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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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wehklagten um ihre Toten. Frauen und Männer, Mägde und Knechte trauerten um verlorene Freunde.
    So endete König Etzels Sonnwendfest – und der Nibelungen Not.
    VI. Dietrichs Heimkehr.
1. Dietrich scheidet von Etzel.
    "Tot liegen all’ unsre Freunde, erschlagen sind unsre Gefolgen," sprach König Dietrich zu Hildebrand, "allzu lange weilten wir fern der Heimat, was tun wir noch länger hier im Heunenland? Lieber will ich kämpfend für mein Reich fallen, als hier vor Alter sterben. Wir wollen heimfahren."
    "Wir wollen heimfahren! Herr, du hast Recht. Ich habe Botschaft erhalten, über Bern herrsche Herzog Hadubrand; und das soll mein Sohn sein, den ich niemals gesehen habe; denn er ward geboren, nachdem wir Bern verlassen mussten."
    Sie berieten nun, wie sie ihre Fahrt ausführen wollten; allein mussten sie ziehen; denn im Heunenland waren so viele Männer gefallen, dass Etzel ihnen kein Heer hätte geben können.
    "Mag es Etzel wohl oder übel dünken, wir fahren," schloss Dietrich, "und niemand soll darum wissen." Dann ging er zu Herrad und fragte sie: "Ich will heimziehen nach Amalungenland und mein Reich wiedergewinnen oder den Tod. Willst du mir dazu folgen, Herrad?"
    "Wohin es auch sei, ich folge dir," antwortete sie.
    "Habe Dank für deine Treue, du vielliebe Frau! Und rüste dich eilig, wir reiten noch heut’ Abend."
    Frau Herrad nahm da alles, was Helche ihr geschenkt hatte; und musste sie gleich vieles zurücklassen, so führte sie doch Kleinodien mit, an achttausend Mark Goldes wert. Weinend sagten die Dienerinnen ihr Lebewohl und niemals ward zwischen Frauen so kurzer Abschied genommen.
    Am Abend hatte Hildebrand ihr drei Rosse gesattelt und gerüstet und ein viertes mit Gold und Schätzen beladen. Dietrich hob Herrad aufs Ross und sprach zu Hildebrand: "Reitet voraus an das Burgtor; ich will von König Etzel Abschied nehmen."
    Er ging in den Königsbau und trat in Etzels Schlafhalle; ungefragt liessen die Wächter ihn ein, obwohl er in Waffen ging, denn sie wussten, dass er ein treuer Freund ihres Herrn war. Dietrich schritt an des Königs Lager und weckte ihn.
    "Willkommen, Freund," sprach der Erwachte, "weshalb kommst du in Waffen?"
    "Ich will heimfahren nach Amalungenland und mein Reich wiedergewinnen, oder den Tod."
    "Wie willst du ein Reich erobern ohne Kriegsleute? Bleibe lieber noch einige Zeit bei mir; dann will ich dir wieder ein Heer rüsten; ziehe nicht so von mir!"
    "Habe Dank, König, für deine Freundschaft; allzu viel deiner Heunen liegen schon erschlagen; ich will die Übriggebliebenen nicht auch in den Tod führen. Ich zieh’ allein; nur Hildebrand und Herrad, meine Frau, begleiten mich." Da härmte es Etzel sehr, dass Dietrich so von ihm ging; er stand auf und geleitete ihn bis an das Burgtor, dort küssten sie sich und schieden voneinander.
    Dietrich schwang sich auf Falkas Rücken, Meister Hildebrand ritt voran mit dem Saumross, Dietrich und Frau Herrad hinterher. Sie wandten sich westwärts auf die Strasse und ritten neun Tage und neun Nächte, ohne Menschen zu begegnen. In einer Nacht kamen sie an Bechelaren vorüber; da gedachte Dietrich mit vielem Gram des Markgrafen, des mildesten aller Männer, des tapfersten Helden.
    "Als ich aus meinem Reich fliehen musste, da kam Rüdiger uns hier entgegen, mit Gotelind, seiner Frau; die gab mir ein grünes Kriegsbanner, das führte seitdem manchen Heunen in den Tod."
    "Ja, ein tapferer Held war der Markgraf," stimmte Hildebrand ein. "Wär’ er nicht gewesen, so hätt’ ich im Russenland mein Leben lassen müssen; das dank’ ich ihm stets."
    Sie mieden Burgen und Dörfer und ruhten am Tag in Wäldern, aber ritten bei Nacht. Und dennoch blieb ihre Fahrt nicht geheim; Graf Else, der junge, war auf einer Reise über den Rhein geritten und bekam Kunde davon. Da kam ihm in den Sinn, dass er Blutrache zu fordern hätte an Dietrich, für Elsung den langbärtigen von Bern, den Dietrichs Gesippen erschlagen hatten. Und er ritt mit seinen Gefährten auf Waldwegen und spürte den Heimkehrenden nach, bis er auf ihre Fährte kam.
    Dietrich hatte im Walde geruht, die Sonne war gesunken; sie rüsteten zum Aufbruch und ritten hinaus auf die Heerstrasse, diesmal der König voran mit Herrad, Hildebrand folgte mit dem Saumross. Da gewahrte er, umblickend, Staub aufwirbeln und Helme blitzen und, schärfer hinspähend, rief er Dietrich an: "Herr, ich sehe dicken Staub fliegen und dahinter Schilde und Brünnen blinken; und scharf reitet man uns

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