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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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dem Sonnenstrahl und droht mit der Macht ihres Vaters, des Winterriesen, den freilich der Frühlingsbote mit dieser Waffe bald zu fällen hofft [Fußnote: Wie denn auch die Erde ahnt, dass der Bruder Beli, der "Brüllende", ein Wintersturmriese (?), der sie dem Sonnengott vorenthalten will, durch diesen sterben wird.] . Endlich aber greift dieser zu den geheimnisvollen Zauberkräften, welche mit unwiderstehlicher Notwendigkeit Jahr für Jahr die Erde nötigen, der Werbung des Frühlings nachzugeben; der Zorn Allvaters, der Fluch des Sonnengottes wird sie schlagen, falls sie dieser Götterfügung trotzen will; ohne Gemahl, ohne Sonnenglanz wird sie freudlos, voll finstren Grams, Mangel leidend, und jeder Frucht entbehrend ein traurig Dasein tragen, oder, wenn sie sich vermählt, verfällt sie einem der grauenhaften Winterriesen von ihres Vaters Geschlecht; da kann die Erde dem Zauberdrang, der sie zum Frühling heranzwingt, nicht mehr widerstehen; sie verspricht, den Sonnengott zu empfangen in dem Wald "der stillen Pfade", Barri [Fußnote: Von bar, Knospe (?), oder barr, Korn, also Saatkorn; barrey, das wie eine Insel eingehegte Saatfeld (?).] , d. h. dem grünenden, nach neun Nächten, d. h. in den drei Monaten, welche dem Lenz, dem Sommer im Norden, allein gehören.
    Wenn es dann weiter heisst, Freyr habe Beli mit einem Hirschhorn erschlagen, so hat man dies so deuten wollen, dass im Monat Hornung (Februar), wann die Hirsche frisch hornen, d. h. die Geweihe abwerfen, der Frühling schon zu obsiegen beginnt (aber doch gewiss nicht in Skandinavien, wo diese Sage entstand!). Übrigens deuten manche Züge, so die wabernde Lohe, welche Gerda wie Brunhild (s. Wölsungensage) umgibt, darauf hin, dass das Reich, in welches Skirnir dringen muss, auch als die Unterwelt, die Welt des Todes gedacht war, in welcher das vom Todesschlaf befallene Leben der Erde ruht. Auch scheint ursprünglich Freyr selbst ausgezogen zu sein; – wenigstens erschlägt er, nicht Skirnir, den Bruder der Jungfrau. Erst später vielleicht ist die Aussendung des für den Freund und Gebieter werbenden Freundes entstanden, was dann Ursprung der reichgegliederten, mannigfaltig auftretenden Freundschaftssage [Fußnote: Dabei spielt auch das geliehene Schwert eine Rolle; der für den Freund die Braut erwerbende, erringende Werber legt die nackte Klinge zwischen sich und die Jungfrau, bis er dieselbe dem Bräutigam übergeben kann; z. B. Siegfried, da er zum zweiten Male durch die Waberlohe geritten ist und Brunhild König Gunther zuführt.] wurde. Es wird Freyr von Loki vorgeworfen [Fußnote: Bei dem Gastmahl in der Halle des Meergottes Ögir; Ögisdrecka Strophe 42; "Mit Gold erkauftest du Gymirs Tochter und gabst an Skirnir dein Schwert dahin; wann aber dereinst Muspels Söhne heranreiten werden, mit welcher Waffe, Unseliger, wirst dann du kämpfen?"] , dass er sein Schwert töricht hingegeben habe, um Gerda zu gewinnen, und geweissagt, dass er dereinst fallen werde, im letzten Kampfe, weil ihm dies Siegesschwert fehle. Zu der uns überlieferten Fassung der Sage passt das nicht, da ja Freyr die gute Waffe nur dem Freunde vertraut, wie das Ross, der ihm sicher beide wiederbringt. Vielleicht gab in einer andern Überlieferung der Sonnengott das Schwert dem Riesen als Preis für die Jungfrau; d. h. der Sonnenstrahl muss sich in die Erde versenken, die erstarrte zu beleben, und geht dadurch dem Sonnengotte selbst verloren, der allmählich seine Kraft in steter Ausstrahlung (für ein Jahr) erschöpft. Auch hier ist, wie bei Baldurs Tod, das jährlich sich vollziehende Ermatten und Sterben des Sonnengottes wohl erst später mit dem dereinstigen endgültigen Untergang in Beziehung gebracht worden.
    V. Baldur-Forseti.
    Wie Freyr ist auch Baldur, ebenfalls Odins Sohn, ein Gott des Lichtes, der Sonne, doch in vielfach abweichender Richtung; so wird nicht der Erntesegen wie auf Freyr-Frô, sondern der Frühling auf ihn zurückgeführt; er ist das aufsteigende Licht des wachsenden Jahres und muss daher sterben, wann das Jahr sich neigt, wann die Tageslänge nicht mehr zunimmt, sondern abnimmt, und die Nacht dem Tageslicht zu obsiegen anhebt; also zur Sommersonnenwende, ungefähr zwischen dem einundzwanzigsten und dem vierundzwanzigsten Juni; die Kirche hat auf letzteren Tag das Fest Johannis des Täufers verlegt, des lichtverkündenden Vorgängers des Heilands; die Sonnwendfeuer, welche in dieser Nacht in Oberdeutschland auf den Gipfeln der Berge entzündet

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