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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Freunden am Strand von Sandhammar verbrachte. Er mußte lange suchen, bevor er sie fand, gut versteckt hinter einer Düne. Sie spielte Backgammon mit ihren Freunden, und alle betrachteten erstaunt Kurt Wallander, als der durch den Sand heranstapfte.
    »Ich würde nicht stören, wenn es nicht wichtig wäre«, sagte er.
    |307| Britta-Lena Bodén schien seinen Eifer zu verstehen und erhob sich. Sie war mit einem minimalen Bikini bekleidet, und Kurt Wallander wandte den Blick zur Seite. Sie setzten sich ein wenig abseits von den anderen, um ungestört reden zu können.
    »Dieser Tag im Januar«, begann Kurt Wallander. »Ich würde gerne noch einmal mit Ihnen darüber reden. Ich hätte gerne, daß Sie noch einmal an diesen Tag zurückdenken. Und ich will, daß Sie sich erinnern, ob noch jemand in der Bank war, als Johannes Lövgren seine große Abhebung machte.«
    Ihr Gedächtnis war immer noch sehr gut.
    »Nein«, sagte sie. »Er war allein.«
    Er wußte genau, daß sie die Wahrheit sagte.
    »Denken Sie daran, wie es weiterging«, fuhr er fort. »Johannes Lövgren ging zur Tür hinaus. Sie schlug zu. Was geschah dann?«
    Ihre Antwort kam schnell und bestimmt.
    »Die Tür schlug niemals zu.«
    »Es kam ein neuer Kunde?«
    »Zwei.«
    »Kannten Sie sie?«
    »Nein.«
    Die nächste Frage war entscheidend.
    »Weil es Ausländer waren?«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Ja. Woher wissen Sie das?«
    »Ich wußte es bisher nicht. Denken Sie weiter nach.«
    »Es waren zwei Männer. Recht junge.«
    »Was wollten sie?«
    »Sie wollten Geld tauschen.«
    »Können Sie sich an die Währung erinnern?«
    »Dollar.«
    »Sprachen sie Englisch? Waren es Amerikaner?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kein Englisch. Ich weiß nicht, was sie für eine Sprache sprachen.«
    |308| »Was geschah dann? Versuchen Sie, es sich vor Augen zu führen.«
    »Sie kamen zum Schalter.«
    »Beide?«
    Sie dachte gründlich nach, bevor sie antwortete. Der warme Wind zerzauste ihr das Haar.
    »Der eine kam und legte das Geld auf den Schalter. Ich glaube, es waren hundert Dollar. Ich fragte ihn, ob er sie tauschen wolle. Er antwortete mit einem Nicken.«
    »Was machte der andere Mann?«
    Sie dachte nach.
    »Er ließ etwas auf den Boden fallen, nach dem er sich bückte, um es wieder aufzuheben. Einen Handschuh, glaube ich.«
    Er ging einen Schritt zurück in seinen Fragen.
    »Johannes Lövgren war gerade gegangen«, sagte er. »Er hatte eine große Summe Bargeld bekommen, die er in seine Aktentasche gestopft hatte. Hat er noch etwas bekommen?«
    »Er bekam eine Quittung über das Geld.«
    »Die er auch in die Aktentasche stopfte?«
    Zum ersten Mal war sie unsicher.
    »Ich glaube schon.«
    »Und wenn er sie nicht in die Aktentasche gestopft hat. Was hätte dann damit geschehen können?«
    »Es lag nichts auf dem Schalter. Da bin ich mir sicher. Das hätte ich weggeräumt.«
    »Hätte sie auf den Boden fallen können?«
    »Vielleicht.«
    »Und der Mann, der sich nach dem Handschuh gebückt hat, hätte sie aufheben können?«
    »Vielleicht.«
    »Was stand auf der Quittung?«
    »Der Betrag. Sein Name. Die Adresse.«
    Kurt Wallander blieb der Atem weg.
    »Das stand alles da drauf? Sind Sie sicher?«
    »Er hat seinen Auszahlungsschein mit zittrigen Buchstaben |309| ausgefüllt. Ich weiß, daß er auch seine Adresse aufschrieb, obwohl das gar nicht nötig war.«
    Kurt Wallander ging wieder zurück.
    »Lövgren hat sein Geld bekommen und geht. Am Eingang trifft er zwei unbekannte Männer. Einer von ihnen bückt sich und hebt einen Handschuh und vielleicht auch die Auszahlungsquittung vom Boden auf. Auf dieser steht, daß Johannes Lövgren soeben 27.000   Kronen abgehoben hat. Stimmt das?«
    Plötzlich begriff sie. »Waren es die, die das getan haben?«
    »Ich weiß es nicht. Sie können jetzt wieder zurückgehen.«
    »Ich tauschte das Geld um. Er stopfte die Scheine in die Tasche. Sie gingen.«
    »Wie lange dauerte das Ganze?«
    »Drei oder vier Minuten. Nicht länger.«
    »Ihr Tauschbeleg muß doch auf der Bank zu finden sein?«
    Sie nickte.
    »Ich habe heute auf der Bank Geld getauscht. Ich mußte meinen Namen angeben. Gaben sie auch eine Adresse an?«
    »Vielleicht. Ich erinnere mich nicht.«
    Kurt Wallander nickte. Jetzt brannte etwas.
    »Ihr Gedächtnis ist phänomenal«, sagte er. »Haben Sie diese beiden Männer jemals wiedergesehen?«
    »Nein. Niemals.«
    »Würden Sie sie wiedererkennen?«
    »Ich glaube schon. Vielleicht.«
    Kurt Wallander dachte eine Weile

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