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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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unsern Zweikampf; ich allein vermag es nicht." Trotzig antwortete der: "Als ich euch scheiden wollte, dir zu Ruhm und Ehre, nahmst du meinen Rat nicht an vor allzu grosser Grimmigkeit; scheide nun selbst den Streit, wie du vermagst."
    Da nun König Dietmar sah, dass sein Sohn unterliegen würde, nahm er seinen roten Schild und trat zwischen die Kämpen. "Was willst du tun, König?" fragte Wittig. "Ich sage dir, wenn du mir hier Gewalt antust mit deinem Gefolge, so heisst dich niemand darum weder einen bessern Helden, noch einen grössern Mann." "Guter Held, bitten will ich dich, dass du meines Sohnes schonest und den Streit beendest. Ich gebe dir eine Burg in meinem Lande und vermähle dich, dass es dir hohe Ehren schafft." "Das will ich sicherlich nicht; deinem Sohn soll werden, was er mir bot." Der König ging zurück, und sie begannen aufs neue harten Kampf. Tapfer wehrte sich der Berner, aber Wittig drang allzu heftig ein; er zerschnitt zuletzt den Helm Hildegrim von der linken Seite zur rechten, dass das obere Teil abflog und Dietrichs Scheitellocken nachfolgten.
    Da sprang Hildebrand zwischen sie und sprach: "Nun scheidet! Guter Gesell Wittig; um unsrer Brüderschaft willen gib Dietrich Frieden und werde sein Genosse; und reitet man durch die ganze Welt, man findet nicht euresgleichen."
    Wittig antwortete: "Obwohl er’s nicht an mir verdient hat, – es sei! Um unsrer Brüderschaft willen." Darauf legten sie ihre Hände ineinander, und so wurden Dietrich und Wittig Genossen.
5. Von Ecke und Fasold.
    Als Dietrich von seinen Wunden geheilt war, ritt er allein aus Bern fort. Niemand ausser Wittig wusste um sein Vorhaben. Diesem sagte er: "Bin ich auch dir unterlegen, so will ich doch meinen Ruhm nicht verlieren; und nicht eher kehr’ ich wieder zurück, bis ich eine Heldentat vollbracht, die mich berühmter macht, als ich zuvor war." Er ritt sieben Tage durch bebautes und unbebautes Land auf unbekannten Wegen, bis er an einen Wald kam. Dort herbergte er und hörte die Mär, dass auf der andern Seite des Waldes in einer Burg eines Königs Witwe lebte mit neun Töchtern; die Königin aber hatte sich aufs neue einem Mann Ecke verlobt, mit dem konnte kein Held im Land sich messen. Sein Bruder hiess Fasold und war so stark wie stolz; er hatte das Gelübde getan, wen er im Kampf begegne, nur mit einem Schlag zu treffen; und er hatte noch keinen gefunden, der mehr als den ausgehalten. Ecke pflegte in diesem Walde zu jagen in allen seinen Waffen, und begegnete er einem Mann, so wollte er ihn kampflich überwinden. Dietrich dachte, Ecke diesmal zu vermeiden, da ihn die Wunden noch brannten. Er ritt zur Nacht fort, und hoffte, so durch den Wald zu kommen, ohne dass Ecke sein gewahr würde. Aber er verirrte sich, und ehe er sich dessen versah, kam Ecke daher, rief ihn an und fragte, wer der sei, der so stolz einherreite? Dietrich nannte sich Heime. "Es mag so sein," fuhr Ecke fort: "Aber deine Stimme klingt, als wärest du Dietrich, und bist du ein so tüchtiger Held, wie man dich rühmt, so verleugne deinen Namen nicht."
    "Da du so eifrig forschest, wisse denn: ich bin Dietrich von Bern."
    "Ich hörte sagen, du seiest unlängst im Zweikampf unterlegen; hier kannst du nun grössere Ehre gewinnen als damals Unehre, wenn du mit mir kämpfest. Du verlorst gute Waffen, nicht schlechtere gewinnst du, fällst du mich zu Boden."
    "Wie sollten wir fechten in dunkler Nacht, da keiner den andern sieht – ich will nicht." Aber Ecke reizte ihn immer mehr, rühmte seine Waffen und vor allem Eckesax, sein Schwert: "Alfrich, der Zwerg, hat es unten in der Erde geschmiedet, und er suchte durch neun Königreiche, bis er das Wasser fand, worin er es härten konnte; setzest du die Schwertspitze auf die Erde, so scheint es, als laufe eine goldene Schlange hinauf nach dem Griff; hältst du das Schwert aber empor, so scheint es, laufe sie hinauf zur Spitze; das glänzt alles, als ob der Wurm lebendig wäre. König Rozeleif (Ruotlieb) hat einst damit manchen Mann erschlagen; seitdem trugen es viele Königssöhne; nimmst du es mir ab, so geniesse sein; zuvor aber will ich es nicht schonen."
    "Nun sollst du mich nicht länger zum Zweikampf fordern," sprach Dietrich, "wann der Tag kommt, nehme jeder des andern Hand ab, was er vermag – deine Prahlerei sollst du entgelten, ehe wir scheiden."
    "Höre noch von meinem Geldgurt," fuhr Ecke fort, "zwölf Pfund Goldes sind darin; auch die kannst du gewinnen. Mir brennt das Herz vor Begier, gleich mit

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