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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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verzauberte, weise, herrliche Heldenkaiser gedacht.] .
    Auch der mythische Held Skeáf wird auf Freyr zurückgeführt; ein neugeborner Knabe wird, von rings um ihn gehäuften Schätzen und Waffen umgeben, in einem führerlosen Schiff, auf einer Garbe (skeáf, althochdeutsch skoup, mittelhochdeutsch Schaube) schlafend, vom Meer an das Gestade getragen; die Bewohner ahnen, dass hier ein göttergesendet Wunder zu ihnen schwimme, sie erziehen den Knaben, den sie nach der Garbe "Skeáf" genannt haben, und wählen den Herangewachsenen zum König. Derselbe herrscht lange mächtig und weise und befiehlt, dass er nach seinem Tod abermals in gleicher Weise auf ein Boot gelegt und Wind und Wellen überlassen werde, welche ihn zurücktragen in seine geheimnisvolle Heimat. Hieraus ist später im Mittelalter die Sage von Schwanenritter (Lohengrin) geworden, in welcher das Boot des Knaben oder Jünglings von Schwänen herangeführt und wieder abgeholt wird, nachdem seine Gattin die verbotene Frage nach seinem Namen und Heimatland getan.
    Die schönste Sage von Freyr ist die in Skirnisför, Skirnirsfahrt, erzählte [Fußnote: Dahn, Sämtl. poetische Werke. Zweite Serie Bd. III. Skirnir.] . Freyr setzte sich einmal auf Odins Hochsitz (Hlidskialf), und sah von dort hinab auf alle Welten. Da erschaute er im Norden, in Riesenheim, ein Mädchen, das war so wunderschön, dass von seinen weissen Armen, da es dieselben erhob, Luft, Wasser und alle Welten widerstrahlten. Gerda hiess die Maid und war des Riesen Gymir Tochter. Sofort ergriff tiefste, markverzehrende Liebessehnsucht nach der schönen Jungfrau den Vermessenen, der es gewagt hatte, sich auf den Platz zu setzen, den nur der Hohe beschreiten darf. Er war ganz traurig und sprach, als er heimkam, kein Wort, und niemand wagte, den Tiefsinnigen anzureden. Endlich schickte der besorgte Vater Niördr zu dem Sohne dessen treuesten Freund (oder Diener) Skirnir, ihn auszuforschen. Auf dessen Frage nach dem Grunde seines Trübsinns antwortete Freyr erst abweisend: "Wie soll ich sagen dir jungem Gesellen der Seele grossen Gram? Die Sonne, die selige, hebt sich täglich am Himmel; doch schauet sie niemals meiner Liebe Glück!" Der treue Freund dringt lange vergeblich in den Trauernden: "So gross dein Gram kann sein – mir sollst du ihn sagen! Teilten wir doch die Tage der Jugend; – so mögen wir uns voll vertrauen." Da seufzt Freyr endlich: "In Gymirs Gehegen schaute ich wandeln mir teure Maid; mehr lieb’ ich sie, als ein Jüngling vermag im Lenz seines Lebens. Aber von allen Asen und Alfen will es nicht einer, dass wir (d. h. ich und sie) beisammen seien; doch ich will nicht mehr leben, wenn ich sie nicht zum Weibe gewinne. Und du, o Freund, sollst ausziehen und für mich um sie werben und sie mir bringen, mit oder gegen den Willen ihres Vaters; und reich will ich dir das lohnen." Skirnir (der nach andrer Überlieferung sich selbst zuerst erbietet) erwidert, er wolle die Fahrt wagen, wenn Freyr ihm sein treffliches Schwert gebe, "das von selbst sich schwingt gegen der Reifriesen Brut; auch das rasche Ross, das ihn sicher durch flackernde Flammen trage"; – denn der Treue weiss oder ahnt doch, wie furchtbar gehütet er die Riesenjungfrau finden wird. In solchem Vorgefühl erschauernd, spricht Skirnir, da er vor dem Tore das Ross besteigt, zu dem treuen Tier – ein uralter Zug, der in vielen Sagen wiederkehrt –: "Dunkel ist es da draussen; – Nun gilt es über feuchte Berge zu fahren! entweder vollführen wir beide (Reiter und Ross) das Werk; oder uns beide fängt jener furchtbare Riese (Gerdas Vater)." Als nun der kühne Freund nach Riesenheim kommt, findet er die Türe des Holzzaunes, der Gerdas Saal umhegt, von wütenden Hunden bewacht, die da angebunden liegen. Zaudernd fragt er einen Viehhirten [Fußnote: In Wahrheit wohl kein "Viehhirt", sondern der von Hel bestellte Markwart und Hüter ihrer Zugänge, s. unten.] , der am Hügel sitzt und die Wege bewacht, wie er es wohl angehen könne, die schöne Maid zu sprechen, trotz Gymirs Grauhunden? Aber der meint, entsetzt über solches Wagen, kein Lebendiger, nur wer dem Tode verfallen oder schon gestorben, werde durch diese Schrecken dringen. Der Treue erwidert: "Wer zur letzten Fahrt, wenn es sein muss, entschlossen ist, dem steht Kühnheit besser als Klagen an; meines Lebens Dauer ist doch vom Schicksal vorbestimmt." So erschlägt oder vertreibt er die wütenden Hunde, die Wächter. Über deren Heulen und dem Kampf erdröhnt solch

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