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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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werden, deuten den Scheiterhaufen, auf welchem, nach altgermanischem Brauch, die Leiche des Gottes verbrannt wird, wie das in Mittel- und Norddeutschland häufigere Osterfeuer umgekehrt der Scheiterhaufe ist, auf welchem der bei Frühlingsanfang von Baldur besiegte und getötete Winterriese verbrannt wird.
    Schon oben ward darauf hingewiesen, wie der gemeinarische Lichtkult, welchen die Germanen mit aus Asien gebracht, eine ganz besondere Färbung annehmen musste, seit dieselben in Nord- und Nordost-Europa lebten; die Sehnsucht nach Licht und Wärme des Frühlings und Sommers musste während der langen Winter schon in den Urwäldern Deutschlands, noch mehr in Skandinavien eine die Seelenstimmung geradezu beherrschende werden; zu dem lebhaften, durch das Waldleben gesteigerten Naturgefühle der Germanen trat hierbei, dass die Bauart und Einrichtung ihrer Holzgehöfte wenig Behaglichkeit im Winter bot, das Leben im Freien, im Lenz und Sommer, daher um so inniger herbeigewünscht werden musste. Daher durchzieht ihre ganze Volkspoesie, ihre Feste und Spiele die Vorstellung des Kampfes zwischen dem lichten, wohltätigen, Leben und Freuden spendenden Gott des Frühlings (des Maien, des Sommers) mit dem Kälte, Dunkel, Erstarrung und Tod verbreitenden Winterriesen. Das Frühlingslicht gerade in diesem Sinn ward nun in Baldur personifiziert.
    Der Name [Fußnote: Baldur wird sehr mannigfach gedeutet; angelsächsisch ist baldor = Herr.] dieses Frühlings- und Lichtgottes war bei den verschiedenen Stämmen verschieden, Wesen und Bedeutung waren dieselben; wie heute noch in den Osterfeuern der Winterriese verbrannt wird, so feiert man in vielen Landschaften den Tag Sankt Georgs, welch ritterliche Heiligengestalt an Stelle des alten Frühlingsgottes getreten ist, als den des Sieges des Lichtes über die Winternacht; wie Baldur den Winterriesen, erlegt Sankt Georg mit goldener Lanze (dem Sonnenstrahl) den Drachen und befreit die ihm preisgegebene Jungfrau, die in Wintersbanden schmachtende Erde. Zu Furth im bayrischen Walde wird dieser Drachenstich noch jährlich am Sankt Georgitag feierlich begangen; ein Jüngling in schimmernden Waffen, auf weissem Ross, ein Symbol des siegreichen Lichtes, stösst den Speer in den Rachen eines greulichen Drachen, dessen Blut aus einer in dem Rachen verborgenen Blase spritzt; – es wird von den Bauern, welche von nah und fern zu diesem Feste herbeiziehen, aufgefangen und auf die Felder gesprengt, Fruchtbarkeit zu spenden [Fußnote: Vgl. Dahn in Bavaria, I, München 1860, S. 370.] , zum deutlichen Beweis, dass der Sieger der Sonnen- und Frühlingsgott ist. Anderwärts zogen und ziehen heute noch alt und jung in den Wald, den "Herren Maien" festlich zu empfangen, wann ihn der Kuckucksruf oder der erste Storch, die erste Schwalbe, das erste Veilchen verkündet hat; auch hier wird oft eine Hochzeit mit einer "Maikönigin" gefeiert. (Über Baldurs Gemahlin Nanna, seine Brüder Hödur, Wali, Hermodur s. unten.) Baldur ist als strahlend schöner Jüngling gedacht.
    Die Freude der Germanen an dem Frühlingslicht drückt die Edda naiv und rührend aus: "Von Baldur ist nur Gutes zu sagen (was von den andern Asen, die wir sahen, nicht gerühmt werden mag; aber diese Gestalt ist schuldlos und rein verblieben), er ist der Beste, er wird gepriesen von allen. So schön ist er von Antlitz und so hell, dass ein leuchtender Glanz von ihm ausstrahlt; ein Kraut ist so hell, dass es mit Baldurs Brauen verglichen wird; das ist das lichteste (weisseste) aller Kräuter: "Baldurs-braue". Daraus kannst du ermessen, wie schön sein Haar und sein Leib sein muss. Von allen Asen ist er der weiseste, mildeste, beredteste; er hat die Eigenschaft, dass seine in Streitsachen andrer ausgesprochenen Urteile niemand schelten kann [Fußnote: Nach andrer Lesart freilich "den alle loben, dessen (gerechte, weise, friedliche) Entscheidungen aber niemals gehalten werden!"] (d. h. im altgermanischen Recht: ihrer Unrichtigkeit und Ungerechtigkeit halber anfechten und einen andern Wahrspruch verlangen). Er bewohnt im Himmel jene Stätte, welche Breida-blick (Weit-Glanz) heisst; und wird da nichts Unreines geduldet [Fußnote: Baldur sind geweiht und seinen Namen tragen; zwei Kamillenarten, anthemis cotula und matricaria inodora, Hundskamille und Feldkamille (Baldrs-brâ, Baldurs-braue), um gelben Kern weisse Blätter reihend. – Im Norden begegnen viele mit Baldur zusammengesetzte Ortsnamen; aber bei den südgermanischen mit Pfohl, Phol

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