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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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lassen und habe ein paar Telefonate geführt. Freyja Hilmarsdóttir hatte gestern um Viertel nach vier eine Laserbehandlung in der Augenklinik in Skeifan. Der Eingriff hat etwa 300000 Kronen gekostet. Merkwürdig.«
    »Ja«, sagte Víkingur. »Es ist in der Tat merkwürdig, dass man sich, ein paar Stunden, bevor man sich das Leben nimmt, einer solchen Operation unterzieht.«
    »Das meinte ich gar nicht«, erwiderte Þórhildur. »Menschen sind nun mal unberechenbar. Was mir unwahrscheinlich vorkommt, ist, dass sie so kurz nach der Operation in der Lage war, im Stockdunkeln mit dem Auto den ganzen Weg bis nach Rauðhólar zu fahren. Normalerweise erlangt man frühestens nach 24 Stunden sein normales Sehvermögen zurück. Und man ist nachtblind.«
    »Ich muss Guðrún anrufen«, sagte Víkingur. »Sie hatte Recht mit ihrer Vermutung, dass an der Sache was faul ist.«
12
Eine Entscheidung
    Guðrún überprüfte die Nummer im Display, bevor sie ans Telefon ging.
    Sie war allein zu Hause, hatte zu Bergþór gesagt, er solle doch mit den Mädchen in ein Restaurant gehen oder ihnen selbst etwas zum Abendessen kochen.
    »Du kannst die Silikonschlampe ja mal fragen, ob sie euch zum Essen einladen will«, sagte sie. »Die Kinder würden bestimmt gerne ihre zukünftige Stiefmutter kennenlernen.«
    »Kann man mit dir denn gar nicht mehr wie mit einem normalen Menschen reden?«, sagte Bergþór.
    »Du findest mich also unnormal?«, entgegnete Guðrún.
    »Jetzt hör doch auf mit diesem Mist«, sagte er. »Wir müssen früher oder später reden.«
    »Aber nicht heute Abend. Ich will meine Ruhe haben.«
    »Was soll ich den Kindern denn sagen? Sie möchten wissen, warum du nicht mitkommst.«
    »Dir wird schon was Schlaues einfallen. Verlogen und scheinheilig genug bist du ja.«
    Als sie das sagte, trat er einen Schritt zurück. Er hatte sie noch nie so verbittert gesehen.
    Guðrún zuckte zusammen, als sie die Furcht in Bergþórs Augen wahrnahm. Er hatte niemals Angst vor ihr gehabt. Sind Respekt und Furcht Geschwister? Es tat jedenfalls gut, die Angst in den Augen dieses verdammen Idioten zu sehen. Er hatte sie nicht nur respektlos behandelt, er hatte sie erniedrigt.
    Sie stand in der Schlafzimmertür und fixierte ihn. Wenn ihn nicht alles täuschte, lächelte sie.
    Dann knallte sie die Tür zu.
    Guðrún ließ sich aufs Bett fallen und schloss die Augen.
    Als das Telefon klingelte, zeigte der Wecker auf dem Nachttisch 20:13 Uhr. Sie musste eingeschlafen sein. Sie schaute auf die Nummer im Display, erkannte sie nicht, ging aber trotzdem dran. Ob es die Silikonschlampe war?
    »Hallo?«
    »Guðrún, hier ist Víkingur. Entschuldige, dass ich dich so spät störe.«
    »Ist schon okay. Was ist los?«
    »Zum Glück kein Einsatz. Ich wollte dich nur wegen unseres Gesprächs heute Morgen kontaktieren.«
    Was genau meinte er? Ihre Eheprobleme? Oder die Kündigung?
    »Es geht um deinen sehr berechtigten Verdacht heute Morgen im Zusammenhang mit der Toten in Rauðhólar. Die Sache muss näher untersucht werden; es sind ein paar weitere Dinge ans Licht gekommen.«
    Dein sehr berechtigter Verdacht. Wollte er sie auf diese unbeholfene Weise loben, um sie von der Kündigung abzuhalten? Lieber Himmel!
    Nachdem Víkingur ihr alles erzählt hatte, sagte Guðrún: »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir müssen die Wohnung genauer untersuchen und herausfinden, ob Freyja gestern Abend Besuch hatte, mit allen Nachbarn in dem Wohnblock und den anliegenden Häusern sprechen. Vielleicht hat irgendjemand etwas gesehen.«
    Als das Telefonat beendet war, saß sie mit dem Hörer in der Hand da. Ohne lange darüber nachzudenken, hatte sie entschieden, weiterzuarbeiten. Und zu ihrer großen Verwunderung war sie zufrieden mit dieser Entscheidung.
    Wenn einem doch nur alle Entscheidungen so zufliegen würden.

2. T AG

Du endest so, wie du es verdient hast. Im Alter musst du dich mit dem Gesicht, den Freundinnen und Freunden, dem Gesundheitszustand und den Kindern abfinden, die du verdient hast.
    Fay Weldon,
    ›Die Decke des Glücks‹

13
E-Mail
    Die E-Mail-Adresse des Absenders lautete [email protected]. Die Adresse des Empfängers war [email protected].
     
    Die erste Nachricht wurde kurz vor Mitternacht von einem Laptop abgeschickt. Der Fahrer saß mit dem Laptop auf den Knien im Auto, das er auf einem Hotspot vor einem Café mit unentgeltlichem drahtlosem Internetzugang in der Pósthússtræti geparkt hatte.
    Der Text der E-Mail lautete

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