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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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ursprünglich direkt vom Himmel zu solcher Handlung inspiriert wurden, wenn sie auch keinen biblischen Bericht über die Offenbarung besitzen.
     
    Mehr als fünf Jahre lang schlug ich mich auf diese Weise einzig und allein durch meiner Hände Arbeit durch und ich fand, daß eine Arbeitszeit von sechs Wochen im Jahr zur Deckung aller Ausgaben im Verlauf eines ganzen Jahres ausreichte. Den ganzen Winter und den größten Teil des Sommers konnte ich ohne Einschränkung dem Studium widmen. Mit der Schulmeisterei hatte ich es gründlich versucht, war aber zu der Erkenntnis gekommen, daß meine Ausgaben im Verhältnis oder vielmehr nicht im Verhältnis zu meinen Einnahmen standen. Ich mußte mich standesgemäß kleiden, standesgemäß leben – vom Denken und Glauben will ich gar nicht reden – und obendrein verlor ich Zeit bei dem Geschäft. Da ich nicht zum Wohl meiner Mitmenschen lehrte, sondern nur um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, mußte ein Mißerfolg eintreten. Mit dem Handel habe ich es ebenfalls versucht. Doch ich erkannte, daß zehn Jahre erforderlich sind, den Weg zum Glück hierbei zu finden, und daß man dann wahrscheinlich nahe daran ist, den Weg zum Teufel zu gehen. Ich hatte wirklich Angst, daß ich nach dieser Zeit ein sogenanntes gutes Geschäft besitzen würde. Wenn ich in früheren Tagen nach einem Lebensunterhalte mich umsah, dachte ich oftmals und allen Ernstes daran Heidelbeeren zu pflücken. Ich hatte damals einige betrübende Erfahrungen gemacht, weil ich den Wünschen meiner Freunde nachgab und die Erinnerung daran war noch frisch genug in meiner Erinnerung, um meine Naivität zu erschüttern. Das Beerenpflücken konnte ich sicherlich ausführen und der geringe Verdienst hätte genügt. Mein größtes Talent war von jeher meine Bedürfnislosigkeit.Auch dachte ich Tor, es sei nur ein geringes Kapital dazu nötig und die Ablenkung von meinen gewohnten Beschäftigungen sei nicht der Rede wert. Während meine Bekannten ohne Zaudern dem Handel oder dem Studium sich widmeten, hielt ich die Beschäftigung mit "Heidelbeerenpflücken" für eine ganz ähnliche. Ich würde den ganzen Sommer hindurch die Hügel durchstreifen, die Beeren, die ich erblickte, pflücken, sie hernach sorglos verkaufen, und so die Herden des Admetus hüten. Ich dachte auch daran, wilde Kräuter zu sammeln, oder Immergrün solchen Dorfbewohnern zu verkaufen, die gern an den Wald erinnert sein wollten, ja ich beabsichtigte sogar, es in Heuwagenladungen in die Stadt zu fahren. Doch inzwischen habe ich gelernt, daß der Handel seiner Ware stets zum Fluch wird. Und wenn Ihr selbst mit Botschaften vom Himmel handelt, der ganze Fluch des Handels ist auch diesem Geschäft gesellt.
     
    Da ich manche Dinge andern vorzog und hauptsächlich meine Freiheit hochschätzte, da ich aufs bescheidenste leben und doch mein Glück erringen konnte, so wollte ich meine Zeit wenigstens jetzt noch nicht dazu verwenden, mir kostbare Teppiche und schöne Möbel, Delikatessen oder ein Haus im griechischen oder im gotischen Stil zu verdienen. Wenn irgend jemand, ohne abgelenkt zu werden, solche Sachen erwerben kann, und das Erworbene zu benutzen versteht, so überlasse ich diese Beschäftigungen gern. Manche Menschen sind "arbeitsam", scheinen die Arbeit um ihrer selbst willen zu lieben oder weil sie dadurch von gröberem Unfug abgehalten werden. Diesen habe ich augenblicklich nichts zu sagen. Wer aber wissen will, was er mit noch mehr Muße, als er schon hat, anfangen soll, dem gebe ich den Rat, doppelt angestrengt zu arbeiten. Er soll arbeiten, bis er sich selbst soviel Geld verdient hat, daß er sich freikaufen kann, bis er seinen Freibrief in Händen hält. Ich selbst habe erkannt, daß die Beschäftigung des Taglöhners die unabhängigste von allen war, zumal da man nur 30 oder 40 Tage im Jahre zu arbeiten braucht, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Geht die Sonne unter, hört des Taglöhners Arbeit auf. Er kann dann in Freiheit sich seinen Neigungen widmen, die mit seiner Arbeit nichts zu tun haben. Sein Arbeitgeber dagegen,der durch alle Monate des Jahres spekuliert, hat keine Ruhe und Muße von einem Ende des Jahres bis zum andern.
     
    Kurz: ich bin sowohl aus Glaube als auch aus Erfahrung der Ansicht, daß es keine Quälerei sondern ein Zeitvertreib ist, sich auf dieser Erde durchzukämpfen, wenn man einfach und verständig leben will. Noch immer dienen die Beschäftigungen der einfachen Völker den kultivierteren als Sport. Es ist

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