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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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suche Rat und Hilfe bei dir; leiste mir Beistand; Siegfrieds Mord will ich rächen an Hagen und Gunther. Ich biete dir Gold und Silber, soviel du heischest."
    "Das tu’ ich nicht, Königin; deine Bitte ehrt dich wenig. Auf gute Treue kamen sie her in dies Land!"
    Weinend ging sie fort und in Herzog Blödels Saal: "Siegfried will ich nun an den Nibelungen rächen und du sollst mir helfen."
    "Etzel ist Euren Gesippen hold, ich wag’ es nicht."
    Sie wies auf seinen Schild: "Ich fülle dir den Schild mit Gold, Herzog Nudungs Mark und schöne Witwe werden dein; und immer werd’ ich dir eine huldreiche Königin bleiben." Da reizte es Blödel, den reichen Lohn zu gewinnen: "Geht Ihr in den Saal zum Fest, Königin. Ich beginne den Kampf, bevor einer der Fürsten dort es gewahrt; gebunden liefr’ ich Euch Hagen." Krimhild ging in den Königssaal, wo das Mahl bereit stand. Etzel sass auf dem Hochsitz, seiner Gäste wartend. Die kamen in Waffen geschritten; das sei ihre Landessitte, die drei ersten Tage bei einem Königsfeste gewaffnet zu gehen, – hatte Hagen gesagt. – Aber burgundische Sitte kannte Krimhilde. Sie ging den Nibelungen entgegen und sprach: "Nun gebet mir eure Waffen zur Aufbewahrung; seht, waffenlos sitzen hier auch alle Heunen."
    "Du bist eine Königin," antwortete Hagen. "Wie dürftest du Männern die Waffen abnehmen? Ich will mein eigner Kämmrer sein. Mich lehrte mein Vater, auf Weibestreue hin niemals Waffen abzulegen, und so will ich tun, solang ich im Heunenlande bin." Er setzte seinen Helm auf und band ihn fest. Da sahen alle, dass Hagen zornig war. Gernot argwöhnte Verrat und band seinen Helm auf.
    Der König grüsste nun die Gäste und wies ihnen Sitz an; Gunther zu seiner Rechten, Giselher zur Linken; Krimhild liess ihren Stuhl Etzel grad gegenüberstellen. Während des Mahles ward der junge Königssohn von seinem Pfleger hereingeführt. "Seht den jungen Ortlieb," sprach Etzel, "ich will ihn euch mitgeben an den Rhein; ihr sollt ihn erziehen. Einst wird er ein reicher Mann und ein König über zwölf Lande sein; dann dankte er euch die Pflege."
    "Schon dem Tode verfallen, mein’ ich, ist der Knabe anzusehn," rief Hagen. Etzel schaute schweigend auf den Tronjer; das Herz war ihm beschwert. Hagen war wenig aufgelegt zu Kurzweil.
    Währenddessen hatte Blödel tausend Mannen gerüstet und eilte mit ihnen in die Hallen, wo Dankwart als Marschalk das Mahl der Knechte überwachte.
    "Willkommen, Blödel," rief er, "was sollen deine Krieger?"
    "Behalte deinen Gruss, mein Kommen ist dein Ende; weil Hagen Siegfried erschlug, entgeltet ihr’s nun alle."
    "Ich war ja ein Knabe, als das geschah; ich habe nichts mit dem Mord zu tun!"
    "Doch dein Bruder tat’s – das ist all eins; wehrt euch, keiner entrinnt meinem Schwert."
    Schnell sprang Dankwart auf, zog sein Schwert und mit jähem Hieb schlug er Blödel das Haupt ab. – Da liefen die Heunen ihre Gäste mit gezückten Schwertern an, die stiessen die Tische fort. Die kein Schwert zur Hand hatten, schwangen die Schemel; grimmig Werten sie sich und trieben die Schar aus dem Hause.
    Als die Heunen Blödels Fall vernahmen, rüsteten sich – noch ehe Etzel es gewahrte – zweitausend Heunen.
    Den eingesperrten Knechten half ihre Tapferkeit nichts; sie wurden alle erschlagen, dazu zwölf Edle. Dankwart allein stand noch: "Nun weicht mir, ihr Heunen," rief er, "und lasst mich sturmmüden Mann hinaus." Er sprang ins Freie und schritt, wie ein Eber um sich hauend, zu dem Königssaal. In seinen Schild flogen zu viel Speere, er musste ihn fallen lassen; er schritt die Stufen vor dem Saal empor und trat unter die Tür; blutüberflossen war sein Gewand, das blosse Schwert hielt er in der Faust: "Bruder Hagen," rief er laut, "zu lange schon sitzt ihr hier beim Mahle; tot liegen unsre Knechte in den Herbergen. Das hat Herr Blödel mit seinen Heunen getan; ihm hab’ ich das Haupt abgeschlagen."
    "Um ihn ist’s wenig schade," sprach Hagen, "aber sag’ geschwind, Bruder, bist du von deiner Wunden Blut so rot?"
    "Heil kam ich davon."
    "Dann hüte mir die Tür, und lass nicht einen hinaus. Ich hörte, Krimhild könne ihr altes Herzleid nicht verwinden; nun trinken wir Freundschaft und zahlen des Königs Wein; der junge Ortlieb muss der allererste sein." Drohend rief’s Hagen, fasste den Schwertgriff und schlug dem Knaben das Haupt ab; es flog Krimhild in den Schoss, und mit dem zweiten Hieb schlug er dem Pfleger das Haupt, mit dem dritten Werbel die Rechte auf der

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