, um damit zu fliegen, hatte sie eng an den Leib gelegt; sie bildeten eine Art Mantel auf ihrem Rücken.
    Kontra, der mittlerweile dreizehn war, musterte sie abschätzig. »Verschwinde, Göre. Ich will nichts mit dir zu tun haben.«
    Sie starrte ihn an. »Soll das heißen, du bist es? Mein angeblicher idealer Partner? Ein flügelloses, landgebundenes Geschöpf? Das ist ja wohl ein Scherz!«
    »Aber klar, Balg! Nun aus dem Weg, bevor ein Drache dich grillt und runterschlingt.«
    »Hört ihr beiden wohl auf, euch zu streiten!«, brüllte Forrest. »Kannst du uns irgendwie helfen, Katrin?«
    »Ich glaub schon. Gleich im Norden ist ein Wald; fliehen wir dorthin, da können wir uns verstecken.« Sie wandte sich um und wies ihnen den Weg; ihre kleinen Hufe trappelten eilig über den Boden.
    »Die Drachen folgen deinem Huftrommeln und können uns trotzdem folgen«, stellte Kontra verächtlich fest, aber er folgte ihr trotzdem, und Forrest und Imbri eilten hinterher.
    Die Drachen warfen sich in der Luft herum und flogen eine Schleife, um ihre Opfer abzufangen, doch die Flüchtigen erreichten gerade noch vor der ersten Feuerzunge den Waldrand. Sie schwenkten nach Westen, um tiefer zwischen die Bäume zu kommen.
    Katrin hob die Hände, als wollte sie etwas werfen.
    »Was ist los, Gör?«, fuhr Kontra sie an. »Gibst wohl schon auf? Mach dir keine Sorgen; gleich we…«
    Er brach mitten im Wort ab. In der Furcht, etwas sei geschehen, blickte Forrest sich um, doch der Zentaur lief weiter und sprach auch noch: Sein Mund bewegte sich, nur drang kein Wort daraus hervor.
    Dann erhob sich in seinem Kopf eine Traumstimme. Katrin hat e i nen Mantel des Schweigens über uns geworfen, erklärte Imbri. Jetzt können uns die Drachen nicht mehr nach Gehör verfolgen.
    Und sehen konnten die Drachen sie unter dem Schutz der Bäume ebenfalls nicht. Nun hatten die vier eine reelle Chance zu fliehen. Katrins bemerkenswertes Talent half ihnen sehr.
    Doch leider gab es in dem Wald Harpyien. Die schmutzigen Vögel flatterten herab und hatten nur eins im Sinn: Unheil anzurichten. So zahlreich waren sie, dass man ihnen nicht aus dem Weg gehen konnte.
    Katrin, die nun sechs Jahre alt und gewachsen war, hob die Hände und zog ihren Mantel ein. Plötzlich waren die Harpyien zu hören. »Jetzt haben wir euch, ihr $@#&§%!«, kreischte eine von ihnen. »Euch pupen wir ins Gesicht!«
    »Da stelle ich mich lieber den Drachen«, brummte Kontra angeekelt.
    »Das überlege ich auch schon die ganze Zeit«, stimmte Forrest ihm zu. Eine der Harpyien sah derjenigen, die ihn vor einem Jahrhundert getäuscht hatte, sehr ähnlich, obwohl es natürlich nicht die Gleiche sein konnte.
    Katrin machte eine Bewegung, als werfe sie etwas über die Harpyien, bei dem es sich um einen anderen Mantel handeln musste. Allerdings war er kaum zu sehen. Während er sich ausbreitete, überzog er die Vogelwesen mit einem feinen, funkelnden Netz. Gleichzeitig verstummte ihr Fluchen, obwohl sie nicht damit aufhörten, im Gegenteil: Sie kreischten schlimmer als zuvor; ihr Gezänk drang nur nicht aus dem Mantel.
    »Ich habe einen Isoliermantel um sie gelegt«, erklärte Katrin. »Jetzt fällt ihr Geschimpfe auf sie selbst zurück und beschmutzt ihnen die eigenen Federn.«
    Tatsächlich erschienen nun provokante Symbole: Blitze, Totenschädel, explodierende Donnerschläge, Sterne und Spiralen, doch sie alle trafen die Harpyien, die ein noch lauteres Gezeter anstimmten, sobald ihre Ausfälle sich an ihnen selber rächten. Damit steigerten sie ihre Nöte nur. Die ersten Brandflecke erschienen auf den Schwanzfedern.
    »Das kannst du den Harpyien antun?«, fragte Kontra erstaunt. »Gar nicht schlecht!«
    »Oh, danke«, sagte die kleine Katrin errötend.
    Damit aber erinnerte sie Kontra an seine Vorbehalte ihr gegenüber. Er schloss den Mund, damit ihm auf keinen Fall ein weiteres Kompliment entschlüpfte.
    Das Quartett rannte weiter und überließ die Harpyien ihrem Schicksal.
    Doch nun konnten die Drachen sie wieder hören, denn der Mantel des Schweigens war gelüftet. Katrin konnte immer nur eins auf einmal bemänteln. Trotzdem hatte sie ihnen

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