Waldmeister mit Sahne
Gedanken an ein Zusammenziehen vertraut zu machen, okay?“
„Okay“, flüsterte Jo und lehnte die Stirn mit einem Seufzer gegen seine Schulter.
„Als Nächstes kommst du angeschlichen und willst mich vor dem Traualtar schleppen“, brummte Michael.
„Mit dem Antrag wollte ich warten, bis die Scheidung durch ist.“
„ Jo !“
Jo grinste ihn an. „Reg dich ab. Das war bloß ein Witz.“
Puh! Dieser Witz hatte seinen Blutdruck in die Höhe gejagt. Musste ihn Jo derartig erschrecken und gleich mit der Ewigkeit drohen? Obwohl … Michael warf einen Blick auf seinen Freund, der neben ihm herlief und über irgendetwas nachgrübelte. Würde er einen Antrag von Jo ablehnen?
Verdammt, Micha, welche Richtung schlagen deine Gedanken auf einmal ein?
„Gibt es noch etwas, dass du mir sagen willst?“
Jo schrak auf und sah ihn fragend an. „Warum?“
„Weil du heute komisch gestimmt bist. Irgendwie abwesend. Oder bist du sauer, weil ich nicht gleich meine Sachen packe?“
„Nein. Da gibt es tatsächlich etwas.“ Er seufzte und blieb erneut stehen. „Ich habe vor einer Woche Post vom Amtsgericht erhalten.“
„Wegen der Scheidung?“
Jo winkte ab. „Meine Schwiegereltern beantragen das alleinige Sorgerecht für die Kinder. Vanessa ist damit einverstanden.“
Diese Neuigkeit musste Michael erst einmal verdauen.
„Und das sagst du mir erst heute?“
„Ich wollte dich nicht mit meinen ganzen Problemen belasten. Dank mir hast du bereits genug um die Ohren.“ Jo taumelte ein wenig, weil Michael ihn nun schubste.
„Dafür ist ein Partner da. Man teilt Freud und Leid.“
„Jaja, in guten und in schlechten Tagen. Der Satz kommt mir bekannt vor. Leider hat jemand vor dem Altar gepennt, als dieser Spruch an der Reihe war.“
„Warum deine Schwiegereltern?“ Dass Vanessa keinen Bock auf ihre Kinder hat, hatte Michael inzwischen begriffen.
Jo seufzte theatralisch. „Weil ich schwul bin.“
„Aha.“ Michael schaute ihn an und kapierte gar nichts.
„Schwule sind unfähig Kinder aufzuziehen. Wusstest du das nicht?“
„Nö. Das ist mir neu.“ Beinahe hätte er gelacht. Ausgerechnet Jo, der sich sprichwörtlich den Arsch für seine Gören aufriss, selbst nach der Trennung von Vanessa viel Zeit mit ihnen verbrachte – seinem Geschmack nach ein bisschen zu viel Zeit – und sie bereits während der Ehe praktisch allein aufgezogen hatte. Auf einmal fiel ihm ein, dass ein unbeteiligter Richter Jo gar nicht kannte und vielleicht sogar gegen Schwule eingestellt war. Shit!
„Ist das überhaupt möglich?“
„Hm, ja. Vanessa hat sich eh nie für die Kinder interessiert. Alle drei waren Unfälle ihrer sogenannten flüchtigen Bekanntschaften. Als gesetzlicher Vater steht mir die Sorge zu, aber wenn Vanessa den Antrag ihrer Eltern unterstützt, besteht durchaus die Möglichkeit, dass das Sorgerecht auf Günter und Magda übertragen wird.“
Scheiß Rechtsprechung! Michael suchte verzweifelt nach ein paar passenden Worten.
„Ist schon okay, Micha. Es wird spät. Lass uns nach Hause gehen.“
Gute Idee. Und dort würde er Jo ein bisschen trösten.
Joachim blätterte seine Notizen durch, die er sich für den Gerichtstermin am nächsten Tag gemacht hatte. Er wollte nicht unvorbereitet den Fragen des Richters ausgesetzt sein. Micha zog inzwischen Henriette einen Schlafanzug an. Für die Kleine war es Zeit für das Bett.
„Du kannst wirklich toll mit Hennie“, sagte Joachim auf einmal und beobachtete die beiden.
„Ich weiß echt nicht, was sie an mir findet“, murmelte Micha und sah auf Henriette hinab, die sich vertrauensvoll in seine Arme kuschelte.
„Es ist völlig egal, wieso sie dich mag. Aber es wird unser Zusammenleben vereinfachen.“
Vor ein paar Tagen hatte Micha endlich zugestimmt zu ihm zu ziehen. Allerdings hatte sich Joachim nicht getraut, ihm alle wichtigen Details ihres gemeinsamen zukünftigen Lebens mitzuteilen. Das rächte sich nun.
„Unser Zusammenleben?“, wiederholte Micha ein wenig irritiert.
„Na ja, wir und die Kinder“, erklärte Joachim leise. Michas Augen verengten sich gefährlich.
„Wann haben wir denn beschlossen, mit den Kindern zusammenzuleben?“, fragte er in einem scharfen Ton. Nervös begann Joachim seine Finger zu kneten.
„Die Kinder wollen unbedingt bei mir bleiben, Micha. Das ist der Grund für den morgigen Gerichtstermin.“
„Du hast mir gesagt, es ginge um das Sorgerecht.“
„Richtig. Um die elterliche Sorge und … das
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