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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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auf dem Tisch zu fesseln. Eine hochgewachsene Frau von etwa vierzig Jahren nahm neben Margarethe Platz. Es handelte sich um Lina Mueller, ihre Pflichtanwältin.
    »Das ist Frau Doktor Eckhardt«, sagte Fabel und deutete auf Susanne, »vom Institut für Gerichtsmedizin. Sie ist Kriminalpsychologin und hat mit Dr. Köpke gesprochen, den Sie ja kennen. Frau Doktor Eckhardt wird Ihnen ein paar Fragen stellen. Mit Frau Mueller, die hier Ihre Interessen vertritt, haben Sie sich ja bereits unterhalten.«
    »Ich brauche keine Anwältin«, erklärte Margarethe, und wieder war es eine schlichte Tatsachenaussage ohne Groll oder Zorn.
    »Wir meinen, dass Sie einen Beistand haben sollten«, sagte Anna. »Das ist Ihr Recht.«
    Margarethe erwiderte nichts darauf, und ihr Gesicht zeigte keine Reaktion.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Fabel.
    »Margarethe Paulus.«
    »Aber Sie haben Herrn Fabel vorher mitgeteilt, Sie seien Ute Paulus«, wandte Anna ein.
    »Sie verwechseln mich mit meiner Schwester. Sie heißt Ute.«
    »Wo ist Ihre Schwester zurzeit?«, fragte Susanne.
    Margarethe betrachtete das kleine Drahtglasfenster. »Sie ruht sich aus und wartet auf mich.«
    »Wo wartet sie?«, wollte Susanne wissen.
    Margarethe schwieg, als wäre sie leblos.
    Fabel änderte die Taktik. »Margarethe, in Hamburg ist es zu einer Reihe von Morden gekommen, seit sie aus der Klinik entflohen sind. Ich würde Sie gern dazu befragen. Verstehen Sie?«
    »Ich habe einen IQ von hundertvierzig«, erwiderte Margarethe. »Dr. Köpke hat es Ihnen wahrscheinlich mitgeteilt. Sie können mir also gar keine Frage stellen, die ich nicht verstehe.«
    »Na gut, Margarethe. Ich bin beeindruckt, wenn es Ihnen etwas bedeutet, dass ich beeindruckt bin. Fangen wir mit dem jüngsten Mord an. Dem an Robert Gerdes.«
    »Sie wissen mittlerweile, dass Robert Gerdes nicht sein richtiger Name war. Er hieß Georg Drescher. Und es war kein Mord, sondern eine Hinrichtung. Ich habe Ihren Kollegen am Telefon mitgeteilt, dass ich Drescher hingerichtet habe.«
    »Also haben Sie ihn gefoltert und getötet? Nicht Ihre Schwester?«, fragte Susanne.
    »Wir beide haben es getan. Ute hat ihn aufgespürt und damit ihr Versprechen gehalten. Sie wollte alles für mich in Ordnung bringen, und genau das hat sie gemacht. Aber als wir ihn töteten, haben wir gemeinsam gehandelt. Wir waren eins.«
    »Warum die Folter?«, hakte Susanne nach. »All der schreckliche Schmerz. Wieso hatte er das verdient?«
    Margarethe antwortete nicht. Fabel wiederholte Susannes Frage, doch Margarethe schien ihn nicht zu hören. Er hatte jahrelange Erfahrung mit dem Schweigen bei Vernehmungen und verstand sich darauf, es zu interpretieren. Manchmal sagte die Weigerung eines Verdächtigen, sich zu äußern, mehr aus als seine Antworten. Dies aber war etwas anderes: kein bloßes Schweigen, sondern ein Abschalten jeglicher Reaktion. Nun wusste er mit absoluter Sicherheit, dass Margarethe lediglich auf die Fragen reagieren würde, die sie für passend hielt. Er konnte nur hoffen, dass er genug von ihr erfahren würde, um die Geschehnisse nachvollziehen zu können.
    Fabel brach das Schweigen. »Vor einer Woche wurde ein junger Mann namens Armin Lensch auf dem Hamburger Kiez ermordet. Jemand hat ihm den Bauch mit einem Messer aufgeschlitzt. Was können Sie mir darüber mitteilen?«
    »Nichts. Ich hatte nichts damit zu tun. Ich habe ihn nicht getötet.« Margarethes beängstigend leere Miene zeigte ein Fehlen jeglicher Verstellung an. Jeglicher Emotion. Jeglicher Regung.
    Fabel legte den srbosjek, der immer noch in einem durchsichtigen Plastikbeutel steckte, auf den Tisch. Er hielt ihn knapp außer ihrer Reichweite fest.
    »Haben Sie das bei der Ermordung von Armin Lensch benutzt? Haben Sie ihm damit den Unterleib aufgeschlitzt?«
    »Ich habe es noch nie gesehen.« Sie blickte ohne Interesse auf die Waffe. »Und ich würde es nicht benutzen, um jemandem den Bauch aufzuschneiden. Damit trennt man Kehlen durch.«
    Fabel beugte sich vor. »Wenn Sie es noch nie gesehen haben, woher wissen Sie dann, wozu es verwendet wird?«
    »Ich habe Ihr Auto auch noch nie gesehen, aber dennoch weiß ich, wie man damit fährt. Und ich weiß, dass dieses Instrument als Krummmesser bezeichnet wird. Oder als srbosjek. Die kroatische Ustascha benutzte es früher. Es ist sehr einfach, aber sehr wirkungsvoll. Allerdings ist es nicht speziell die Waffe eines Mörders, sondern es dient dazu, große Zahlen von Menschen umzubringen. Immerhin muss ich

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