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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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unpassend.
    »Netter Pyjama«, sagte ich schließlich und setzte mich aufs Bett. »Also komm schon. Ich werde dich nicht beißen.«
    Sie senkte das Kinn und zog die Augenbrauen hoch. »Ich hab keine Angst vor dir.« Ihr Biologiebuch landete mit einem dumpfen Schlag neben mir, dann hielt sie inne. »Hast du einen Stift?«
    Ich deutete mit dem Kopf auf den Nachttisch. »Oberste Schublade.« In der Sekunde, als ich das ausgesprochen hatte, gefror mir das Blut in den Adern. Sie würde auf meinen Vorrat stoßen. Ich machte mich für den unvermeidlich drohenden Kampf auf Leben und Tod bereit.
    Sie legte ein Knie aufs Bett, beugte sich hinunter, zog die Schublade auf und griff mit einer Hand hinein. Auf einmal zuckte sie zurück, schnappte sich noch einen Stift und knallte die Lade wieder zu.
    »Was denn?«, fragte ich und tat so, als sei ich schon in die aufgeschlagene Seite des Biobuchs vertieft.
    »Hast du eine Apotheke überfallen?«
    Wieso weiß ein Täubchen, wo man Kondome bekommt? »Nee, warum?«
    Sie verzog das Gesicht. »Wegen des Kondomvorrats auf Lebenszeit.«
    Jetzt ging es los. »Mach’s, aber mach’s mit, oder?« Dagegen konnte sie nicht viel sagen.
    Anstatt rumzuschreien und Schimpfwörter von sich zu geben, wie ich es erwartet hatte, verdrehte sie nur die Augen. Ich blätterte die Seite im Buch um und versuchte, nicht zu erleichtert zu wirken.
    »Okay, wir können hier anfangen. Mein Gott … Photosynthese? Hast du das denn in der Highschool nicht gelernt?«
    »Irgendwie schon«, meinte sie abwehrend. »Das ist der Biologie Grundkurs, Trav. Ich habe den Lehrplan nicht gemacht.«
    »Und du bist wirklich in Analysis? Wie kann es sein, dass du in Mathe so weit voraus und in den Naturwissenschaften so hinterher bist?«
    »Ich bin nicht hinterher. Die erste Hälfte ist immer Wiederholung des Stoffs.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Nicht wirklich.«
    Sie hörte mir zu, während ich ihr die Grundlagen der Photosynthese und den Aufbau der pflanzlichen Zellen erklärte. Es schien egal, wie lang ich redete oder was ich sagte, sie hing an meinen Lippen. Da fiel es leicht, mir einzubilden, sie sei an mir interessiert und nicht an einer guten Note.
    »Lipide. Ohne ie. Sag mir noch mal, was die tun.«
    Sie nahm ihre Brille ab. »Ich bin völlig erschlagen. Und ich kann mir kein einziges Makromolekül mehr merken.«
    Wem sagte sie das?! Schlafenszeit. »Na schön.«
    Plötzlich wirkte Abby nervös, was mich seltsamerweise eher beruhigte.
    Ich ließ sie so zurück und ging duschen. Die Tatsache, dass sie gerade eben nackt am selben Fleck gestanden hatte, sorgte für ein paar erregende Gedanken. Deshalb musste ich die letzten paar Minuten eiskalt duschen. Das war nicht angenehm, aber wenigstens war ich am Ende meinen Steifen wieder los.
    Als ich ins Zimmer zurückkam, lag Abby mit geschlossenen Augen wie ein Brett auf der Seite. Ich ließ mein Handtuch fallen, schlüpfte in meine Boxershorts, kroch ins Bett und schaltete nebenbei noch das Licht aus. Abby rührte sich nicht, aber sie war noch wach.
    Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt, aber sie verkrampfte sich noch ein bisschen mehr, bevor sie mir das Gesicht zuwandte.
    »Du schläfst auch hier?«
    »Äh, ja, Das ist schließlich mein Bett.«
    »Ich weiß, aber …« Sie verstummte und schien ihre Möglichkeiten abzuwägen.
    »Traust du mir immer noch nicht? Ich werde mich tadellos benehmen. Ich schwöre!« Ich hielt meine Zeige-, Mittelfinger und den kleinen Finger hoch, was man in der Fraternity »den Schocker« nannte. Sie checkte es nicht.
    Egal wie öde es sein mochte, brav zu sein, ich würde sie nicht in der ersten Nacht verscheuchen, indem ich eine Dummheit beging.
    Abby war ein empfindliches Gleichgewicht von hart und zart. Wenn man sie zu sehr bedrängte, reagierte sie wie ein in die Enge getriebenes Tier. Außerdem machte es Spaß, so, wie sie es verlangte, auf dem Hochseil zu balancieren. Auf furchterregende Weise, nämlich mit tausend Meilen pro Stunde und rückwärts auf einem Motorrad.
    Sie drehte sich wieder von mir weg und klopfte mit karateartigen Schlägen die Decke entlang aller Kurven ihres Körpers fest. Wieder stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich beugte mich über ihr Ohr.
    »Gut’ Nacht, Täubchen.«

6. KAPITEL
    Shots
    Die Sonne fing, als ich aufwachte, gerade erst an, Schatten auf die Wände meines Zimmers zu werfen. Abbys Haare lagen zerzaust auf meinem Gesicht. Ich atmete tief durch die Nase ein.
    Vollidiot. Was treibst du

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