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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Heinrichs, ja auch die Verwaltung von Burgund übertragen. Dann aber musste er lachen. So hat Adelheid von Turin von jedem ihrer beiden Schwiegersöhne etwas bekommen, meinte er nicht ohne einen Anflug von Bewunderung für das diplomatische Geschick der Markgräfin.
    Auf die Nachrichten aus Tribur hin hatten die anderen Gebannten eiligst von Heinrich Abschied genommen, um ebenfalls Buße beim Papst zu tun. Für sie galt bei den Wächtern der Alpenpässe, ihnen außer einigen kleinen Nadelstichen nicht allzu viele Schwierigkeiten zu bereiten. Allerdings sorgten wir auch dafür, dass sich nicht alle auf diese Reise begeben konnten.
    Graf Adalbert von Calw nahm einen der engsten Berater und Vertrauten des Königs gefangen, Bischof Dietrich von Verdun, als der dem König hinterher reisen wollte. Der Graf von Calw kassierte ein hübsches Lösegeld, bevor er den Bischof nach langen Verhandlungen freigab. Außerdem musste Dietrich ihm hoch und heilig schwören, von einer Vergeltung abzusehen.
    Bischof Robert von Bamberg, einer der Günstlinge Heinrichs, wurde während seiner Durchreise durch Baiern von Herzog Welf gefangen genommen. Das kostete ihn nicht nur seine Privatschatulle, sondern auch alle seine kostbaren kirchlichen Gewänder und die wertvollen kirchlichen Ausrüstungsgegenstände, die er mit sich führte. Doch Welf gab diese der Bamberger Kirche zurück.
    Unser bester Verbündeter aber war freilich der Winter. Schon zu Allerheiligen war der Rhein vollkommen zugefroren. Das blieb so fast bis Anfang April. Es war ein Winter, wie ihn das Land noch nicht gesehen hatte. Schneemassen, klirrender Frost und verheerende Stürme. Es war so kalt, dass vielerorts sogar die Wurzeln der Weinstöcke erfroren. Wir konnten uns sehr gut vorstellen, was diese Kälte vor allem in den Bergen für Heinrich und seine Begleitung bedeutete, zu der auch Königin Bertha gehörte sowie ein paar Getreue, darunter Friedrich von Büren, ein kleiner unbedeutender Adliger ohne großes Vermögen. Doch mit dieser Reise hat dieser sein Glück begründet. Denn Heinrich belohnte ihn reich für seine Treue und gab Friedrichs Sohn sogar später seine Tochter, Agnes von Waiblingen, zur Frau. Bereits drei Jahre später baute sich Friedrich auf einem hohen Berg in der Nähe des Weilers Büren eine mächtige Burg, die sich nach dem Berg Hohenstaufen nannte. Das war der Beginn des Aufstiegs des Geschlechtes der Staufer.
     
    Doch zurück zu den Ereignissen am Monte Cenis. Nachdem Heinrich und sein Gefolge sich durch unvorstellbare Schneemassen und schmale Pfade hinauf zum Monte Cenis gekämpft hatten, begann die Qual des Abstiegs. Dieser muss noch viel schlimmer als der Aufstieg gewesen sein. Wir hörten später, dass die Königin und ihre Frauen auf Rinderhäute gesetzt und darauf ins Tal gezogen worden waren. Die Pferde wurden zumeist mit gefesselten Beinen hinunter geschleift, während die Männer stolperten und stürzten und nur mit Hilfe von gemieteten Führern einigermaßen vorwärts kamen. Manches Mal auf Händen und Knien. Von den Pferden haben nur wenige diese Torturen überlebt.
     
    Inzwischen hatte sich auch Papst Gregor auf den Weg gemacht, um zum verabredeten Zeitpunkt in Augsburg zu sein. Als er jedoch hörte, dass Heinrich schon in Italien war, begab er sich auf den Rat von Mathilde von Canossa-Tuszien hin auf deren Burg im Apennin, um abzuwarten, was Heinrich tun würde. Mathilde war fast ständig bei Gregor VII., seit ihr Mann Gozelo von Niederlothringen so grausam zu Tode gekommen war. Böse Zungen sagten den beiden sogar ein Liebesverhältnis nach, was Heinrich und seinen Gefolgsleuten gerade recht kam. Auch die Gegner des Zölibats griffen diese Gerüchte mit Freuden auf.
    »Meinst du, Heinrich schafft es rechtzeitig zum Papst?« fragte mich Rudolf eines Tages und sah nachdenklich auf den zugefrorenen Rhein hinunter.
    »Auf jeden Fall sitzt der Papst in Canossa fest und löst dort einen der Bischöfe nach dem anderen von seinem Bann. Es muss langsam schon einen ausgetretenen Pfad durch die Schneemassen zur Burg der Kusine Heinrichs geben. Doch eines ist sicher: Der Papst schafft es auf keinen Fall bis Anfang Februar nach Augsburg. Wir müssen also unseren Plan ändern.«
    Am nächsten Tag kam ein Bote von Rudolfs Schwiegermutter Adelheid von Turin. Heinrich hatte es geschafft. Drei Tage lang hatte er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang barfuß und im härenen Hemd eines Büßers demütig und allein zwischen der zweiten und der dritten

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