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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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dass die Wesen zurückkommen und mich mitnehmen würden. Dann hab ich darüber nachgedacht, dass es schlecht für mich aussähe, wenn die Wesen Ása nicht wieder zurückbringen würden, wenn sie einfach verschwunden bliebe und überall Blutspuren. Ich weiß genau, wie die Polizei denkt.«
    »Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich hab schnell die Wohnung geputzt, das Blut weggewischt, vom Fußboden und von den Wänden, damit niemand auf die Idee käme, mich dafür verantwortlich zu machen.«
    »Hast du aus der Wohnung etwas mitgenommen?«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Haltet ihr mich für einen Dieb, der bei sich selbst einbricht? Das ist meine Wohnung, verdammt noch mal.«
    »Und was ist mit den Zeugen, die behaupten, du hättest gegen halb neun am fraglichen Morgen eine große schwarze Plastiktüte zu deinem Auto geschleppt?«
    »Ja, okay, ich geb’s ja zu. Ich hab den Teppich aus dem Wohnzimmer mitgenommen, hab ihn aufgerollt und in eine Plastiktüte gesteckt.«
    »Warum?«
    »Der Teppich gehörte mir genauso wie Ása.«
    »Warum hast du den Teppich mitgenommen?«
    »Weil Blut drauf war. Ich wollte ihn zur Reinigung bringen. Das erklärt natürlich auch das Blut, das ihr im Auto und auf dem Brecheisen gefunden habt. Das hab ich nämlich in den Teppich gelegt. Und die Putzsachen, den Wischlappen, den Kehrbesen und den Eimer hab ich auch mitgenommen.«
    »Du hast also versucht, sämtliche Spuren zu beseitigen.«
    »Ja, das gebe ich zu. Ich hatte tierische Angst. Was hättet ihr denn getan? Ich wusste, wenn Ása nicht zurückkommen würde, wäre man mir auf den Fersen, würde mich dafür verantwortlich machen. Und ich wusste, dass mir niemand glauben würde, wenn ich erzählen würde, was in der Nacht wirklich passiert ist. Aber am meisten Angst hatte ich davor, dass sie zurückkommen und mich holen würden. Sie können durch Wände gehen. Nee, wow, Mann, guck mal, da steht einer hinter dir!«
    Randver konnte es sich nicht verkneifen, sich umzudrehen.
    Sveinbjörn strahlte über das ganze Gesicht.
    »Ha, jetzt hatte ich dich. War nur ein Witz, Mann. Aber dass das klar ist: Ich hab euch die ganze Wahrheit erzählt und mehr weiß ich nicht. Und Gott weiß, dass ich das Ganze am liebsten vergessen würde. Warum geht ihr nicht raus und sucht Ása, anstatt hier zu rumzusitzen und mich zu quälen?«
    »Es wurde schon sehr gründlich nach ihr gesucht«, sagte Randver.
    »Aber offenbar nicht am richtigen Ort«, entgegnete Sveinbjörn. Dann zog sich ein Lächeln über seine Lippen und er kicherte: »Wie ist das, stehen den Bullen keine Ufos zur Verfügung?«
    Randver rechnete fast damit, dass er Dagný packen und davon abhalten müsste, sich auf den Verdächtigen zu stürzen. Aber seine Sorge war unbegründet. Sie sprang einfach auf und rannte zur Tür hinaus.
    »Was ist denn mit der Lesbe los?«, fragte Sveinbjörn. »Ich tue das alles doch nur euch zuliebe. Ich hab alles gesagt, was ich zu sagen habe, und auch wenn das vielleicht unglaublich klingt, es ist wahr! Alles! So wahr ich hier sitze.«
26
Auf der Folterbank
    Landespolizeichefin Elín Óskarsdóttir war ein penibler, regeltreuer Mensch. Sie war bekannt für ihren großen Ehrgeiz, aber sie war auch gewissenhaft und aufrichtig.
    Zwei Dinge konnte sie nicht ausstehen.
    Erstens machte ihr das Gerücht zu schaffen, die Landespolizeibehörde sei speziell auf sie zugeschnitten und für sie gegründet worden, damit sie auch irgendwo unterkäme, wenn sie nach ihrem Jurastudium die Zusatzausbildung an der FBI-Academy in Quantico, Virginia, dem Jungfernstaat der USA, absolviert hätte.
    Für den Grund ihres Aufstiegs hielt man die Tatsache, dass sie die Nichte Gestur Oddleifssons, des Parlamentarischen Geschäftsführers der Demokratischen Partei war, den manche für den mächtigsten Mann Islands hielten. Elíns Vater Óskar war das schwarze Schaf in der Familie gewesen. Er starb, als Elín aufs Gymnasium kam, ertrank nachts im Þingvallavatn. Er war nach einer Auseinandersetzung mit seiner Frau im familieneigenen Sommerhaus allein mit dem Boot auf den See hinausgefahren. Seine Leiche wurde nie gefunden. Gestur hatte selbst keine Kinder und übernahm für die drei Töchter seines Bruders die Vaterrolle. Elín war die älteste. »Die kleine Mama in der Schar«, pflegte Gestur zu sagen. »Die kleine Mama.«
    Selbstverständlich hatte Elín von den Gründungsplänen für die neue Landespolizeibehörde gewusst. Natürlich hatte sie darauf hingearbeitet, das Amt zu bekommen

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