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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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geworfen wäre. Nun fasste Dietleib den Schaft, warf ihn zurück über die Halle und rannte, nachdem er geworfen hatte, durch die Halle, zur einen Tür herein, zur andern hinaus, und fing den Schaft in der Luft auf; da hatte Dietleib auch dies Spiel und Walthers Haupt gewonnen. König Ermenrich aber sprach: "Du guter Degen, ich will das Haupt meines Blutsfreundes lösen, so teuer du willst."
    "Was soll mir das Haupt deines Blutsfreundes? Ich schenk’ es dir, Herr, aber auslösen musst du die Waffen meines Herrn Dietrich und seiner Genossen." Der König dankte ihm und war nun gern dazu bereit. Auch gab er Dietleib eine kostbare Ausrüstung, dazu so viel des Goldes, als er von seinem Eigen aufgewendet hatte. Jetzt nannte Dietleib seinen wahren Namen und sein Geschlecht. Der Berner aber machte ihn zu seinem Genossen und sie gelobten einander Treue. Dann schieden sie von König Ermenrich, und Dietrich ritt heim mit allen seinen Mannen, auch Isung der Spielmann zog mit.
10. Laurin.
    Einst sassen Dietrichs Speerbrüder zu Bern und priesen seine Taten und nannten ihn den ersten vor allen Helden. "Ich weiss in Bergen wilde Zwerge wohnen"" sprach Meister Hildebrand, "mit ihnen hatte Dietrich nie zu streiten; hätte er die besiegt, dann wollt’ auch ich ihn den ersten über alle loben, aber ..."
    "Du fabelst nur von solchem Gezwerg, Meister Hildebrand," fiel Dietrich ein; er war unbemerkt eingetreten und hatte die letzte Rede gehört. Zornig fuhr Hildebrand auf: "Weil ich dich vor Unsieg bewahren wollte, verschwieg ich’s. Laurin heisst der Zwerg; kaum drei Spannen hoch, hat er schon manchen Helden in den Rasen geworfen; ihm dienen viele tausend Zwerge als ihrem König. In den tiroler Bergen hat er sich einen Rosengarten erzogen; von rotseidenem Faden ist der umhegt; wer den Faden zerreisst, muss es ihm büssen mit der rechten Hand und dem linken Fuss."
    "Die Rosen will ich sehen und komm’ ich auch in grosse Not! Wer reitet mit?" fragte Dietrich.
    "Ich reite mit dir, und die Rosen tret’ ich nieder," rief Wittig, und sofort machten sie sich auf die Fahrt. Bald erreichten sie das Gebirg und ritten lange durch dichten Wald; dann kamen sie auf einen grünen Anger vor einen Rosengarten, der war umhegt mit rotseidenem Faden. Mit Goldborten und rotem Gestein waren die Rosen geschmückt und süsser Duft ging von ihnen aus.
    "Das mag wohl der Garten sein, von dem uns Hildebrand sagte," sprach Dietrich. "Tag und Nacht würd’ ich der Rosen nicht überdrüssig, liesse mich Laurin hier."
    "Ich muss ihm seinen Hochmut austreiben," zürnte Wittig und schlug die Rosen ab; den Goldschmuck trat er nieder, der Faden ward zerrissen. Sie setzten sich ins Gras und warteten, was nun geschähe. Alsbald kam ein Zwerg dahergeritten auf scheckigem Pferd, nicht grösser als ein Reh. Das war Laurin; er trug einen goldumwundenen Speer in der Hand; seine goldene Brünne war in Drachenblut gehärtet, darüber trug er einen Zaubergürtel, der gab ihm zwölf Männer kraft. An der Seite hing ihm ein spannenlanges Schwert mit goldenem Griff, das schnitt Eisen und Stein. Sein Beingewand war rot wie Blut, sein Wappenrock aus farbiger Seide gewirkt und Edelsteine waren darauf genäht. Golden war sein Helm, rote Rubine und ein leuchtender Karfunkel staken darin, und oben darauf prangte eine Goldkrone, auf der waren mit allerlei Zauber Vöglein angebracht, die sangen, als seien sie lebend. In seinem goldfarbenen Schild stand ein goldener Leopard, springend, als wäre er lebend. Von Elfenbein war sein Sattel, die Decke golden, von Golde der Zügel und alles mit Edelsteinen geziert.
    "Hilf, Herr!" rief Wittig, "das mag ein Lichtelbe sein."
    "Ich fürchte, er trägt uns grossen Hass und das mit Recht," antwortete Dietrich und beide grüssten den Zwerg, als er ihnen nahte, aber zornig fuhr er sie an:
    "Wer hat euch Narren heissen hier niedersitzen, und eure Rosse auf meinem Anger grasen lassen? Wer hat euch hergebeten, dass ihr meine lieben Rosen niedertratet? Den rechten Fuss, die linke Hand büsse mir jeder von euch."
    "Kleiner, lass deinen Zorn," antwortete Dietrich, "um Hand und Fuss pfändet man nicht edle Fürsten, die reiche Busse in Gold und Silber bieten. Zur nächsten Maienzeit wachsen andre Rosen wieder."
    "Ich habe mehr Goldes als eurer drei," sprach Laurin, "und schöne Fürsten mögt ihr sein! Hab’ ich euch doch nichts zu leid getan, ihr aber verwüstet meinen Garten. Begehrtet ihr Kampf, so hättet ihr mir ihn ansagen müssen; – das wäre

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