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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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auf einen fahrenden Mann aus Amalungenland, den fragte er nach Herrn Dietrich und wo er weilte? Und erfuhr, dass Dietrich auf der Fahrt war nach Romaburg zu Ermenrichs Gastgebot. Weg und Strassen dahin liess er sich bezeichnen und mit goldnem Fingerring lohnte er dem Mann seine Worte.
    Er ritt nun übers Gebirge in die Täler von Hof zu Hof den gewiesenen Weg, bis er in Fritilaburg Dietrich, Wittig und Heime fand. Er nannte sich mit falschem Namen, verneigte sich vor Dietrich und sprach: "Heil, Herr! Ich will dir und deinen Mannen meinen Dienst anbieten." Der Berner nahm ihn wohl auf, und er sollte ihrer Rosse und Waffen hüten. So ritt er in Dietrichs Gefolge zu Ermenrichs Gastmahl.
9. Dietleibs Gastmahl.
    In Romaburg waren die prachtreichen Hallen König Ermenrichs für seine edelsten Gäste geöffnet; Dienstmannen, Reisige wie Rosse wurden in abgesonderten Hallen untergebracht, mit ihnen auch Dietleib. Missvergnügt, weil er nicht in des Königs Haus bewirtet ward, lud Dietleib alle Dienstleute in seine Halle und richtete ihnen ein Gastmahl zu, wie es üppiger nicht auf des Königs Tisch stand. Bald war all sein Gold verprasst; doch sein Gastmahl wollte er aufrecht erhalten, solange das des Königs dauere –; das waren neun Tage.
    Er ging hin und setzte Heimes Ross und Waffen zu Pfand gegen zehn Mark, bald darauf auch Wittigs Ross und Waffen gegen zwanzig Mark. Als am siebenten Tage all das Gelb drauf gegangen war, verpfändete er auch Dietrichs Hengst, Waffen und Heerkleider gegen dreissig Mark. Und er lud Reisige, Dienstmänner, Sänger und Spielleute, so viele ihrer kommen wollten; da sassen an dreitausend Männer an seinem Tisch, zwei Tage lang, und als es zu Ende ging, gab er Isung, dem ersten Spielmann, seiner Mutter Goldreif, dazu purpurgesäumte Kleider. Der Berner wollte nun heimreiten, rief Dietleib und verlangte seine und seiner Mannen Rosse und Waffen. "Herr," antwortete Dietleib, "da musst du zuvor die Zeche bezahlen, welche ich und meine Gesellen verzehrten."
    "Gewiss, wieviel ist es denn?" "Nicht viel, Herr, zuerst meine eigenen dreissig Mark; doch die magst du beruhen lassen; das andre sind sechzig Mark und die musst du zahlen, denn dafür stehen zu Pfand dein Hengst und deine Waffen und die Heimes und Wittigs."
    Dietrich ging darauf mit ihm zu König Ermenrich und sprach: "Willst du die Zeche meiner Dienstleute und Rosse bezahlen?"
    "Gewiss will ich das, wieviel Geld ist es?" "Frage nur den Mann hier," antwortete Dietrich, und König Ermenrich wendete sich an Dietleib: "Du, junger Mann, wie viel Geld habt ihr und eure Rosse verzehrt?"
    "Herr, das ist wenig. Von meinem eignen dreissig Mark, die magst du beruhen lassen, wenn du willst; aber ausserdem verzehrt’ ich sechzig Mark und die musst du bezahlen, weil ich dafür Waffen und Ross meines Herrn Dietrich und die von zweien seiner Gesellen zum Pfande setzte."
    "Was für ein Mann bist du," rief der König zornig, "dass du in neun Tagen so viel Gelb vertun darfst! Bist du ein Kämpe oder ein Narr?" Aber Dietleib sagte: "Wo immer ich zu edlen Männern kam, bot man mir Speise und Trank, bevor man mich reden hiess."
    Da befahl der König, dass man Speise bringe und Dietleib ass wie drei Männer. Eine Goldschale voll Weines, so gross sie der Schenkdiener nur tragen konnte, trank er auf einen Zug leer. Der König und Dietrich und alle Mannen schauten ihm staunend zu.
    Walther von Wasgenstein, König Ermenrichs Schwestersohn, aber sprach: "Was kann dieser Mann sonst noch vollbringen, ausser Geld vertun und essen und trinken? Verstehst du dich aufs Steinwerfen oder Schaftschiessen?" "Das will ich beides unternehmen mit jedem von euch," antwortete Dietleib.
    "Dann sollst du diese Spiele mit mir begehen," rief Walther hitzig. "Obsiegst du, so magst du über mein Haupt schalten, verstehst du aber nichts, so wirst du hier mit Schimpf dein Leben lassen und mit dem Geldvertun ist’s aus."
    Sie gingen, mit ihnen viele Mannen, auf einen freien Platz. Walther nahm einen schweren Stein und warf zuerst; weit flog der Stein, aber Dietleib warf ihn einen Fuss weiter.
    Wiederum und weiter noch schleuderte Walther den Stein, aber Dietleib warf fünf Fuss darüber hinaus. Da wollte Walther nicht mehr daran gehen und Dietleib hatte das Spiel gewonnen. Laut lobten ihn die Umstehenden. Darauf nahmen sie eine grosse schwere Bannerstange. Walther warf den Schaft über die Königshalle, dass er am andern Ende der Hallenwand niederfiel; alle sprachen, dass das wunderstark

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