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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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schwören." Diese Busse nahm Fasold gern an und dankte ihm. Sie schwuren den Eid und ritten miteinander, und Dietrich fuhr nun heim nach Bern, da er Ruhm und Ehre wieder gewonnen hatte.
7. Heime von Dietrich fortgewiesen.
    Nun sass Dietrich wieder in Bern auf seinem Hochsitz, und eines Tages, da Heime ihm diente und vor ihm stand mit der gefüllten Goldschale, zog Dietrich Nagelring und sprach: "Sieh hier, Heime, für deinen Dienst schenk’ ich dir dies gute Schwert, und keinem gönn0 ich es lieber als dir." Heime nahm das Schwert und dankte, aber Wittig fuhr heftig auf: "Nun bist du übel angekommen, Nagelring! Lieber wärst du eines tugendhaften Mannes Waffe; denn gering acht’ ich Heime, seit ich allein kämpfte gegen Sigstaf und seine vier Genossen, und Heime sass wohlgerüstet auf seinem Ross und wollte mir nicht beistehn." "Übel ist, wer seinem Gefährten nicht Hilfe leistet in der Not," sprach da Dietrich. "Heime, ziehe weg aus meinem Angesicht."
    Zornig ging Heime hinaus, nahm seine Waffen und schwang sich auf seinen Hengst. Er ritt nordwärts über das Gebirge, bis er in den Falstrwald kam. Dort hauste Ingram, ein gewaltiger Räuber, mit zehn Gesellen. Zu diesem ritt Heime und erbot sich, ihr Genosse zu werden; er wurde gern aufgenommen, und sie vollführten Raubzüge weithin.
8. Dietleib.
    Auf Schonen lebte Biterolf, ein vornehmer Mann und der grösste Kämpe im Dänenreich. Seine Gattin hiess Oda und war die Tochter eines Grafen von Sachsen. Sie hatten einen Sohn, Dietleib mit Namen, jung noch und gross gewachsen, glich er gar nicht seinen vornehmen Eltern; er lag stets im Kochhause in der Asche und mochte keinerlei ritterliche Kunst erlernen. Vater und Mutter liebten ihn darum wenig und hielten ihn für einen Dummkopf; denn er sah Rosse reiten, Schwerte schwingen und manches andre, aber er schien darauf nicht zu achten, und pflegte weder seines Körpers, noch seiner Kleider. Da wurde Biterolf mit seiner Gattin und seinen Mannen zu einem Gastmahl geladen und rüstete zu dieser Fahrt. Als Dietleib davon erfuhr, stand er auf, schüttelte die Asche von sich, ging zu seiner Mutter und sagte, dass er mit zu dem Gastmahl reiten wolle. Sie nannte ihn einen Toren und wies ihn hart ab. Darauf ging er zu seinem Vater und bat: "Gib mir Ross und Waffen, denn ich will mit euch fahren zu dem Gastmahl."
    "Das brächte uns Schande statt Ehre, liege du im Kochhause in der Asche," war die Antwort. "So fahr’ ich gegen euren Willen," entgegnete Dietleib und ging in den Hof, nahm seines Vaters bestes Ross und ritt vor die Burg zu einem Bauern; der musste ihm seine Waffen leihen. Die waren gering; und als der Vater den Sohn so schlecht ausgerüstet im Hof erblickte, mochte er ihm nicht länger weigern, worum er gebeten hatte. Er gab ihm gute Waffen und seine Mutter sandte ihm Gewand. Nun schmückte sich Dietleib mit den Kleidern, legte die Waffen an und ritt mit stattlichem Anstand neben seinem Vater zum Gastgebot. Und gaben seine Sitten niemand Anlass zu Tadel. Nach drei Tagen endete die Gasterei; Oda kehrte mit allen Leuten heim, Biterolf aber und Dietleib ritten allein. Ihr Weg führte sie durch den Falstrwald. Hier kamen ihnen Ingram und seine Gesellen entgegen. Biterolf fürchtete um seines Sohnes willen; aber Dietleib sprang voll Kampfeslust vom Ross und riet dem Vater, dasselbe zu tun; Rücken gegen Rücken gekehrt wollten sie sich gegen die Räuber verteidigen. Vater und Sohn wehrten sich nun tapfer und liessen nicht ab vom Kampf, bis alle Räuber tot lagen, nur Heime stand noch aufrecht; und als Biterolf von seinem Hieb besinnungslos zur Erde fiel, führte Dietleib voll Zorn einen gewaltigen Streich auf Heimes Haupt, dass er in die Knie sank; doch rasch sprang dieser wieder auf, schwang sich auf seinen Hengst und ritt davon, so schnell er vermochte, und war froh, mit dem Leben davonzukommen. Er ritt Tag und Nacht geradeswegs nach Bern zu Herrn Dietrich und versöhnte sich wieder mit ihm. Biterolf und Dietleib kehrten zurück nach Schonen.
    Nachdem Dietleib sich im ersten Waffenkampf versucht hatte, wollte er Welt und Menschen kennen lernen und ausziehn zu neuem Wagen und Gewinnen. Seine Eltern setzten nun grosses Vertrauen in ihn und rüsteten ihn aufs stattlichste zu seiner Fahrt. Wehr und Waffen, Kleider und Gold, trefflichen Rat und treuen Wunsch gaben sie dem Scheidenden.
    Dietleib ritt südwärts seines Weges. In einem Abenteuer, welches er siegreich bestand, gewann er zehn Mark Goldes. In Sachsen stiess er

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