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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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    Summa:                                                     23,44   Doll.
     
    Also Nettoverdienst: 8,71  ½ Dollar, wie ich schon an anderer Stelle erwähnte. Ich fasse die Erfahrungen, die ich beim Bohnenpflanzen machte, kurz zusammen: Pflanze ungefähr am ersten Juni die weiße Buschbohne in Reihen, die etwa drei Fuß achtzehn Zoll von einander entfernt sind. Wähle sorgfältig frische, runde, unvermischte Saat aus. Gib Obacht auf Würmer und pflanze in etwaige Lücken neue Saat. Dann gib Obacht auf die Murmeltiere, denn die knabbern die ersten zarten Blätter der Reihe nach völlig ab und stellen sich pünktlichwieder ein, wenn die jungen Ranken wieder wachsen. Ranken, Knospen und junge Schoten – alles mähen sie ab, wobei sie aufrecht wie die Eichhörnchen dasitzen. Vor allen Dingen: Ernte so früh wie möglich, wenn Du Nachtfröste vermeiden und eine gute verkäufliche Qualität erzielen willst. Auf diese Weise kannst Du Dich vor großem Verlust schützen.
     
    Ferner machte ich folgende Erfahrung. Ich sagte zu mir selbst: Im nächsten Sommer will ich nicht mit solch emsigem Fleiß Mais und Bohnen, sondern solche Saat als Aufrichtigkeit, Wahrheit, Einfachheit, Vertrauen, Unschuld usw. pflanzen – vorausgesetzt, daß ich die Aussaat noch besitze. Dann will ich sehen, ob sie nicht im Boden Wurzel schlägt, selbst wenn ich weniger Mühe und Pflege darauf verwende, ob sie mich nicht erhalten wird, denn, wahrlich, für solche Früchte ist der Boden noch nicht erschöpft. Ach ja! Wohl sprach ich also zu mir, aber jetzt ist ein zweiter Sommer dahin, ein dritter gar und ein vierter und ich muß Dir gestehen, Leser, daß der Samen – wenn es wirklich der Samen dieser Tugenden war, den ich ausstreute – wurmstichig oder ohne Lebenskraft war, und deshalb nicht zu keimen begann. Meistens sind die Menschen so tapfer oder so feige wie ihre Väter. Als ob es ein Fatum wäre, wird diese Generation höchstwahrscheinlich in jedem neuen Jahr Mais und Bohnen pflanzen, also das tun, was vor Jahrhunderten die Indianer taten und den ersten Ansiedlern zeigten. Ich sah neulich zu meinem Erstaunen einen alten Mann, der mit seiner Hacke zum siebenzigsten Mal Löcher grub, jedoch nicht um sich selbst darin zu betten. Warum soll aber der Neuengländer nicht auf neue Abenteuer ausgehen? Warum soll er nicht weniger Nachdruck auf die Mais-, Kartoffel- und Grasernte und auf seine Obstgärten legen und andere Früchte ziehen? Warum kümmern wir uns so sehr um unsere Saatbohnen und überhaupt nicht um ein neues Menschengeschlecht? Bessere Speise wird uns zuteil, wenn wir einen Menschen gefunden haben, in welchem zweifelsohne einige der von mir erwähnten Eigenschaften Wurzel gefaßt und Früchte getragen haben, einen Menschen mit jenen Eigenschaften, die wir höher alsalle anderen Erzeugnisse schätzen, die aber meistens in alle Welt verstreut sind und in der Luft schweben. Hier kommt solch eine feine, unaussprechliche Eigenschaft z. B. Wahrheit oder Gerechtigkeit, wenn auch nur in kleinster Menge oder in neuer Gewandung des Weges daher. Unsere Gesandten sollten Instruktionen bekommen, solche Saat nach Haus zu senden und der Kongreß sollte helfen, daß sie über das ganze Land gestreut wird. Mit der Aufrichtigkeit sollten wir niemals zeremoniell verkehren. Wir sollten niemals durch unsre niedrige Gesinnung einander betrügen, beleidigen und verscheuchen, solange noch ein Körnchen Güte und Freundlichkeit zu bemerken ist. Wenn wir zusammenkommen, sollen wir nicht in Eile sein. Die meisten Menschen laufen an mir vorbei – sie scheinen keine Zeit zu haben; sie haben zu viel mit ihren Bohnen zu tun. Mit dem Mann mag ich nichts zu schaffen haben, der ewig sich plackt, der, wenn er von der Arbeit ausruht, Hacke oder Schaufel als Stab und Stecken benutzt, und ausschaut, nicht wie ein Pilzlein, das nur ein wenig über den Erdboden emporsieht und doch stolz den Kopf hebt, sondern wie eine Schwalbe, die aus den Lüften sich niederließ und am Boden kriecht.
     
    "Er spannte während seiner Worte von Zeit
"Zu Zeit weit seine Flügel aus.
"Er wollte fliegen, doch die Kraft versagte...",
     
    so daß wir vermuten könnten, wir sprächen mit einem Engel. Brot ernährt uns vielleicht nicht immer, aber es tut uns immer wohl. Es nimmt die Steifheit aus unseren Gelenken, macht uns geschmeidig und elastisch, wenn wir nicht wußten was uns quälte, so daß wir alles Edle im Menschen und in der

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