Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Buckel, der hinten aus dem Nacken herauswuchs – habe ich ihn bemitleidet, nicht weil das all seine Habe war, sondern weil er alles das zu schleppen hatte. Wenn ich schon meine Falle zu tragen habe, so will ich dafür sorgen, daß sie leicht ist und meine Lebenskräfte nicht wegschnappt.
Vielleicht wäre es aber doch am klügsten, seine Pfote überhaupt nicht hineinzustecken.
Ich möchte nebenbei bemerken, daß mich Vorhänge nichts kosten, denn ich brauche mich nur vor der Neugier von Sonne und Mond zu schützen und die können meinetwegen gern hineinschauen. Der Mond wird meine Milch nicht sauer machen und mein Fleisch nicht verderben, und die Sonne wird weder meinen Möbeln schaden, noch meinen Teppich bleichen und wenn sie bisweilen als allzu warme Freundin sich erweisen sollte, so halte ich es immerhin für noch vorteilhafter, sich hinter einen Vorhang zurückzuziehen, den die Natur geschaffen hat, als auch nur einen einzigen Gegenstand meiner Wohnungseinrichtung hinzuzufügen. Eine Dame bot mir einmal eine Matte an. Ich hatte aber keinen Platz dafür, auch weder drinnen noch draußen Zeit sie auszuklopfen. Darum lehnte ich das Anerbieten ab und zog vor, meine Füße auf dem Rasenboden vor meiner Haustür zu reinigen. Man fährt am besten, wenn man den Anfang des Übels vermeidet. Vor einiger Zeit wohnte ich einer Auktion bei: die Einrichtung eines Geistlichen wurde versteigert, der sich in seinem Leben gut einzurichten verstanden hatte. –
"Was Menschen Übels tun, das überlebt sie."
Wie fast regelmäßig war es zum größten Teil Gerümpel, das schon zu seines Vaters Zeiten sich anzusammeln begonnen hatte. Unter anderm sah man dort auch einen getrockneten Bandwurm. Und jetzt, nachdem das Gelumpe ein halbes Jahrhundert auf dem Speicher oder in anderen Staubhöhlen gelegen hatte, wurde es nicht verbrannt. Anstatt eines Freudenfeuers , einer reinigenden Zerstörung, gabes eine Auktion , eine Vermehrung. Die Nachbarn waren voll Interesse zusammengekommen, um die Dinge anzuschauen. Sie kauften alles an und brachten es behutsam in ihre Speicher und Staubhöhlen, wo es liegen bleibt, bis ihr Nachlaß geordnet wird. Dann beginnt die Wanderschaft aufs neue. Jedesmal, wenn ein Mensch stirbt, wird der Staub von seinen Möbeln aufgewirbelt.
Es wäre vielleicht für uns von Nutzen, wenn wir die Sitten mancher wilden Völker nachahmten. Denn sie vollziehen alljährlich – wenigstens symbolisch – ihre Häutung. Dieser Vorgang existiert in ihrer Vorstellung, nicht in Realität. Wäre es nicht gut, wenn wir solch ein "Busk", solch ein "Fest der Erstlinge" feierten, wie nach Bartrams Beschreibung die Mucclasse-Indianer zu veranstalten pflegten? "Wenn sie das Busk feiern," so erzählt er, "schaffen die Einwohner zunächst neue Kleider, Töpfe, Pfannen und andere Haushaltungsgegenstände und Möbel für jedermann an. Dann werden alle alten Kleider und andere schmutzige Dinge zusammengeschleppt, die Häuser und Straßen gekehrt und geputzt und die ganze Stadt vom Schmutz gesäubert. Aller Schmutz wird darauf zugleich mit dem übrig gebliebenen Getreide und mit anderen alten Vorräten auf einen Haufen zusammengeschleppt und verbrannt. Nachdem die Einwohner Arznei genommen und drei Tage gefastet haben, wird jegliches Feuer in dem Städtchen ausgelöscht. Während der Fastenzeit darf weder der Appetit noch irgend eine Leidenschaft gestillt werden. Eine allgemeine Amnestie wird erlassen, alle Verbrecher dürfen ins Städtchen zurückkehren."
"Am Morgen des vierten Tages erzeugt der Hohepriester durch Reiben von trockenem Holze aufs neue Feuer auf dem Versammlungsplatze. Von dort aus wird jeder Einwohner der Stadt mit einer neuen reinen Flamme versorgt."
"Dann gibt's ein Festessen, frischen Mais und frisches Obst, Tanz und Gesang drei Tage lang. An den vier folgenden Tagen empfangen sie Besuche und sind froh mit ihren Freunden aus den benachbarten Orten, welche auf die gleiche Weise sich geläutert und vorbereitet haben."
Auch die Mexikaner nahmen eine ähnliche "Reinigung" jedesmal nach Ablauf von 25 Jahren vor. Sie glaubten, daß jetzt die Zeit des Weltunterganges herangekommen sei. Eine ehrlichere religiöse Zeremonie als diese ist mir wohl kaum bekannt, wenn ich von religiöser Zeremonie in dem Sinne rede, wie sie etwa in einem Lexikon definiert wird, nämlich als "äußeres und sichtbares Zeichen einer inneren und geistigen Gnade." Auch glaube ich sicherlich, daß diese Wilden
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