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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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suchten sich einen frischeren, schlankeren und begehrenswerteren Happen.
    Jene Ehemänner und Konsumenten heißen Magnús Magnússon, Geschäftsmann, und Kjartan A. Hansen, Botschafter und ehemaliger Minister.«
     
    So beginnt dieses, gelinde gesagt, unverblümte Buch, das sich nun in meinen Händen befindet. Darin wirst du an vielen Stellen erwähnt. Falls du das folgende Angebot annimmst, kann ich dir gerne weitere Textbeispiele zukommen lassen. Autorin des Buches ist Freyja Hilmarsdóttir, die beabsichtigte, es zu veröffentlichen. Es ist davon auszugehen, dass das Buch das Interesse und die Neugier einer Vielzahl von Lesern wecken wird und somit ein höchst profitables Produkt ist.
    Es hat mich einiges gekostet, das Manuskript in meinen Besitz zu bringen. Eine Möglichkeit, meine Kosten und Mühen sowie ein gewisses Risiko zu kompensieren, wäre, es auf dem freien Markt herauszugeben. Aber unter Rücksichtnahme darauf, dass eine Veröffentlichung des Buches einigen Personen, beispielsweise dir, Kummer, Rufschädigung oder gar konkrete finanzielle Verluste zufügen könnte, möchte ich eruieren, ob deinerseits Interesse daran besteht, mich finanziell zu unterstützen, sodass ich auf eine Veröffentlichung des Werks verzichten kann. Dabei denke ich an einen Betrag von einer Million Euro, zahlbar innerhalb einer Woche gemäß weiterer Anweisungen, die ich dir zukommen lassen werde, falls deine Antwort positiv ist.
    Sämtliche Versuche, den Absender dieser E-Mail aufzuspüren, machen das Angebot ungültig und führen dazu, dass das Manuskript umgehend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
    Hochachtungsvoll,
    Odin
     
    Die Empfängeradresse der zweiten E-Mail lautete [email protected], und die Forderung betrug fünfhunderttausend Euro.
    Eine Grundregel im Wirtschaftsleben besagt, dass man den Wert einer Ware der Kaufkraft des Marktes anpassen muss.
    Als die beiden E-Mails im Netz waren, schaltete der Fahrer den Laptop aus, steckte ihn in eine Tasche auf dem Beifahrersitz und fuhr nach Hause.
14
Morgenwerk
    Eine befriedigte Frau strahlt.
    Deshalb pflegte Hanna Dís (genauer: Jóhanna Snædís Snæbjörnsdóttir) an Werktagen frühmorgens Geschlechtsverkehr zu haben, bevor sie zur Morgentalkshow bei Plus-TV aufbrach, dem Fernsehsender, den Magnús ihr zuliebe gekauft hatte, obwohl das Fernsehgeschäft in Island nicht unbedingt gewinnbringend war.
    »Sag mal, müssen wir denn unbedingt immer in derselben Stellung bumsen? Hältst du dich für einen Missionar, oder was? Ich fass es nicht. Was glaubst du, wofür deine Zunge gut ist?«
    Dusche, Müsli, einen Magermilchjoghurt, eine halbe Pampelmuse, Orgasmus. In dieser Reihenfolge.
    Dann Klamotten, Make-up und direkt ins Studio.
    »Ich wünschte, ich wäre wie du«, sagte sie. »Hast schon einen Orgasmus, wenn du nur die Hose ausziehst. So wäre ich auch gerne. Das würde so viel Zeit sparen.«
    Frühzeitiger Samenerguss, das war sein Problem. Er bekam meist innerhalb von einer Minute einen Orgasmus, es sei denn, er war betrunken; in dem Fall konnte er zwar wesentlich länger, doch dann ließ sie ihn unter keinen Umständen ran.
    Aber es stimmte – die Zunge war für viele Dinge zu gebrauchen.
    Am Anfang war Magnús’ Zunge noch ganz ungelenk gewesen. Er hatte kaum Luft bekommen, wenn ihr Hintern auf seine Nase drückte, aber mit der Zeit und regelmäßigem Üben ging es immer besser, und jetzt freute er sich geradezu auf das Morgenwerk, lag im Bett, erregt und ungeduldig, und wartete darauf, dass das Wasser in der Dusche abgedreht wurde, wartete darauf, das Öffnen und Schließen des Kühlschranks zu hören, wartete auf das Tapsen ihrer nackten Füße.
    Er bekam nie genug von diesem schlanken, festen Körper.
    Sie war federleicht, selbst wenn sie auf seinem Gesicht saß, stöhnte und keuchte und schrie, während seine Zunge zwischen ihren Beinen hin- und herschnellte.
    Sie war voller Energie, dynamischer als er, obwohl er doppelt so schwer war wie sie.
    Er wog hundertundein Kilo, morgens, bevor er gefrühstückt und nachdem er auf die Toilette gegangen war. Er hatte einmal hunderteinundzwanzig Kilo gewogen, aber sie hatte ihm geholfen, abzunehmen. Nicht, indem sie ihn hungern ließ, sondern indem sie ihn dazu brachte, öfter und weniger auf einmal zu essen.
    Sie war gegen Diäten. Sie brachte ihm bei, seinen Lebensstil zu ändern.
    Sie wog siebenundvierzig Kilo.
    Außerdem war er gut doppelt so alt wie sie, siebenundfünfzig.
    Sie war siebenundzwanzig.

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