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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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fürstlich getan."
    "Höre, wie uns der Zwerg verhöhnt!" brauste Wittig auf, "am liebsten nähm’ ich ihn bei den Füssen und schmisse ihn an die Felsenwand."
    "Kluger Mann," mahnte Dietrich, "tut oft, als hör’ er nicht, und spart seinen Zorn bis zur Not."
    "So darfst du fürder keine Maus mehr erschrecken, wenn du das Gezwerg dort fürchtest! Er reitet ja ein Ross wie eine Geiss; tausend seinesgleichen will ich bestehen."
    "Bist du gar so kühn," rief Laurin, "so komm und kämpfe mit mir."
    Wittig gürtete sein Ross fester, sprang auf und ritt Laurin an; der stach ihn mit dem ersten Speerstoss nieder in den Klee; dann stieg er hurtig ab und wollte dem Besiegten Hand und Fuss nehmen. Das verdross Dietrich, er sprang hinzu und hielt sein Schwert über Wittig:
    "Nichts da, kleines Wunder! Der Held ist mein Speerbruder; tätest du ihm solch Leid an, hätte des der Berner ewig Schande."
    "Bist du der Berner? Willkommen! Gib nur gleich auch Hand und Fuss her."
    Nun erzürnte Dietrich, sprang auf seinen Hengst Falka und wollte den Zwergenkönig anrennen. Da kam Meister Hildebrand auf den Anger geritten; er war aus Besorgnis seinem Herrn gefolgt; Wolfhart, seinen Neffen, und Dietleib hatte er mitgenommen.
    "Höre mich, Dietrich," rief der Waffenmeister, "so bezwingst du den Zwerg nicht; steig ab, besteh’ ihn zu Fuss, nimm dein Schwert und schlag’ ihn mit dem Knauf um die Ohren."
    Dietrich folgte der Lehre: "Nun räche an mir deinen Rosenverdruss, Kleiner," rief er. Laurin lief Dietrich zu Fuss an und schlug ihm mit einem Schlag den Schild vom Arm. Zornig tat Dietrich einen Hieb auf den goldenen Leopardenschild, dass er Laurin aus der Hand fiel, und nun fasste er sein Schwert an der Spitze und schlug mit dem Knauf so gewaltig auf den kunstvollen Helm, dass Laurin Hören und Sehen verging; er wusste nicht mehr, wo er war; aber hurtig zog er aus seiner Tasche eine Helkappe, streifte sie über sein Haupt und machte sich damit unsichtbar; und nun fiel er Dietrich von allen Seiten an. Der vermochte nicht, sich des Unsichtbaren zu erwehren; mit grossem Zorn schlug er nach ihm in die Steinwand; das Gestein spaltete, der Zwerg war zur Seite gewichen.
    "Suche mit ihm zu ringen," riet ihm Hildebrand, "dann wirst du seiner Herr werden."
    Kaum hörte Laurin das, da zeigte er sich wieder; das Schwert warf er weg, unterlief Dietrich, umspannte ihn bei den Knien und beide fielen in den Klee.
    "Zerbrich ihm den Gürtel!" rief Hildebrand wieder. Dietrich wurde nun zornig; Feueratem glutete aus seinem Mund, er griff dem Zwerg in den Gürtel, hob ihn auf und stiess ihn so heftig auf die Erde, dass der Gürtel barst und in das Gras fiel. Schnell nahm Hildebrand den Gürtel an sich. Nun hatte Laurin seine Kraft verloren, und Dietrich warf ihn nieder auf den Boden. Da heulte der Kleine, dass es über Tal und Hügel schallte: "Lass mir mein Leben! Ich will dein eigen sein mit allem, was ich habe."
    Aber der Berner zürnte und wollte ihn töten.
    "Hilf mir! Dietleib," bat Laurin, "wegen deiner Schwester [Fußnote: Von dieser Schwester wissen andre Sagen nichts .] , die mein ist."
    Dietleib bat alsogleich, – aber vergebens; – da sprang er aufs Ross, ergriff den Zwerg, riss ihn zu sich in den Sattel, entführte ihn über die Heide und versteckte ihn in einem hohlen Baum.
    "Mein Ross, Meister Hildebrand!" befahl Dietrich, sprang auf und jagte den Entfliehenden nach. Hildebrand, Wolfsart und Wittig folgten ihm.
    Nachdem Dietleib Laurin verborgen hatte, ritt er Dietrich entgegen und bat noch einmal: "Überlass mir den Zwerg!" Das machte den Berner gar zornig; er senkte den Speer, Dietleib wollte nicht weichen; sie ritten einander an und stachen einer den andern aus dem Sattel. Sie schwangen die Schilde empor und zogen die Schwerter; Dietleib schlug Dietrich den Schild aus der Hand, dass ihm das Schwert zugleich Wehr und Waffe, – Schutz und Trutz –, sein musste.
    "Wolfhart und Wittig," sprach Hildebrand nun, "laufet ihr Dietleib an und steckt ihm das Schwert in die Scheide; ich zwinge meinen Herrn."
    Während Dietleib von jenen bezwungen wurde, zog Hildebrand den Berner zur Seite und liess nicht ab von ihm, bis auch er sein Schwert einstiess. Sie mussten Frieden schliessen, und Laurin wurde darin aufgenommen.
    Dietleib holte ihn aus jenem Versteck und befragte ihn über seine Schwester. "Kunhild ist aller Zwerge Königin," erzählte Laurin: "Ich sah sie einst unter der Linde mit ihren Genossinnen; ungesehen kam ich dahingeritten;

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