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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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Friedenstruppe und einer Sicherheitsabteilung zu reden, wenn es eigentlich um eine bewaffnete Armee und einen Geheimdienst ohne Gesetzesgrundlage geht. Was meinst du, was eine solche Armee soll? Und was ein solcher Geheimdienst?«
    »Weißt du, Víkingur, ich bilde mir nicht ein, die Gedanken von Politikern lesen zu können. Aber wenn sie ankündigen, die Polizei und die Institutionen zur Überwachung im Land stärken zu wollen, dann nehme ich sie beim Wort.«
    »Überwachung von was denn?«
    »Polizeiliche Überwachung illegaler Machenschaften. Bekomm doch nicht gleich Verfolgungswahn. Glaubst du, wir stünden kurz davor, alle, die schlecht über die Regierung sprechen oder sich den Koran oder das Kommunistische Manifest in der Bücherei ausleihen, zu bespitzeln?«
    »Aber wer organisiert denn diese Überwachung? Wie wird sie aussehen?«
    »Das bestimmt der gesunde Menschenverstand«, antwortete Elín.
    »Derselbe gesunde Menschenverstand, der beschlossen hat, dass eine Überwachung generell notwendig ist?«
    »Sehr lecker, die Suppe«, bemerkte Elín.
    »Du weißt sehr gut, dass Spionage und Überwachung nicht im Interesse einer Demokratie sind«, sagte Víkingur. »Solche geheimen Machenschaften sind ein gefährliches, undemokratisches Unterfangen. Schon im alten Rom hat man vor über zweitausend Jahren gesagt: Quis custodiet ipsos custodes? Das bedeutet …«
    »Ich weiß, was es bedeutet«, warf Elín ein. »Wer überwacht die Wächter?«
    »Ja«, sagte Víkingur. »Wer überwacht sie denn?«
    Elín schaute von ihrer Suppe auf, lächelte ihn an und sagte: »Apropos Überwachung, gut, dass du’s erwähnst. Genau deshalb wollte ich dich treffen. Erzähl doch mal, wie die Ermittlungen im Fall Freyja Hilmarsdóttir vorankommen.«
    »Es handelt sich eindeutig um Mord«, sagte Víkingur.
    »Ja, hab ich schon gehört«, entgegnete Elín, und in ihrer Stimme lag der Vorwurf: Und das ist nicht auf deinem Mist gewachsen!
    »Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht viel darüber sagen«, erklärte Víkingur. »Wir fangen gerade erst an, den Fall zu untersuchen.«
    »Du redest mit mir wie mit einem Journalisten«, sagte Elín. »Wir sind doch auf derselben Seite. Freyja Hilmarsdóttir hat ein Buch geschrieben; es sollte ›Walküren‹ heißen. Ich muss wissen, wo das Manuskript abgeblieben ist.«
    »Wir haben kein Manuskript gefunden. Ihr Laptop ist verschwunden.«
    »Erzähl mir doch mal was, das ich noch nicht weiß.«
    »Warum willst du wissen, wo das Manuskript abgeblieben ist?«
    »Weil jemand behauptet, es in der Hand zu haben, und versucht, damit einen hochgestellten Beamten zu erpressen.«
    »Kjartan A. Hansen? Hat der deshalb etwa die Landespolizeibehörde kontaktiert?«
    »Nein«, antwortete Elín. »So funktioniert das System nicht. Er hat den Justizminister kontaktiert, der mich daraufhin benachrichtigt hat.«
    »Hat Magnús Mínus auch Kontakt zu dir aufgenommen?«
    »Nein. Wie kommst du darauf?«
    »Falls jemand dieses Manuskript benutzt – ob es nun existiert oder nicht –, um Kjartan A. Hansen zu erpressen, dann liegt doch die Vermutung nahe, dass Magnús Mínus ebenfalls erpresst wird. Freyja hat mit den Exfrauen beider Männer gesprochen, und durch die Interviews wird das Buch ja überhaupt erst brisant.«
    »Ziemlich unwahrscheinlich, dass Magnús Mínus Kontakt zur Landespolizeibehörde aufnehmen und um Hilfe bitten würde«, sagte Elín. »Wir untersuchen Magnús’ Geschäfte mit der Mínus Group und weiteren Firmen seit fast drei Jahren.«
    »Und Magnús behauptet, diese Untersuchung sei vollkommen willkürlich und werde von den Verantwortlichen nur durchgeführt, weil sie sich beim Ministerpräsidenten anbiedern wollen.«
    »Das ist natürlich vollkommener Unsinn«, erwiderte Elín. »Er versucht, sich zu verteidigen, indem er andere mit in den Dreck zieht.«
    »Wie du eben richtig bemerkt hast, bin ich Theologe«, sagte Víkingur. »Ich möchte dir eine kleine Geschichte erzählen, die ich während meiner Studienzeit gelernt habe. Sie hat nämlich eine interessante Moral.«
    »Warte, ich hole mir noch einen Nachschlag von der Suppe«, sagte Elín. »Einfach vorzüglich. Ob man wohl das Rezept bekommen kann?«
    Als Elín mit dem Suppenteller zurückkam, wartete Víkingur, bis sie sich wieder gesetzt hatte. Eine attraktive Frau, etwas mollig vielleicht, worüber sie sich aber keine Gedanken zu machen schien.
    »An Weihnachten 1170 war der englische König Heinrich II. auf einem Fest bei

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