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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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der Wahl jede Unterstützung bitter nötig haben würde. Heinrich würde sich mit Sicherheit nicht kampflos zurückziehen.
    Ich sehe sie noch vor mir, wie sie mit entschlossenen Gesichtern die Hand erhoben zum Schwur auf das gemeinsame Bündnis. Den Bund endgültig besiegeln würden dann beim nächsten Treffen in Tribur hoffentlich zwei Legaten mit einigen wohlwollenden Worten des Papstes.
    Der Wind fegte heftig über die Erde bei Tribur. Sogar die Krähen, die in großen schwarzen Schwärmen über den Himmel zogen, hatten Mühe, auf den abgeernteten Feldern zu landen, um dort nach letzten Körnern zu suchen. Rudolf war mit seinen Gedanken längst bei dem Treffen, das an diesem Tag stattfinden würde. Nur mit scheinbar interessiertem Blick sah er zu, wie sich zwei seiner Männer zum Zeitvertreib vor seinem Zelt in der Kunst des Schwertkampfes übten. Neben ihm standen Bischof Altmann von Passau und Patriarch Sigehard von Aquileja, die Legaten des Papstes, und begleiteten den Kampf mit kenntnisreichen Bemerkungen. Der Herzog beteiligte sich nicht daran.
    Einige der Männer des Herzogs und auch Krieger von anderen Fürsten, die bereits angekommen waren, hatten einen Ring um die beiden Schwertkämpfer gebildet. Mit viel Geschrei und wilden Gesten feuerten sie die beiden an. Das herzogliche Banner, das vor dem Zelt aufgepflanzt war, führte einen immer wilderen Tanz mit den Windböen auf. Überall um uns herum lagerten die Truppen Rudolfs. Jeder der Männer schien mit seiner Ausrüstung beschäftigt zu sein. Keiner von ihnen, weder der Herzog noch einer seiner Männer, warf auch nur einen Blick auf die andere Rheinseite hinüber.
    Dort, bei Oppenheim, waren zwischen vielen anderen die Zelte Heinrichs zu erkennen. Auch seine Banner tanzten im Wind. Auch er hatte Truppen mitgebracht. Doch anders als auf dieser Rheinseite säumten viele seiner Männer untätig das Ufer des Flusses und schauten zu uns herüber.
    Herzog Rudolf stand vor seinem Zelt inmitten seiner Leute, als ginge ihn das alles nichts an. Er hatte seine schönste Rüstung angelegt, die Beinschienen waren blank, als hätten sie noch nie eine Schlacht gesehen. Um die Schultern trug er einen Mantel aus Scharlach mit viel goldenem Besatz, der vorne von einer Spange zusammengehalten wurde. Wenn zwischen den dunklen, drohenden Wolken einmal die Sonne durchkam, dann blitzte seine Rüstung auf, wie um
     
     
     
    Heinrich und seinen Männern seine Kampfbereitschaft zu zeigen.
    Da stiegen auf einmal Staubwolken am Horizont empor. Zwei Kundschafter des Herzogs näherten sich uns auf ihren Pferden mit verhängten Zügeln. »Sie kommen, die Sachsen kommen«, brüllten sie schon von weitem.
    Auf ein Zeichen Rudolfs wurden unsere Pferde gebracht. Er hatte den beiden Legaten des Papstes seine besten Rösser zur Verfügung gestellt und sie prachtvoll striegeln und aufzäumen lassen. Das Fell der Rappen glänzte über ihren geschmeidigen Muskeln. Mit viel Schwung und siegessicher schwang er sich dann selbst in den Sattel seines weißen Hengstes, dessen Wildheit er ohne viel Mühe bändigte.
    Ich kletterte weit weniger schwungvoll und mit der Hilfe eines Bediensteten auf meinen sanften Dunkelbraunen. Inzwischen wagte es niemand mehr, darüber zu lachen. Dann reihte ich mich in die Eskorte ein, vor den Männern des Fußvolkes mit ihren Speeren, den Reitern, den Schwertkämpfern und den Bogenschützen. Drei Reiter trugen die Zeichen von Rudolfs Macht voraus: den herrlichen Schild des Herzogs mit seinem Wappen, das Banner des Herzogtums Schwaben und die Farben von Burgund.
    Ich sah, wie sich die Schultern des Herzogs ein wenig zusammenzogen. Doch gleich darauf richtete er sich wieder voll auf. Ich wusste, was ihn innerlich bewegte. Gleich würde er jenen Männern begegnen, die einst beim Frieden von Gerstungen von ihm abgefallen waren. Jenen Männern, gegen die er in der Schlacht an der Unstrut einen fürchterlichen Kampf ausgetragen und einen entsetzlichen Sieg errungen hatte. Jenen Männern, die die Einladung nach Tribur in ihren Botschaften mit begeisterten Worten begrüßt und ihn flehentlich gebeten hatten, die Bitterkeit der Feindschaft zu überwinden sowie in gegenseitiger Treue und Achtung zueinanderzustehen. Jenen Männern, denen er noch immer nicht traute.
    Ruhig ritt er mit seinem Tross dem gewaltigen Heer der Sachsen entgegen. Die anderen Fürsten des Lagers hatten sich uns inzwischen angeschlossen. Das Streitross des Welf von Baiern trabte nun zur Linken des

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