Waldmeister mit Sahne
durch die Küche und Michael unterdrückte ein gequältes Stöhnen. Offenbar wurde sein Leben weit mehr mit Jos Kindern verknüpft, als ihm lieb war.
Winter
Ich finde, Sex ist eine schöne Sache zwischen zwei Menschen. Zwischen fünf – fantastisch!
(Woody Allan)
Sie liefen zu zweit durch die Dunkelheit. Jo wollte unbedingt einen Spaziergang an der Oker entlang machen und daher hatten sie sich in warme Jacken geworfen, denn die Nachtluft war kühl. Trotzdem fühlte sich Jos Hand in seiner schwitzig an. Obwohl Jo eine ganze Weile sehr still war, wirkte er auf Michael ziemlich unruhig. Sein Freund räusperte sich, als wollte er etwas sagen und schwieg dann doch. Und in Michael stieg das Gefühl auf, dass Jo verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, um ihm etwas zu sagen. Etwas Wichtiges. Was das wohl sein mochte? Langsam wurde er nervös.
„Micha?“ Auf einmal blieb Jo stehen und erhielt sofort seine volle Aufmerksamkeit.
„Micha, ich liebe dich.“
Oh Gott! Michaels Herz rutschte in den Keller.
„Aber?“, fragte er bang.
Jo küsste ihn sanft. „Kein Aber. Ich … ich wollte mich bei dir bedanken, Micha. Du hast mir in den letzten Monaten so viel gegeben, obwohl ich mich dir gegenüber wie ein Idiot verhalten habe. Ich kann mit dir reden, lachen und schweigen und natürlich genießen. Außerdem bin süchtig nach Sex mit dir. Du hast mich mit den Kindern unterstützt und deine Eltern sind einfach nur toll, großartig …“
„Wieso klingt das wie ein Abschied?“, fragte Michael ihn unterbrechend und hatte im Moment wirklich Angst.
„Kein Abschied.“ Jos Stimme wurde ganz leise. „Im Gegenteil. Micha, ich möchte, dass du zu mir ziehst.“ Hoffnungsvoll schaute er Michael an.
Er sollte in Jos Haus einziehen? Seine kleine, knarrende Holzbutze aufgeben, die er so lieb gewonnen hatte? Obwohl er ja selbst mal kurz an eine Wohngemeinschaft mit Jo gedacht hatte. Der trat soeben einen Schritt zurück. Er hatte wohl spontanen Jubel von seiner Seite erwartet.
„Und wenn wir uns streiten? Wirfst du mich in einem solchen Fall raus und lässt mich obdachlos auf der Straße stehen?“
„Wir werden uns ja wohl wie vernünftige Leute streiten können, ohne dass wir uns gleich trennen müssen.“ Jo runzelte nun die Stirn.
„Okay. Und was passiert, wenn du jemanden anderen kennenlernst? Ich bin deine erste männliche Beziehung und andere Mütter haben auch nette Buben. Du hast nicht einmal Vergleiche, wie es mit anderen wäre.“
„Ich will keinen anderen. Ich will dich“, sagte Jo ziemlich stur.
„Na klar. In diesem Moment …“
Jo packte ihn ungehalten an den Schultern. „Liebst du mich nicht mehr? Oder hast du bereits einen anderen?“
„Rede keinen solchen Blödsinn.“ Michael wischte Jos Hände beiseite und rückte seine Jacke zurecht. Grundgütiger! Jo war tatsächlich eifersüchtig.
„Wieso magst du dann nicht zu mir ziehen?“ Jo stopfte seine Hände in die Taschen.
„Habe ich abgelehnt?“
„Du hast genauso wenig zugestimmt. Und über mein Angebot scheinst du dich ebenfalls nicht besonders zu freuen.“ Er war enttäuscht und starrte auf seine Füße.
„Versuchst du jetzt in meinen Kopf zu blicken? Du hast ja gar keine Ahnung, ob ich mich freue oder nicht. Es ist bloß …“ Ein bisschen verlegen zuckte Michael mit den Schultern.
„Ja?“
„Du verlangst von mir, mein trautes Heim einfach aufzugeben. Ich wohne schon ewig dort, und obwohl meine Wohnung nicht den Luxus deines Hauses bietet, ist sie mein Reich, meine Burg. Verstehst du? Da schreit man nicht gleich Hurra, weil jemand möchte, dass man auszieht.“
Misstrauisch sah ihn Jo an. Den Blick kannte Michael von ihm überhaupt nicht.
„Es geht dir um deine Freiheit, nicht wahr? Damit du dir irgendeinen Typen ins Haus holen kannst und ich nichts mitkriege.“
„Du bist eifersüchtig. Donnerwetter, Jo!“ Michael lachte, aber Jo fand es nicht komisch.
„Ich habe also recht.“
„So ein Quatsch. Ich hatte bislang zwei feste Beziehungen und habe trotzdem immer allein gewohnt. Außerdem gibt es in meiner Beziehung kein Fremdgehen, klar? Und immer wenn ich Single war, lautete eine Regel, dass kein Fremder in meine Bude kommt. Du warst der Erste, bei dem ich meine Regeln ständig gebrochen habe. Das spricht doch eigentlich für dich, nicht wahr?“
„Du hängst also wirklich nur an deiner Wohnung?“
Michael küsste Jo und zog ihn in seine Arme. „Genau. Gib mir ein bisschen Zeit, um mich mit dem
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