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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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dir zu streiten. Willst du nicht kämpfen, weder um des Goldes, noch um der Waffen willen, so tu’ es wegen der neun Königstöchter und ihrer Mutter, zu deren Ehren ich Heldentaten vollbringe."
    Da sprang Dietrich von seinem Hengst und rief: "Nicht um Gold und Waffen, aber um die Anmut der Königinnen will ich nun gern mit dir kämpfen." Er zog Nagelring und hieb vor sich in die Steine, dass ein starkes Feuer daraus flog und er zu sehen vermochte, wo er seinen Hengst an einen Baum binden konnte. Zornigen Herzens trat er auf den Kies, alles stob empor, was vor seinen Fuss kam. Ecke hieb nun auch mit dem Schwert in die Steine, und Feuer sprühte hervor, wo Stahl und Steine sich trafen. Im Schein der Funken fanden sie einander, und von ihrem Kampf wird gesagt, dass nie gewaltigerer zwischen zwei Männern getobt habe. Von ihren Hieben entstand ein Tosen und Krachen wie Donnerschläge, und Feuer sprühte von ihren Waffen gleich Blitzen. Und ob sie einander alle Schutzwaffen zerhauen hatten, blieben sie doch unverwundet. Da führte Ecke einen Streich aus aller Kraft nach Dietrich, dass er zu Boden stürzte. Ecke warf sich über ihn, umspannte ihn mit seinen Armen und sprach: "Willst du nun dein Leben behalten, so liefere dich selbst, Waffen und Ross mir aus; gebunden und überwunden will ich dich vor meine Königinnen führen."
    "Eher will ich hier sterben, als den Spott ertragen," antwortete zornig Dietrich, machte seine Hände los und fasste Ecke um den Hals. Und sie begannen nun aus aller Macht miteinander zu ringen und rollten weit umher, und kamen an die Stelle, wo Falka, Dietrichs Ross, stand; da sprang der Hengst wild empor und mit beiden Vorderfüssen nieder auf Eckes Rücken. Dadurch kam Dietrich empor, fasste sein Schwert und hieb Ecke das Haupt ab. Er nahm des Besiegten Waffen und Heerkleider und wappnete sich damit, dann stieg er auf sein Ross und ritt fort. Die Nacht war der Morgenhelle gewichen, und als er aus dem Walde kam, sah er die Burg der Königinnen liegen. Dahin ritt er. Auf dem Turm der Burg stand die Königin und sah ihn; sie glaubte, Ecke sei es, der von einem Sieg zurückkomme. Sie schmückte sich mit ihren Töchtern und freudig eilten sie ihm entgegen. Da erkannten sie aber, dass es ein fremder Mann in Eckes Waffen war. Sie liefen zurück und erzählten die Kunde den Burgmannen. Die fuhren eilig in die Waffen und wollten ihren Herrn rächen. Als Dietrich ihre allzu grosse Übermacht erkannte, wandte er seinen Hengst und ritt, so schnell er vermochte, davon.
6. Fasold.
    Dietrich ritt nun durch den Wald zurück, immer des Kampfes gewärtig, da er den Fürsten des Landes erschlagen hatte. Bald ritt ihm ein Mann entgegen, hoch von Wuchs und wohl gewappnet, das war Fasold, Eckes Bruder; und weil er dessen Waffen erkannte, glaubte er, dass Ecke es selber sei, und rief ihn an:
    "Bist du’s, Bruder Ecke?"
    "Ein andrer Mann," – antwortete Dietrich – "nicht dein Bruder ist’s."
    "Du böser Hund und Mörder! Du hast meinen Bruder im Schlaf erschlagen; denn wachend hättest du ihn nimmer besiegt."
    "Du redest unwahr, dass ich ihn schlafend erschlug; vielmehr gewährte ich ihm nur ungern den Zweikampf, und die Waffen nahm ich ihm, als er tot lag."
    Da zog Fasold sein Schwert, ritt mit grossem Zorn gegen Dietrich und hieb so stark auf dessen Helm, dass er betäubt von seinem Hengst fiel. Fasold gedachte seines Gelübdes; keinen Mann, der auf einen Schlag von ihm nicht tot gefallen war, zu töten, noch ihm die Waffen zu nehmen; er ritt davon. Doch Dietrich kam alsbald wieder zu sich, sprang auf sein Pferd und holte ihn ein: "Reite nicht fort! Räche lieber deinen Bruder wenn du ein so stolzer Kämpe bist, als man dich rühmt – willst du aber nicht, so bist du jedem Manne ein Schuft." Als Fasold die Schmährede hörte, hielt er an und wollte lieber mit ihm streiten, als solches erdulden. Sie stiegen von den Rossen und gingen einander zu hartem Kampf entgegen. Sie versetzten sich viele Hiebe; Dietrich hatte davon drei leichte Wunden, aber Fasold fünf schwere; der grosse Blutverlust ermüdete ihn; er sah, dass er sein Leben nun würde lassen müssen, und lieber erbot er sich, die Waffen zu strecken und Dietrichs Dienstmann zu werden. "Du bist ein guter Held und sollst Frieden von mir haben," sprach Dietrich – "aber deinen Dienst will ich nicht; denn ich kann dir nicht trauen, solange dein erschlagener Bruder ungebüsst ist. Willst du aber Ehre für Buss annehmen, so wollen wir einander Brüderschaft

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