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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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und ihr seid nicht gekommen, und seitdem hab ich nichts mehr mit euch zu schaffen.«
    »Besser spät als nie. Die Verspätung tut mir leid … nein, aber mal im Ernst«, sagte Guðrún. »Wir sind wegen einer anderen Sache hier. Mir wird langsam kalt, und ich möchte dich bitten, uns hereinzulassen.«
    »Es war aber auch an der Zeit, dass sich mal jemand entschuldigt«, sagte die Stimme und seufzte.
    Dann ertönte ein elektrisches Summen, und sie traten ein.
    Auf dem Weg nach oben tippte sich Terje an die Schläfe und verdrehte die Augen.
    »Das kann ja ein aufschlussreiches Gespräch werden«, sagte er.
    Als sie den Treppenabsatz im zweiten Stock erreicht hatten, sahen sie durch einen Spalt in der Türöffnung ein wachsames Auge, das sie beobachtete. Als sie näher kamen, erkannten sie, dass der Spalt von einer Sicherheitskette begrenzt wurde, eine in Island seltene Ausstattung, selbst in der Hauptstadt.
    »Guten Tag«, sagte Guðrún, als sie an die Tür trat.
    »Ja«, sagte die Frau trocken. »Du hast gesagt, du hättest einen Ausweis dabei. Hat der Mann auch einen?«
    Sie hielten ihre Polizeiausweise hoch.
    »Glaubt ihr, ich könnte die so erkennen?«, fragte die Frau. »Gebt mir die Ausweise, damit ich sie mir ansehen kann.«
    Sie steckten die Ausweise durch den Spalt, wo sie von knochigen Fingern entgegengenommen wurden. Dann fiel die Tür ins Schloss.
    »Ich muss meine Brille suchen«, klang es laut von drinnen, und schleppende Schritte waren zu hören.
    An der Tür hing ein blank poliertes Messingschild:
     
    Sigurður Guðmundsson Bürovorsteher
Bára Thomsen
     
    »Das funktioniert so nicht. Ohne Brille findet sie ihre Brille bestimmt nicht«, sagte Terje, nachdem sie eine Weile gewartet hatten. »Das funktioniert nicht. Ich klopfe jetzt.«
    »Glaubst du, sie wird dann zutraulicher?«, fragte Guðrún. »Das ist eben eine alte Frau. Könnte deine Großmutter sein.«
    »Urgroßmutter«, entgegnete Terje.
20
Mutatis mutandis
    »Besser spät als nie«, sagte der Justizminister, nachdem er dem Reykjavíker Polizeidirektor einen Platz am Konferenztisch angeboten hatte. »Es tut mir leid, dass das Empfangspersonal dir den Eintritt verweigert hat. Aber dort unten müssen alle ihren Ausweis vorzeigen, und außerdem wurden für dieses Meeting zwei Personen von der Reykjavíker Polizei erwartet, nicht eine.«
    »Hauptkommissar Víkingur Gunnarsson ist mit wichtigen Aufgaben beschäftigt. Er lässt grüßen«, sagte Lúðvík. »Sie haben mir nicht den Eintritt verweigert, sie haben mich rausgeschmissen. Diese Gorillas, die du da engagiert hast, sind ganz schön zupackend. Man wird immer so verdammt aufbrausend von diesen Anabolika. Sei froh, wenn die Medien keinen Wind davon bekommen. Ich sehe die Schlagzeilen schon vor mir: Justizministerium in den Händen von Gorillas – oder gar Anabolikagorillas! Journalisten neigen ja zu Übertreibungen. Die Hünen haben hoffentlich keine Schwierigkeiten, dich zu erkennen, wenn du morgens kommst?«
    »Nein«, sagte der Minister. »Ich zeige meinen Ausweis, wenn ich komme. Das müssen alle tun, und ich gehe mit gutem Beispiel voran.«
    »Der Häuptling regiert die Glieder«, bemerkte Lúðvík. »Äh, der Kopf, meine ich. Wer hat sich dieses System ausgedacht, wenn ich fragen darf? Ich wusste zwar, dass du bei einem Sicherheitsdienst Leibwächter engagiert hast, aber nicht, dass das bei euch so perfekt läuft.«
    Der Minister konnte in der Stimme des Polizeidirektors keine Ironie ausmachen, war aber dennoch vorsichtig, denn er reagierte empfindlich auf Spott. Der Mann versucht doch wohl nicht, sich über mich lustig zu machen?, dachte er. Nein, zum Teufel. Er ist nur erschrocken, weil er es mit einem echten Sicherheitsdienst zu tun hatte.
    »Man kann das nicht als System bezeichnen«, erklärte Daniel Daðason. »Aber in Zeiten des internationalen Terrorismus fand ich es absurd, dass Hinz und Kunz in diesem Ministerium ein und aus gehen können, ohne sich ausweisen zu müssen. Und weil die Polizei wichtigere Aufgaben hat, als die Regierung zu beschützen, habe ich beschlossen, mich an eine private Firma zu wenden. Das hat bis jetzt gut funktioniert, und wir denken darüber nach, es in allen Ministerien und den wichtigsten öffentlichen Gebäuden zu etablieren.«
    »Wenn diese ganzen starken Jungs tagsüber einer geregelten Arbeit nachgehen, gibt es nachts hoffentlich weniger Körperverletzungen und Knochenbrüche«, sagte Lúðvík und lächelte.
    »Schön wär’s«, sagte die

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