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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Herzogs, die beiden päpstlichen Legaten zu seiner Rechten.
    Dann standen sie einander gegenüber. Da gaben Altmann von Passau und Sigehard von Aquileja ihren Pferden die Sporen und ritten hinüber zu den Tausenden von Sachsen. Im gleichen Moment senkten alle Krieger des Herzogs zum Zeichen des Friedens die Spitzen ihrer Lanzen und Schwerter. Ich sah den Unterkiefer des Welfenherzogs mahlen, als er kurz zur Seite blickte. Herzog Rudolf saß ruhig und abwartend auf seinem Schimmel. Die beiden Legaten des Papstes sprachen gestenreich auf die Sachsenfürsten ein. Dann löste sich einer aus ihren Reihen und kam mit ihnen zu uns geritten. Es war Otto von Northeim. Er war zu seinem Volk zurückgekehrt.
    In einiger Entfernung vor dem Herzog zügelten sie ihre Rösser. Otto von Northeim stieg von seinem Pferd. Da schwang sich auch Welf von Baiern von seinem Ross herab. Beide Männer gingen langsam aufeinander zu. Der eine, der Northeimer, dem Heinrich gegen alles Recht das Herzogtum Baiern genommen hatte. Und der andere, der stolze, ungestüme Welf, dem er es gegeben hatte. Beide zögerten einen kurzen Moment, als sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. Dann gaben sie sich den Friedenskuss.
    Da erhob sich auf beiden Seiten ein ungeheurer Jubel. Es gab kein Halten mehr, Männer fielen einander in die Arme, die sich in der Schlacht an der Unstrut noch in mörderischem Kampf verfolgt hatten. Auch Rudolf war schon lange von seinem Pferd gestiegen, hatte seinerseits Otto von Northeim umarmt, aber auch Burchard von Halberstadt, dann den Bischof von Merseburg und den von Magdeburg. Die Umarmungen schienen kein Ende zu nehmen.
     
    Danach schlugen beide Heere ihre Lager nebeneinander auf. In der Mitte saßen die Edlen des Reiches beieinander, um über die Wahl eines neuen Königs zu beraten. Burchard von Halberstadt, Rudolf von Rheinfelden, Welf von Baiern und Otto von Northeim sowie die Legaten des Papstes hatten die Ehrenplätze. Da beschlossen der Northeimer und der Welfe, dass der neue König nach seiner Wahl und Beratung mit den Fürsten entscheiden solle, wem das Herzogtum Baiern rechtmäßig zukomme. Der Verlierer werde es dem anderen dann ohne Neid überlassen.
    In diesem Moment legte am Ufer des Rheins ein Nachen ab. Es waren Gesandte des Königs. Sie wurden abgewiesen. Ebenso wie andere, die der König danach schickte.
    Die Debatte wogte hin und her. Noch einmal erhoben die Sachsen ihre Stimme gegen Heinrich, schworen, dass sie entschlossen seien, bis zum letzten Blutstropfen gegen ihn zu kämpfen. Die anderen Fürsten des Reiches schlossen sich ihnen an. »Rudolf von Rheinfelden soll unser König sein«, riefen die Sachsenfiirsten unter den Hochrufen ihrer Männer. »Lasst uns Otto von Northeim oder einen anderen der Großen unter den Sachsen wählen«, forderten dagegen die Edlen des Herzogtums Schwaben unter dem Jubel ihrer Leute.
    Während dieser Geschehnisse schickte Heinrich, der Gebannte, immer wieder Gesandte über den Rhein. Alle hatten nur eine Botschaft. Der König versprach bei allen Heiligen, beim Papst Buße zu tun und jede Bedingung zu erfüllen, die ihm die Fürsten stellten.
    Da meldete sich Rudolf von Rheinfelden zu Wort. Seine Stimme donnerte über das Land, so dass alle ihn hören konnten. »Freunde, Brüder im Kampf. Lasst uns gerechter sein als der, den wir anklagen, besonnener vorgehen, auch um unserer Ehre willen. Damit nicht wieder Blut fließt und Not über die Menschen kommt.
    Denn Heinrich wird dem neuen König mit Waffengewalt entgegentreten, den letzten Mann, ja selbst Kinder aufbieten, die noch nicht waffenfähig sind. In diesem Krieg wird Bruder gegen Bruder kämpfen, der Freund den Freund hinschlachten. Und dann soll alles Volk wissen, dass wir alles getan haben, um neues Leid abzuwenden. Darum lasst uns die Gesandten Heinrichs anhören. Lasst uns Heinrich noch einmal eine Möglichkeit geben, den Thron zu behalten. Er soll vor Zeugen bekennen und dies auch niederschreiben, dass er die Sachsen zu Unrecht in große Not stürzte und versklavte. Dass er zu Unrecht von ihnen den Zehnten und alte Gerechtsame verlangte. Dass es Unrecht war, dass er Frauen schänden und Kirchen plündern ließ und den Fürsten ihren Besitz nahm. Dass er dem Bischof von Worms die Stadt zurückgeben wird, aus der er ihn so schmählich vertrieb. Und vor allem, dass er sich mit Papst Gregor versöhnt, dass er nach Rom geht und öffentlich Buße tut. Falls ihn der Papst dann bis zum Jahrestag der Bannung von seinem

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