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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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Daniel anstrebte, das Justizministerium zu einem »papierfreien Büro« zu machen, denn er hatte sich schon früh für Computer und die damit verbundenen neuen Perspektiven interessiert. Dazu zählte auch die Möglichkeit, sich in einem Blog zu äußern, ohne Einmischung eines Redakteurs und ohne Druckerschwärze seine Meinung kundzutun, ohne in körperlicher Anwesenheit mit allen möglichen Dummköpfen hadern oder die Hände völlig fremder Menschen schütteln zu müssen, auf denen es von Bakterien nur so wimmelte, die es aber als ihr besonderes Privileg ansahen, mit dem Minister zu verkehren, weil sie in derselben Partei waren.
    Jeden Abend, bevor er zu Bett ging, rief der Minister seine Blogseite auf und schrieb mit großer Sachkenntnis sowohl über internationale Politik, in der er sich durch die Lektüre amerikanischer Tageszeitungen hervorragend auskannte, als auch über innenpolitische Themen, die sowieso allen bekannt waren. Darüber hinaus bereitete es ihm Vergnügen, kurze Aufsätze historischen Inhalts zu schreiben, in denen es meist um Kriminalität und die Boshaftigkeit des Kommunismus ging. Außerdem war es Daniel ein besonderes Anliegen, vor der heimtückischen Propaganda im öffentlich-rechtlichen Radio zu warnen, denn ihm war schon vor langer Zeit klar geworden, dass diese Institution eine Brutstätte unsozialer Ansichten und eine Propagandamaschine heimlicher Kommunisten unter dem Deckmäntelchen von Liberalität und freier Gesinnung war.
    Die Blogseite des Ministers hatte den Vorteil, dass nichts leichter war, als einen veralteten Text im Internet zu verändern, einen Text, der Zeuge seiner Zeit gewesen war, vor dem Hintergrund neuer Tatsachen zu bearbeiten, sodass Historiker kommender Generationen den täglichen Blog des Ministers studieren und beeindruckt sein würden von seinem Weitblick, seiner politischen Intuition und seinen weisen Prophezeiungen.
    Zum ersten Meeting an jenem Morgen hatte der Justizminister die beiden Polizeichefs geladen – die Landespolizeichefin und den Reykjavíker Polizeidirektor – sowie deren engste Mitarbeiter. Der Minister freute sich normalerweise nicht besonders auf diese Meetings, denn der Reykjavíker Polizeidirektor war einer der wenigen Menschen, denen Daniel misstraute, und leider einer der wenigen, mit denen er von Amts wegen ab und an verkehren musste, ob er wollte oder nicht. Aber diesmal hatte Daniel schlechte Nachrichten für den Polizeidirektor; deshalb lächelte er, als seine Sekretärin um Punkt zehn an die Tür klopfte und ihren Kopf ins Büro steckte.
    »Landespolizeichefin Elín Óskarsdóttir und ihr Assistent Eysteinn Brandsson sind eingetroffen und warten. Lúðvík und sein Assistent sind allerdings immer noch nicht da. Sollen die beiden draußen warten oder möchte der Herr Minister mit dem Meeting beginnen, auch wenn noch nicht alle vollzählig sind?«
    »Die Zeit vergeht und wartet auf niemanden«, sagte der Minister und beschloss, sich diesen Satz zu notieren und ihn bei Gelegenheit beim Bloggen zu benutzen. »Das Meeting beginnt pünktlich.«
    Er notierte den Satz: Die Zeit wartet auf keinen Menschen. Das klang besser. Oder vielleicht »auf keinen Mann«? Wobei er natürlich die Frauen nicht ausgrenzen wollte; Frauen waren schließlich auch Menschen. Er erhob sich von seinem Schreibtisch und ging zur Tür, um die Landespolizeichefin in Empfang zu nehmen. Er kannte sie seit ihrer Geburt – sie war die Tochter von Óskar Oddleifsson, des mittlerweile verstorbenen Leiters der staatlichen Alkoholläden, welcher wiederum der Bruder von Gestur, dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Demokratischen Partei, war. Deshalb setzte Daniel sein legendäres, freudloses Lächeln auf, entblößte beide Zahnreihen und reichte ihr die Hand.
    »Landespolizeichefin.«
    »Guten Tag, Herr Minister. Danke für die Einladung.«
    »Es ist mir ein Vergnügen«, sagte er. »Ich wünschte, alle meine Gäste wären so willkommen wie du.«
    »Darf ich dem Herrn Minister vorstellen?«, sagte Elín. »Das ist Eysteinn Brandsson, mit landespolizeilichen Sonderaufgaben betraut. Er ist Harvard-MBA. Ich habe dir schon von ihm erzählt.«
    »Freut mich«, sagte der junge, hochgewachsene Mann, der die Landespolizeichefin begleitete, und streckte seine Hand aus. Sie war trocken und weich.
    Daniel gefiel der Mann sofort. Auch wenn der Minister nicht besonders gesellig war, traf er gern Menschen mit guten Manieren, und über die verfügte der Mann. Er verbeugte sich sogar

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