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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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niemand friedlich den Streit schlichten lassen," antwortete Dietrich.
    "Schaut, Frau Königin," rief ein Heune, "wie der Markgraf weinend dasteht. Viel Burgen, reiches Land und Ehren empfing er von Etzel und tat hier noch nicht einen Schlag."
    Zürnend ballte Rüdiger die Faust und schlug den Schmäher nieder.
    Krimhild sprach: "Markgraf Rüdiger, nun mahn’ ich dich des Eides, den du mir schwurst, da du um mich für Etzel warbst. Wie hiess der Schwur?"
    "Dass ich Ehre und Leben für Euch wagen wollte in Eurem Dienst – aber nicht meine Treue. Wie sollt’ ich gegen die Nibelungen kämpfen, die ich in meine Burg geladen, denen ich Freundschaft gelobt und die ich in dies Haus zu friedlichem Fest geleitet habe?"
    "Gedenke deines Eides; dass du stets bereit sein wolltest, meinen Schaden und mein Leid zu rächen."
    Der Markgraf wandte sich zu Etzel: "Nimm alles, was ich von dir empfangen habe, zurück, ich will mit Weib und Kind aus dem Lande ziehen, – aber erlass mir diesen Kampf."
    "Markgraf!" antwortete der König, "was nützt mir dein Land und deine Burg? Dein Schwert heisch’ ich, dass es meine Schmach an den Nibelungen räche; ein König an Etzels Seite sollst du zum Lohne dafür werden."
    "Deine Treue heisch’ ich," befahl Krimhild, "mein Dienstmann bist du; nun diene mir! Auf zum Kampf mit den Nibelungen."
    "So will ich sterben, – ich befehl’ euch zu Gnaden mein Weib und Kind, und alle landflüchtigen Goten, die in Bechelaren Zuflucht gefunden haben."
    "Das sag’ ich freudig zu," antwortete Etzel, "doch vertrau’ ich, dass du lebend aus dem Kampfe wiederkehrst."
    Trüben Mutes rüstete sich Rüdiger mit seiner Schar und schritt ihr voran zum Saal. Er setzte den Schild vor den Fuss und sprach: "Wehrt euch, ihr kühnen Nibelungen; einst waren wir Freunde, nun muss ich der Treue ledig sein."
    "Das verhüte Gott!" rief Gunther.
    "Ich muss mit euch streiten, Krimhild will’s mir nicht erlassen."
    "Steh ab," mahnte Gernot, "du milder Wirt."
    "Ich wollt’, ihr wär’t am Rhein und ich läge tot."
    "Wie, Rüdiger," bat nun auch Giselher, "willst du die eigne Tochter zur Witwe machen?"
    "Mögst du entrinnen, Giselher! Nun gnade uns Gott, wir müssen kämpfen."
    "Verweile noch, Rüdiger," rief Hagen, "wir wollen noch reden. Sag’, was nützt Etzel unser Tod? Der Schild, den mir Gotelind gegeben, den haben mir die Heunen ganz zerhauen; könnt’ ich noch so guten gewinnen, wie du einen am Arme trägst, so bedürft ich keiner Brünne mehr."
    "Nimm ihn, Hagen! Und mögest du den Schild heimtragen an den Rhein." Das war die letzte Gabe, die der gute Markgraf je auf der Welt bot. Manche Augen wurden dabei von Tränen nass. "Gleich dir, Rüdiger, lebt keiner auf der Welt," sprach Hagen und nahm den Schild. "Nun soll dich meine Hand nicht befehden."
    "Auch ich sage dir Frieden zu," rief Volker, "das hast du verdient mit deiner Treue."
    Darauf schritt Rüdiger hinauf, Volker und Hagen wichen vor ihm zur Seite; er fand noch manchen Kühnen zum Streite bereit. Giselher und Gernot liessen ihn in den Saal, die von Bechelaren sprangen ihm nach. Hagen und Volker fochten grimmig; sie gaben keinem Frieden als dem einen. Der Markgraf mied die Könige und kämpfte wie im Schlachtsturm mit dem Gesinde. "Du willst uns keinen Mann mehr übrig lassen, Rüdiger," rief Gernot, "wende dich mir entgegen und bestehe mich, kühner Mann!" Gernot schwang das Schwert, welches ihm Rüdiger als Gastgeschenk in Bechelaren gereicht hatte; da trafen sie einer den andern; zum Tode verwundet von Rüdigers Hand, gab Gernot ihm einen Hieb durch Schild und Helm; tot sanken beide zu Boden. So fiel der Markgraf [Fußnote: Nach andrer Überlieferung fällt Giselher den Markgrafen.]
    "Ihrer beider Tod ist grosser Schaden!" sprach Hagen und bedrängte gewaltig Rüdigers Gesinde. Hier sanken sie erschlagen zu Boden, dort wurden die Wunden im Gedräng mit den Füssen niedergetreten, dass sie in den Blutlachen erstickten.
    Giselher rächte grimmig Gernots Fall. Bald lebte nicht einer mehr derer von Bechelaren.
    "Lasst uns ins Freie, unsere Panzer zu kühlen," sprach Giselher, "mich dünkt, es geht zum Ende." Kampfmüde lehnten und sassen umher, die noch lebten. Das Tosen war verschollen.
    Krimhild sprach zu Etzel: "Es ward so still. Rüdiger bricht uns dir Treue, er will ihnen davonhelfen."
    Das hatte Volker gehört: "Er tat so ernst, was Etzel ihm befahl," sprach er, "dass er nun mit seinen Gefolgen tot liegt." Sie trugen den Markgrafen dahin, wo Etzel

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