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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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fragte Brynhildur, ob sie etwas über Freyja wüsste.
    »Ich habe gestern erfahren, dass sie tot ist. Entsetzlich. Eine so junge Frau.«
    »Wann hattet ihr zum letzten Mal Kontakt?«
    »Im Januar. Da waren wir drei Tage zusammen. Sind in unser Sommerhaus gefahren. Es ist ganzjährig bewohnbar.«
    »Und seitdem habt ihr nicht mehr miteinander gesprochen?«
    »Nein, ich habe auch nicht damit gerechnet, dass sie mich noch mal kontaktieren würde«, antwortete Brynhildur. »Sie hat unsere Gespräche aufgenommen, mit so einem Digitalgerät. Ich habe alles erzählt, was ich erzählen wollte, und sie sollte alles schreiben, was sie schreiben wollte.«
    »Hat sonst noch jemand wegen dieses Buches Kontakt mit dir aufgenommen?«, fragte Guðrún. »Es wurde ja in den Medien bereits angekündigt.«
    »Kontakt? Wen meinst du damit?«
    »Jemand, der mit dir über das geplante Buch gesprochen hat, eine Meinung geäußert, es für eine gute oder schlechte Idee gehalten hat?«
    »Meinst du, ob jemand versucht hat, mich zu beeinflussen? Mich davon abzuhalten?«
    »Ja.«
    »Niemand, der mich kennt, würde auf die Idee kommen, meine Pläne beeinflussen zu wollen«, sagte Brynhildur. »Allerdings hat irgendein Idiot angerufen. Ich weiß nicht, ob er was mit Magnús, meinem Exmann, zu tun hatte oder ob es nur ein Verrückter war, der Telefonterror betreiben wollte.«
    »Was wollte er denn?«
    »Ich weiß es nicht. Das Gespräch war nicht sehr lang. Er hat nur gefragt, ob mir klar sei, dass Indiskretionen über Privatangelegenheiten ernste Folgen haben könnten. Darauf hab ich ihm gesagt, wenn Magnús mir etwas mitzuteilen hätte, sollte er mich persönlich anrufen. Dann hab ich aufgelegt.«
    »Wann war das?«
    »Das ist noch nicht lange her. Eine Woche, zehn Tage vielleicht. Was spielt das denn für eine Rolle? Ich habe ja keine Anzeige erstattet.«
    »Wir untersuchen Freyjas Tod«, erklärte Guðrún. »Es war kein Selbstmord. Jemand hat sie getötet.«
    »Was sagst du da? Sie wurde … ermordet?«
    »Sieht so aus.«
    »Mein Gott«, sagte Brynhildur. Dann wurde es still.
    »Hallo?«, sagte Guðrún. »Entschuldige, dass ich dir das am Telefon sagen muss.«
    »Ich hab sie ja nicht sehr gut gekannt«, erwiderte Brynhildur. »Wir waren keine engen Freundinnen oder so. Aber ich habe sie bewundert. Das ist ja entsetzlich!«
    »Wofür hast du sie bewundert?«, fragte Guðrún.
    »Für alles Mögliche. Ich fand sie außergewöhnlich. Offen und geradeheraus. Sie kam immer direkt zum Thema. Andere Menschen denken über gar nichts nach, machen so vor sich hin und scheffeln Geld. Aber sie hat sich Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, und wie es ist, als Frau in einer Welt zu leben, die sich vor allem um Männer dreht. Vielleicht war sie deshalb so oft allein, weil sie sich so viele Gedanken über andere gemacht hat. Aber sag mal, warum hast du mich eigentlich angerufen?«
    »Wir versuchen herauszufinden, wie Freyjaums Leben gekommen ist«, sagte Guðrún. »Wir überprüfen alles, was mit ihr zu tun hat.«
    »Um Gottes willen, ihr denkt doch wohl nicht, dass das was mit dem Buch zu tun hat? Es ist doch nur ein Buch mit Interviews und ein paar theoretischen Überlegungen. Was soll denn daran so heikel sein?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Guðrún. »Ich habe es nicht gelesen.«
    »Nein?«
    »Nein, das Buch ist verschwunden«, sagte Guðrún und verzog das Gesicht, als sie den Satz beendet hatte. Es gab eine Vereinbarung, das Verschwinden des Buches vor allen, die nicht mit der Ermittlung beauftragt waren, geheim zu halten.
    Brynhildur war verwundert.
    »Was meinst du damit, das Buch ist verschwunden? Willst du damit andeuten, Freyja sei wegen des Buches oder wegen seines Inhalts ermordet worden?«
    »Ich will gar nichts andeuten«, entgegnete Guðrún mit schlechtem Gewissen. »Ich ermittle nur in einem dubiosen Todesfall …«
    Brynhildur fiel ihr ins Wort.
    »Eben hast du noch gesagt, Freyja sei ermordet worden, und jetzt redest du von einem ›dubiosen Todesfall‹. Soll das ein schlechter Witz sein, oder bist du wirklich von der Polizei?«
    »Du kannst mir vertrauen«, sagte Guðrún. »Aber wenn du willst, dann leg auf und ruf mich zurück.«
    Sie wiederholte ihren Namen und die Nummer der Polizeizentrale, aber Brynhildur lenkte ein, sie brauche keine Telefonnummer, niemand könne so boshaft sein, mit solchen Dingen zu spaßen.
    »Heißt das denn, dass die Polizei glaubt, Freyja sei ermordet

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