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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Fiedel ab. Da sprang Etzel empor und befahl: "Auf, alle meine Mannen, schlagt die Nibelungen tot," und das Morden hob an im Saal.
    Die Burgundenkönige traten zwischen die Kämpfenden und suchten noch zu schlichten; – aber Hagen begann zu wüten, – Da schlugen auch sie tiefe Wunden in Heunenleiber. Dankwart, unter der Tür, wurde von aussen und innen angegriffen: "Volker, rette mir den Bruder," rief Hagen dem Spielmann zu. Volker brach sich Bahn zu ihm: "Steh du aussen, Dankwart, ich hüte die Tür von innen."
    Nun warf Hagen den Schild auf den Rücken und begann erst recht zu rächen die treulos erschlagenen Knechte.
    Krimhild bat Dietrich: "Hilf mir hinaus, Berner; erreicht mich Hagen, so hab’ ich den Tod an der Hand."
    "Ich will’s versuchen," antwortete er und rief so gewaltig in den Kampf, dass die Burg von seiner Stimme widerhallte. "Haltet ein mit dem Streiten," gebot Gunther. "Was ist dir geschehen, Herr Dietrich, edler Fürst? Ich bin dir zu jeder Busse erbötig."
    "Mir ist nichts geschehen; doch lasst mich mit meinen Mannen und Freunden aus diesem Saale gehn."
    "Führe fort, wen du willst, nur nicht meine Feinde; die bleiben hier."
    Da umschloss Dietrich Krimhild mit dem einen Arm, mit dem andern Etzel, und schritt hinaus; ihm folgten alle Amalungen.
    "Wollt ihr auch mir und den Meinen Frieden geben?" fragte Markgraf Rüdiger.
    "Geht," antwortete Giselher, "eure Treu ist fest." Fünfhundert räumten mit Rüdiger den Saal. Dietrich und der Markgraf gingen in ihre Hallen.
    Dann brach der Kampf wieder aus.
    "Hörst du, Hagen," sprach Gunther, "die Töne, die Volker den Heunen fiedelt? Er hat seinem Fiedelbogen ‘nen roten Anstrich gegeben! Nie sah ich einen Spielmann so herrlich streiten; seine Weisen klingen durch Helm und Schild."
    Von allen Heunen im Saal blieb nicht einer am Leben. Die Burgunden legten die Schwerter aus den Händen.
6. Iring fällt.
    Sie trugen die Toten vor die Tür und warfen sie die Stiege hinab; wehklagend und drohend standen die Heunen vor der Halle. Volker schoss einen Speer unter sie, furchtsam wichen sie zurück. Hagen trat an Volkers Seite und höhnte König Etzel, weil er nicht an der Spitze seiner Mannen kämpfte, wie’s Fürsten geziemend. Zürnend rief Krimhild: "Wer mir Hagen erschlägt, dem füll’ ich den Königsschild mit rotem Gold und geb ihm Land und Burgen." "Wie sie zaudern, die verzagten Helden!" lachte Volker. "Die des Königs Brot essen, weichen nun von ihm, da er in Not ist. Kühn wollen sie sein; ich heisse sie schmachbeladen."
    "Bringt mir meine Gewaffen!" rief Iring, Hawarts Mann, "ich will mit Hagen kämpfen."
    Er waffnete sich. Irnfried von Thüringen und Hawart von Dänemark mit ihren Leuten gesellten sich ihm.
    Unwillig sprach Volker: "Iring wollte dich allein bestehn; sieh, nun geht eine Schar mit ihm."
    "Heisse mich keinen Lügner," entgegnete Iring, "ich will ihn allein bestehn"; er bat seine Freunde so lange, bis sie ihn nachgaben.
    Er zückte den Speer, deckte sich mit dem Schild, lief in den Saal und auf Hagen los; sie schossen scharfe Speere durch die Schildränder; die Schäfte splitterten. Dann griffen sie zu den Schwertern; Palast und Burg widerhallten von ihren Hieben, doch Hagen blieb unverwundet. Da liess Iring ihn stehn und rannte den Fiedler an; Volker schlug ihm einen starken Schlag zur Abwehr; da liess Iring auch ihn stehn und wandte sich gegen Gunther. Sie waren gleich stark; keiner verwundete den andern. Auch Gunther kehrte er den Rücken und rannte Gernot an. Da hätte ihn schier der Burgunde erschlagen, ein schneller Sprung rettete Iring, der nun vier der edelsten Gefolgen erschlug. "Die sollst du mir büssen," rief zürnend Giselher und hieb so scharf auf den Dänen, dass er für tot niederfiel. Aber die Sinne kehrten ihm bald zurück, er war unverwundet; behende sprang er auf und zur Tür hinaus, wo er Hagen fand; mit jähen Schlägen hieb er auf den Tronjer und verwundete ihn durch den Helm. Da sauste Hagens Schwert auf des Dänen Haupt nieder. Der schwang den Schild über den Helm und rannte die Stufen hinunter, zu den Seinen zurück. "Rotes Blut quillt aus Hagens Helm, sei bedankt, ruhmvoller Iring," sprach Krimhild.
    "Danke ihm mässig!" rief Hagen. "Will er’s noch einmal gegen mich versuchen, – dann nenn’ ich ihn einen kühnen Mann."
    Der Däne nahm einen neuen Schild, einen starken Speer und schritt abermals gegen Hagen. Der konnte ihn nicht erwarten, die Stiege hinunter lief er ihm entgegen. Sie stritten, dass

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