Waldmeister mit Sahne
Aufenthaltsbestimmungsrecht.“ Bei dem Geständnis konnte Joachim seinem Freund nicht einmal in die Augen sehen.
„Aha! Schön, dass ich das mal ganz nebenbei erfahre. Und wie passe ich dummer Statist da in deine Pläne?“ Micha wurde lauter. „Erwartest du ernsthaft von mir, dass ich mit euch Vater-Mutter-Kind spiele?“
Flehend blickte Joachim seinen Freund an. „Die Kinder mögen dich und ich …“
„Und was ich will, geht dir …“ Micha hielt rasch Henriettes Ohren zu.
„… am Arsch vorbei?“, zischte er dann. „Ich werde nicht einmal gefragt?“
Betreten sah Joachim auf seine Hände hinunter.
„Verdammt noch mal, Jo! Du kannst nicht einfach über meinen Kopf hinweg entscheiden. Ich habe nämlich auch gewisse Vorstellungen von meinem Leben. Ich möchte mit meinem Freund Spaß haben, will ihn vögeln können und mit ihm um die Häuser ziehen. Und nun sag mir, wo in dieser Aufzählung Kinder vorkommen.“ Micha ließ Henriette los, die sich sogleich selbst die Hände auf die Ohren presste und alles für ein lustiges Spiel hielt. Dabei strahlte sie Micha an.
„Ich dachte, du würdest die Rasselbande ebenfalls wollen“, sagte Joachim.
„So? Dachtest du? Das war leider vollkommen falsch gedacht, mein Lieber. Ich habe nämlich überhaupt keinen Bock auf Kinder. Wir sind hier schließlich nicht bei Ich heirate eine Familie. Es sind nicht einmal deine Gören, Jo.“
„Mir ist durchaus klar, dass sie lediglich meinen Namen tragen und ich nur auf einem blöden Stück Papier ihr Vater bin. Trotzdem sind es meine Kinder, Micha. Und ich kann sie nicht im Stich lassen.“
„Bloß mich kannst du erneut vor die Wand laufen lassen? Prima. In Ordnung. Von mir aus zieh sie auf. Aber ohne mich.“ Micha setzte Henriette vorsichtig auf dem Teppich ab. Die Kleine sah ihn aus großen Augen an.
„Was wird das denn jetzt?“, fragte Joachim alarmiert.
„Ich gehe, um die liebe Familie nicht weiter zu stören“, erhielt er Bescheid.
„Du kannst doch nicht einfach gehen. Was wird denn aus uns?“ Joachim sprang auf und hielt Micha am Arm fest.
„Sag mal, schnallst du es eigentlich? Kapierst du überhaupt, was du mir ständig zumutest? Erst verschweigst du mir, dass du verheiratet bist und Kinder hast und heute willst du mich ungefragt gegen deine Ehefrau austauschen? Trage ich vielleicht eine Schürze?“, fauchte Micha wütend und schüttelte Joachims Hand grob ab. „Ich wollte mit dir zusammenziehen. Klar. Da bin ich allerdings von einer Zwei-Mann-WG ausgegangen. Von Schulranzen und Puppen ist niemals die Rede gewesen.“
„Michael, bitte. Ich habe meinem Anwalt bereits gesagt, dass wir die Kinder zusammen aufziehen …“
„Sag ihm, dass du dich geirrt hast!“, brüllte Micha unbeherrscht los. Prompt fing Henriette zu heulen an. Joachim eilte zu ihr und nahm sie auf den Arm. Vorwurfsvoll sah er Micha an.
„Das ist nicht dein Ernst“, sagte er verzweifelt. „Bitte, Micha. Die Kinder wollen unbedingt bei mir bleiben. Es gibt uns eben nur alle zusammen oder gar nicht.“
Als er Michas Gesichtsausdruck bemerkte, erkannte Joachim, dass er gerade einen gewaltigen Fehler begangen hatte.
„Okay“, sagte der nämlich finster. „Dann eben gar nicht. Such dir gefälligst einen anderen Deppen, der auf trautes Heim steht. Und ich sehe mich nach jemandem um, der keine Familie im Gepäck hat.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu. Henriette streckte heulend ihre Ärmchen nach dem verschwundenen Micha aus.
„Du und dein verdammter Egoismus!“, brüllte Joachim hinter Micha her, obwohl er wusste, dass das nicht gerade fair war. Immerhin hatte er seinen Freund mit der Situation gerade ziemlich überfahren. Anschließend stand er eine ganze Weile mit der weinenden Henriette und hängendem Kopf in seinem Wohnzimmer herum.
„Idiot“, murmelte er endlich. „Ich verdammter Idiot.“
Nach einer kleinen Weile tauchten Lucas und Martins Köpfe in der Tür auf. Da Joachim nicht auf sie reagierte, wurden sie mutiger, kamen leise herein und schauten ihn fragend an. Natürlich hatten sie das Gebrüll zwischen ihm und Micha mitbekommen. Das war ja auch nicht zu überhören gewesen.
„Papa?“, fragte Lucas schüchtern und eindeutig besorgt. „Papa, wo sollen wir denn nun bleiben?“
„Ihr bleibt bei mir. Basta!“ Joachim versuchte sie mit einem Lächeln zu beruhigen, was angesichts der lautstark plärrenden Henriette scheiterte.
„Hast du nicht
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