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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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und "unsere Kirche" getrost als Ballast über Bord werfen.
     
    Wir prahlen damit, daß wir dem neunzehnten Jahrhundert angehören und von allen Völkern die gewaltigsten Fortschritte machen. Was aber tut denn Concord zum Beispiel für seine Kultur? Ich wünsche weder meinen Mitbürgern zu schmeicheln, noch von ihnen Schmeicheleien zu hören; damit ist weder dem einen noch dem andern geholfen. Wir müssen gereizt, mit dem Stachel angetrieben werden, wie Ochsen, die wir ja sind, um ins Traben zu kommen. Wir haben ein verhältnismäßig gutes System gewöhnlicher Freischulen, solcher Schulen, die nur für Kinder bestimmt sind. Aber abgesehen von einem nur halb lebensfähigen Lycaeum im Winter, und abgesehenvon einem aus letzter Zeit datierenden, zahmen Anfang einer vom Staate angeregten Bibliothek, haben wir keine Schule für uns selbst. Wir verwenden auf alle Dinge, die zu unserer Pflege und Verpflegung dienen, mehr als auf unsere geistige Nahrung. Es ist an der Zeit, daß wir ungewöhnliche Schulen bekommen, daß wir nicht mit unserer Erziehung aufhören, wenn wir anfangen Männer und Frauen zu werden. Es ist Zeit, daß Dörfer sich in Universitäten verwandeln, daß die älteren Einwohner Universitätsmitglieder werden und berechtigt sind – wenn sie wohlhabend genug sind – ihren Lebensabend freien Studien zu widmen. Soll die Welt sich für ewige Zeiten mit Paris oder Oxford begnügen? Können nicht unter Concords Himmel Studenten leben und eine vorurteilsfreie Erziehung finden? Können wir denn keinen Abälard anstellen, der uns Vorlesungen hält? Ach! Viehfüttern und Ladenhüten hat uns allzulange von der Schule ferngehalten, und unsre Erziehung ist bedauerlich vernachlässigt. In diesem Lande hier sollte die Stadt in gewisser Hinsicht die Stelle des Edelmanns in Europa einnehmen. Sie sollte die Beschützerin der Künste sein. Sie ist reich genug. Es fehlt nur an Seelengröße und Seelenreinheit. Sie kann Geld genug für Dinge ausgeben, die von Farmern und Kaufleuten geschätzt werden. Aber schon der Vorschlag, Geld für etwas zu verwenden, was – nach Ansicht weitaus intelligenterer Menschen – viel mehr Wert hat, gilt als eine Utopie. Diese Stadt verausgabte – Dank dem Himmel oder Dank der Politik! – siebenzehntausend Dollars für ein Rathaus. Sie wird aber wahrscheinlich im Verlauf von hundert Jahren nicht die gleiche Summe für lebendige Geisteskraft, für die würdige Fassung eines echten Juwels verwenden. Die einhundert und fünfundzwanzig Dollars, die jährlich für das Winterlycaeum gezeichnet werden, sind besser angewandt, als eine andere Summe in der gleichen Höhe, die in der Stadt gesammelt wird. Wenn wir schon einmal im neunzehnten Jahrhundert leben, warum sollen wir uns dann nicht der Vorteile erfreuen, die das neunzehnte Jahrhundert bietet? Warum soll unser Leben in irgend einer Hinsicht "bäuerisch" sein? Wenn wir denn schon Zeitungen lesen wollen, warum überschlagen wirnicht den Stadtklatsch aus Boston und greifen gleich zur besten Zeitung der Welt? Nein, da nähren wir uns an den Brüsten der "unabhängigen Familienzeitung" oder knabbern hier in Neuengland am "Olivenzweig"! Laßt die Berichte aller gelehrten Gesellschaften zu uns kommen. Wir werden prüfen, ob sie tatsächlich etwas wissen. Warum sollen die Herren "Gebrüder Harper" oder "Redding & Compagnie" unsere Bücher für uns auswählen? Wenn ein Edelmann von geläutertem Geschmack sich mit allem umgibt, was zu seiner weiteren intellektuellen Erziehung beiträgt, mit Talent, Geist, Wissenschaft, Witz, Büchern, Gemälden, Statuen, Musik, philosophischen Dingen und dergleichen mehr, so sollte auch die Stadt nicht mit einem Pädagogen, einem Pfarrer, einem Meßner, einer Pfarrbibliothek und mit drei Stadtverordneten sich begnügen, bloß weil einst in einem kalten Winter auf einem kahlen Felsen unsere Vorfahren, die in dies Land gezogen kamen, damit zufrieden waren. Eine Grundbedingung unserer Verfassung ist gemeinsames Handeln. Ich aber vertraue darauf, daß unsere Schätze größer sind als die des Edelmanns, weil unsre Quellen ergiebiger fließen. Neuengland kann alle weisen Männer der Welt als seine Lehrer anstellen. Es wird ihnen an nichts mangeln, nichts Provinziales wird sich bemerkbar machen. Das ist die ungewöhnliche Schule, die wir brauchen. Statt der Edelmänner laßt uns Edelstädte voller Männer haben. Wenn es auch nötig ist, baut keine Brücke über den Fluß, macht einen etwas weiteren Weg und spannt wenigstens

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