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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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Natürliches und sie selbst wechsele auch zwischen Männern und Frauen hin und her. Aber ganz abgesehen davon hatten sie weiterhin Kontakt gehalten, als Sigrún in den Norden gezogen war, und jeden Monat telefoniert. Als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, sei Freyja wegen einer neuen Beziehung ungewöhnlich aufgekratzt gewesen; sie habe einen Frosch kennengelernt, der vielleicht ein verzauberter Prinz sein konnte.
    »Und wer war dieser Traumprinz?«, fragte Theódór. »Oder Frosch?«
    »Gute Frage«, sagte Terje. »Sigrún hat erzählt, Freyja habe sie vor Neugier verrückt gemacht, weil sie den Namen ihres neuen Liebhabers nicht preisgeben wollte. Aber sie konnte trotzdem nicht aufhören, von ihm zu schwärmen, und Sigrún hatte herausgehört, dass er im Öffentlichen Dienst sei, wahrscheinlich irgendwie mit der Polizei zu tun hatte. Aber es war alles total unklar, und Sigrún hatte wohl den Eindruck, dass er für die Regierung arbeite.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte Guðrún. »Hat der Traumprinz jetzt mit der Polizei zu tun oder arbeitet er für die Regierung?«
    »Sigrún war sich da auch nicht so sicher«, sagte Terje. »Sie hat nur versucht, sich daran zu erinnern, was Freyja über diesen Mann gesagt hat. Ach ja, und sie meinte, er sei ein paar Jahre jünger als Freyja. Was dich ausschließt, Theódór.«
    Theódór war zu müde, um Witze zu machen.
    »So ein Blödsinn«, sagte er. »Ich bin übrigens hergekommen, um dir zu sagen, Guðrún, dass wir zu Hause bei Guttormur ein Taschenmesser gefunden haben. Aber es passt überhaupt nicht zu deiner Beschreibung von dem Messer, das du in Freyjas Wohnung gesehen hast. Es ist ein ganz normales Taschenmesser, das man auf altmodische Weise mit der Hand öffnen und schließen muss.«
    »Es kann also nicht Guttormur gewesen sein, der dich niedergeschlagen hat«, schloss Theódór, und Guðrún bedankte sich für die Info.
    Als Theódór gegangen war, sagte Terje: »Eine Sache verstehe ich überhaupt nicht.«
    »Und die wäre?«, fragte Guðrún.
    »Wie ist es möglich, dass Bäckersdamen mittleren Alters und ehemalige Frauenparteilerinnen so ein aufregendes Sexleben haben können, während ein attraktiver Mann wie ich gezwungen ist, allein ins Bett zu gehen?«
    »Suchet, so werdet ihr finden«, antwortete Guðrún und lächelte ihrem Kollegen zu. Er hatte ein offenes, jungenhaftes Lächeln. Hm?
39
Märtyrer
    Als Víkingur den Namen der Landespolizeichefin auf dem Display sah, bekam er Gewissensbisse. Er hätte schon längst Kontakt aufnehmen und sie darüber informieren müssen, dass Freyja Hilmarsdóttirs Tod jetzt als Mordfall untersucht wurde. Plötzlich war er wütend auf sich selbst. Warum zum Teufel bekam er Gewissensbisse dieser Person gegenüber, die ihm nachspioniert hatte, um an unbefugte Informationen zu kommen? Am besten, er nutzte die Gelegenheit und fragte sie danach.
    »Es wäre nett, wenn wir uns ein bisschen unterhalten könnten«, meinte Elín. »Sollen wir uns draußen in Nauthól zu einem kleinen Imbiss treffen? Du weißt schon, an der Nauthólsbucht.«
    »Jetzt?«
    »Ja. Die Mittagspause bietet sich doch an. Und außerdem treffen sich die Leiter von Behörden traditionell in der Nähe vom Öskjuhlíð, wenn sie sich beratschlagen wollen«, sagte sie in Bezugnahme auf eine illegale Absprache, die kürzlich dort von Wirtschaftsbossen getätigt worden war.
     
    Die meisten Gäste in Nauthól sahen so aus, als interessierten sie sich mehr für ihre Gesundheit als dafür, ihren Mitbürgern durch illegale Geschäfte Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Fahrrad- und Spazierrundweg um Reykjavík lag direkt vor der Tür. Im Restaurant stopften verschwitzte Jogger, Spaziergänger und Fahrradfahrer selbstgebackenes Brot mit Gemüsesuppe und Salat in sich hinein und schauten sich selbstzufrieden um, mit dem Blick von Asketen, die wissen, dass die anderen verdammt sind. Einige verlorene Seelen saßen ebenfalls dort, bei Kaffee und Kuchen, so als ginge es sie nichts an, dass der Teufel die Unsportlichen, die Kohlehydrate in sich hineinschaufeln, statt mit maßgeschneiderten Laufschuhen über den schmalen Pfad zu joggen, zu sich rufen und in Fett braten wird.
    »Ich umgebe mich gerne mit sportlichen Leuten«, sagte Elín. »Dann denke ich daran, wie viel Kraft und Zeit ich spare, wenn ich gut auf mich achte und mir unnötigen Stress erspare. Der Mensch ist wie ein Auto. Wenn man es lange fahren möchte, versucht man, es zu schonen und nicht durch zu

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