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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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folgendermaßen:
     
    Herr Magnús Magnússon.
    In meiner Obhut befindet sich DAS EINZIGE EXEMPLAR eines interessanten Buchmanuskripts von Freyja Hilmarsdóttir mit dem Titel WALKÜREN. Es beginnt so:
     
    »Frauen fungieren seit Menschengedenken als Konsumgüter der Männer. Natürlich hat es zu allen Zeiten Männer gegeben, die Frauen als gleichberechtigte Mitmenschen betrachteten. Aber das Anliegen dieses Buches ist nicht, über die Ausnahmen, sondern über die Regel zu sprechen, nicht den Erfolg im Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter zu rühmen, sondern die antiquierten Gepflogenheiten und primitiven Denkweisen, die in der heuti gen Gesellschaft immer noch verbreitet sind, aufzuzeigen.
    In der Dritten Welt werden Frauen bis zum heutigen Tag wie Vieh gehandelt, im Tausch mit Kühen, Schafen, Ziegen oder ein paar Münzen. Eltern, die einen gewissen Wohlstand erlangt haben, versuchen, die Zukunft ihrer Töchter durch Mitgiften zu sichern und sie so für Männer aus ›reicheren‹ Familien, die ihren Besitz vergrößern möchten, attraktiver zu machen. Derartige Mitgiften sind sogar in westlichen Ländern bei Töchtern aus wohlhabenden Familien noch üblich.
    In den Wohlstandsgesellschaften nehmen Eltern heute keinen Einfluss mehr auf die Eheschließungen ihrer Kinder. Stattdessen bestimmen Begierde und Wettstreit um Statussymbole in beträchtlichem Maße die Wahl des Ehepartners. Frauen, die nach der jeweils geltenden Mode als schön angesehen werden, sind begehrte Statussymbole und versinnbildlichen die Potenz und die Fähigkeit eines Mannes, sich das begehrenswerteste Exemplar aus der Herde zu suchen.
    Die Gesellschaft schärft Frauen von Kindesbeinen an ein, danach zu streben, ein in den Augen der Männer möglichst begehrenswertes Produkt zu werden. Ihre Aufgabe ist es, sich zu vermarkten und den besten Käufer zu finden. Bewertet werden sie nach ihrem Aussehen, nicht nach ihrem Charakter. Gefragt sind ihre Jugend und Schönheit; die Zukunft besteht für sie darin, Lustobjekte, Sexsklavinnen und Statussymbole ihrer Ehemänner sowie Mütter und Ansprechpartner für ihre Kinder zu sein.
    Der Wert einer Frau ist während der ersten Phase ihrer Geschlechtsreife am höchsten, und wie bei jeder anderen Ware sinkt er mit zunehmendem Verschleiß, sodass sie als Eigentum und Statussymbol mit Erreichen der Wechseljahre vollständig abgeschrieben ist. Möchte der Mann sein Selbstbild und sein Image von Stärke aufrechterhalten, ist es dann für ihn an der Zeit, Sexpartnerin und Statussymbol zu erneuern – mit anderen Worten, sich von seiner Ehefrau zu trennen und sich eine jüngere Ausgabe zu suchen.
    Dieser gängige Ritus mehrerer aufeinanderfolgender Ehen ist die Antwort westlicher Männer auf die Polygamie wohlhabender Muslime, ebenso wie die Liberalität und Promiskuität, die seit Jahrhunderten verbreitet ist und es dem westlichen Mann gestattet, seine Ehefrau zu betrügen und längere oder kürzere sexuelle Beziehungen mit Konkubinen oder Prostituierten einzugehen.
    In diesem Buch behandle ich die angesprochenen Themen nicht unter moralischen Gesichtspunkten. Stattdessen beschreibe ich die herrschenden Zustände anhand von Beispielen aus dem Leben zweier isländischer Frauen, beide in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geboren. Freundlicherweise sind sie meinem Gesuch nachgekommen, ihre Erfahrungen mit der Ehe und der Einstellung von Männern zu Frauen zu schildern – nicht als Lebenspartnerinnen und Gleichgesinnte, sondern als austauschbares Konsumgut mit begrenzter Haltbarkeit.
    Die Lebenserwartung von Frauen in Island beträgt heute etwa achtzig Jahre. In unserer von männlicher Denkweise geprägten Gesellschaft können Frauen ihren Marktwert etwa zwanzig Jahre lang halten. Mit anderen Worten: Die Abschreibungszeit von Frauen beträgt zwei Jahrzehnte.
    Die beiden Frauen, die ihre Lebenserfahrung in diesem Buch mit den Leserinnen und Lesern teilen, heißen Brynhildur Njarðardóttir und Svava Baldursdóttir.
    Ihnen gelang es, das höchste Gütesiegel zu erzielen und Männer zu ehelichen, die durch ihren Wohlstand und Einfluss im ganzen Land bekannt waren oder es wurden. Der Beitrag dieser Frauen zum materiellen Reichtum ihrer Männer wurde, wie es meistens der Fall ist, nie gewürdigt. Als ihre jugendliche Schönheit verblasste, fiel ihr Wert auf dem Fleischmarkt. Sie wurden entsorgt wie Waren, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist, und ihre Ehemänner begaben sich erneut auf den Markt und

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