Waldmeister mit Sahne
behaglich.
„Hat dir deine Frau nicht einmal ein Essen hingestellt?“ Ilse schüttelte den Kopf und schnalzte dabei missbilligend mit der Zunge.
„Ich bin dir für deinen Einsatz heute wirklich unendlich dankbar.“ Joachim wusste gar nicht, wie er sich angemessen ausdrücken sollte. Ilse lachte dagegen nur.
„Endlich werde ich tatsächlich mal gebraucht und das ist ein schönes Gefühl. Ich habe es immer ein bisschen bedauert, dass Micha keine Kinder in die Welt setzen würde. Und nun sieh mich an: Ich habe einen sehr glücklichen Sohn, dich und gleich drei Zwerge, um die ich mich kümmern darf. Das macht mir jedenfalls richtig Spaß.“
„Bis Hennie zu plärren anfängt. Genau in diesem Moment hört der Spaß nämlich auf“, brummte Joachim.
„Micha hatte als kleiner Junge dauernd Mittelohrentzündungen. Das Geschrei, das er veranstaltet hat, kannst du dir nicht vorstellen. Da wird mich deine kleine Prinzessin nicht gleich umhauen.“
Sie schob Joachim ein Päckchen zu.
„Was ist denn das?“
„Ein paar Stullen für die Arbeit. Du musst doch zwischendurch etwas essen. Wann bist du zurück?“
„Ich hole Micha um vier vom TÜV ab und dann kommen wir auf dem kürzesten Weg hierher.“ Joachim schob den Stuhl zurück und drückte Ilse einmal ganz fest.
„Danke, mein Engel“, sagte er und bekam prompt einen weiteren Kuss.
Vergnügt verabschiedete Ilse ihn: „Viel Spaß, mein Junge.“
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Michael stand gerade unter der Dusche, als sich die Kabinentür öffnete und ihm jemand ein nacktes Kleinkind vor die Füße setzte, dessen Hintern eindeutig vollgeschissen war. Igitt! Ehe Michael den Übeltäter zurückhalten konnte, war der bereits aus dem Bad verschwunden.
„McFly!“, brüllte er und hörte nur entferntes Lachen. Ziemlich nah am Fußboden gluckste es fröhlich und das war eindeutig nicht der Abfluss. Kleine Finger verbogen ihm den Zeh.
„Mi-a“, krähte Hennie ziemlich ausgeschlafen. „Mi-a!“
Michael war schwul. Und er war gerne schwul. Nie, aber auch niemals hatte er sich vorgestellt, seinen Morgen mit einem knapp zweijährigen Kind unter der Dusche zu beginnen.
„Krabbe, mich dünkt, als tät bei dir Seife nötig. Verdammt viel Seife.“
„Mi-a?“ Kurze Arme streckten sich nach ihm aus und er klemmte sich Hennie unter einen Arm, um sie einzuschäumen. Nach einer Weile war Michael ziemlich geschafft, doch wenigstens war die Säuberungsaktion gelungen. Außerdem war ihm bewusst geworden, was ihm als Schwuler bislang an weiblicher Anatomie erspart geblieben war. Mit Hennie im wahrsten Sinne des Wortes am Hals marschierte er in die Küche hinunter. Marty und Lucas saßen bereits beim Frühstück und plapperten munter auf seine Mutter ein, die am Herd Spiegeleier briet, den Toaster beaufsichtigte und gleichzeitig Lucas Milch für seine Cornflakes nachschenkte.
„Setz dich, Hase. Kaffee?“, fragte sie und füllte ihm bereits eine Tasse voll. Hennie schaute mit großen Augen auf die ihr fremde Person.
„Und du bist Hennie? Wollen wir mal nachsehen, was wir für dich zum Essen finden?“ Fragend streckte Mama die Arme auf die gleiche Art und Weise aus, wie Hennie vorhin Michael gegenüber unter der Dusche. Die drückte ihr Gesicht an seine Brust und klammerte sich mit aller Kraft an seinen Hals. Bestimmt lief er gleich blau an.
„Mi-a“, sagte sie leise und einschmeichelnd.
Mama lachte und prüfte die Temperatur des Kindertees, den sie schon vorbereitet hatte.
„McFly, noch so eine Aktion wie vorhin und du hörst deine Ohren klingeln“, drohte Michael. Marty feixte.
„Du musst dich nicht genieren. Ich weiß, wie ein nackter Mann aussieht“, sagte er großspurig.
„Ach ja? Und woher?“
Marty tippte sich bezeichnend vor die Brust.
„Allerhöchstens Männchen, McFly. Und dein Mann sein erlebst du nicht, wenn ich es erneut mit einem vollgekackten Kind zu tun bekomme.“
„Micha, nicht solche Ausdrücke am Tisch!“
Marty und Lucas kicherten und überschrien sich gleich darauf gegenseitig, was ihre Wünsche fürs Mittagessen anging. Hätte seine Mutter bloß nicht gefragt. Michael trank Kaffee, futterte einen Berg Ei und drückte Mama am Ende seiner Mahlzeit einfach Hennie in den Arm. Die Krabbe schaute komisch. Das erwartete Geheul blieb zum Glück aus.
Gerade, als er sich zum Anziehen verdrücken wollte, hörte er Lucas fragen: „Bist du jetzt so etwas wie unsere Oma?“
Prompt antwortete seine Mutter mit: „Na klar.“
„Cool“, tönte es
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