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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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einmal zum Idioten gemacht zu haben, als er seine Sekretärin gebeten hatte, ihm eine eingegangene Nachricht zu übersetzen, die er immer wieder zugeschickt bekam, obwohl er nie darauf geantwortet hatte und den Absender nicht kannte. Seine Sekretärin hatte ihm kichernd erklärt, es handle sich um ein exklusives Angebot für ein spezielles Verfahren, mit dem man seinen Penis vergrößern konnte. Ein Angebot für eine Schwanzvergrößerung, hatte sie gesagt und ihn angeschaut, als habe sie den Verdacht, er könnte so etwas brauchen. Seither hütete er sich davor, Anhänge von unbekannten Absendern zu öffnen.
    Jetzt weckte eine Mail mit der Betreffzeile VER-TRAULICH seine Aufmerksamkeit. Der Absender hieß [email protected] und war ihm unbekannt, aber die Neugier war stärker als die Vernunft, und Magnús öffnete die Nachricht:
     
    Herr Magnús Magnússon.
    In meiner Obhut befindet sich DAS EINZIGE EXEMPLAR eines interessanten Buchmanuskripts von Freyja Hilmarsdóttir mit dem Titel WALKÜREN. Es beginnt so:
     
    »Frauen fungieren seit Menschengedenken als Konsumgüter der Männer …«
     
    Magnús las die Nachricht vom Anfang bis zum Ende. Zweimal.
     
    … Aber unter Rücksichtnahme darauf, dass eine Veröffentlichung des Buches einigen Personen, beispielsweise dir, Kummer, Rufschädigung oder gar konkrete finanzielle Verluste zufügen könnte …
    … einer Million Euro, zahlbar innerhalb einer Woche …
    Sämtliche Versuche, den Absender dieser E-Mail aufzuspüren … führen dazu, dass das Manuskript umgehend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
     
    Er las die Nachricht ein drittes Mal und hielt einen Moment inne. Dann stand er auf, ging ins Vorzimmer und sagte zu seiner Sekretärin:
    »Es gibt da eine Sache, über die ich nachdenken muss. Bitte bis auf weiteres keine Störungen.«
    Dann setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und schaute gedankenversunken aus dem Fenster. Er griff in seine Brusttasche, zog ein kleines Telefonbüchlein hervor, suchte nach einer Nummer und führte ein Telefonat.
    Von seinem Handy, nicht über die Zentrale.
    Eine Million Euro, das waren fast neunzig Millionen Isländische Kronen. Eine ziemlich hohe Summe für ein Buch, dessen Inhalt man nicht kennt.
     
    Auf dem Flachbildschirm an der Bürowand sah Magnús, dass die Morgentalkshow bei Plus-TV begonnen hatte. Der Ton war ausgeschaltet, aber er konnte sehen, wie Hanna Dís mit irgendwelchen Frauen plauderte, die neben ihr wie Kartoffelsäcke aussahen.
    Es ging ein Glanz von ihr aus.
    Sie strahlte.
15
Wohnungsdurchsuchung
    Guðrún ging nicht nach vorn, obwohl sie hörte, dass Bergþór und die Mädchen in der Küche frühstückten. Sie wartete, bis sie die Haustür ins Schloss fallen und den Diesel-Jeep wegfahren hörte. Dann gab sie sich einen Ruck, sprang kurz unter die Dusche, trocknete sich das Haar und unterzog ihr Gesicht den allernotwendigsten Wiederbelebungsmaßnahmen. Sie betrachtete sich im Spiegel und stellte fest, dass ihre Anstrengungen dies mal nicht sonderlich von Erfolg gekrönt waren. Aus irgendeinem Grund fiel ihr das Wort »Leichenschminke« ein, als sie ihre finstere Miene im Spiegel sah. Nein, so schlimm war es nun auch wieder nicht. Sie presste ein Lächeln hervor. Kein wirklich fröhliches, aber immerhin ein Lächeln.
    Anstatt direkt zur Arbeit zu fahren, machte sie einen Umweg. Irgendwann am vergangenen Abend oder in der Nacht hatte sie den Entschluss gefasst, vor dem Morgenmeeting zu Freyja Hilmarsdóttirs Wohnung in Álfheimar zu fahren. Sie hatte das Gefühl, etwas übersehen zu haben, als sie sich mit Terje am Tag zuvor in der Wohnung umgesehen hatte. Natürlich war das nur dummes Zeug, aber als Víkingur dann anrief, hatte sich ihr vager Verdacht, Freyja sei keines natürlichen Todes gestorben, in die Gewissheit verwandelt, dass es sich um Mord handelte. Sie war die Erste gewesen, die ein Verbrechen vermutet hatte, und sie würde der Sache auf den Grund gehen.
    Unterwegs schoss ihr Bergþór immer wieder durch den Kopf. Wie ein Stück Scheiße, das sich nicht runterspülen ließ, dachte sie. Nein. Nicht so verbittert. Nicht so negativ. Trotzdem fand sie den Vergleich recht amüsant. Er hatte sich ihr gegenüber wie ein Mistkerl verhalten. Sie sah ihn vor sich, wie er sich verschwitzt mit der Silikonschlampe herumwälzte, beide mit beginnendem Bauchansatz. Vielleicht war das auch gar nicht sein einziger Seitensprung. Vielleicht betrog er sie schon seit Jahren. Ein beschissenes Hobby.

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