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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zeigte er ihr die große Schiffssetzung Ale Stenar und das Schloß Glimmingehus. In einem Restaurant in Hammenhög aßen sie gemeinsam zu Abend, und Kurt Wallander begann zu glauben, daß sie tatsächlich zu der Ansicht gelangt war, daß er in Wirklichkeit ein anderer war als der Mann, der sie auf seinen Schoß gezogen hatte.
    Die Wochen vergingen, ohne daß ihnen ein neuer Durchbruch in ihren Ermittlungen gelang. Martinsson und Näslund wurden mit neuen Aufgaben betraut. Kurt Wallander und Rydberg konnten sich allerdings bis auf weiteres voll und ganz auf den Doppelmord konzentrieren.
    Eines Tages, Mitte Februar, an einem klaren und kalten Tag, der völlig windstill war, wurde Wallander in seinem Dienstzimmer |300| von Johannes und Maria Lövgrens Tochter, die in Göteborg wohnte und arbeitete, besucht.
    Sie war nach Schonen zurückgekehrt, um dabeizusein, wenn der Grabstein auf dem Grab ihrer Eltern auf dem Friedhof von Villie aufgestellt wurde. Wallander sagte ihr, wie die Dinge lagen. Daß die Polizei weiterhin auf der Suche nach einer heißen Spur im dunkeln tappte. Am Tag nach ihrem Besuch fuhr er zum Friedhof hinaus und stand eine Weile nachdenklich vor dem schwarzen Grabstein mit der goldenen Inschrift.
    Den gesamten Monat Februar verbrachten sie damit, die Basis der Untersuchung zu verbreitern und zu vertiefen.
    Rydberg, der schweigsam und verschlossen war und schwer an seinem schmerzenden Bein litt, benutzte vorwiegend das Telefon, um seine Arbeit zu verrichten, während Kurt Wallander meistens draußen an Ort und Stelle arbeitete. Sie untersuchten jede Bankfiliale in Schonen, fanden aber kein weiteres Bankfach. Wallander sprach mit mehr als zweihundert Personen, die entweder mit Johannes und Maria Lövgren verwandt waren oder sie kannten. Er versuchte es mit mehreren Rückgriffen auf das anschwellende Ermittlungsmaterial, kehrte zu Punkten zurück, die er längst hinter sich gelassen hatte, zog alte, schon nicht mehr aktuelle Berichte wieder hervor und prüfte sie noch einmal genauestens. Aber nirgendwo sah er einen Silberstreif am Horizont.
    An einem eiskalten und windigen Februartag holte er Sten Widen auf seinem Hof ab und besuchte Lenarp. Gemeinsam betrachteten sie das Tier, das möglicherweise ein Geheimnis mit sich herumtrug, sahen die Stute eine Fuhre Heu fressen, und der alte Nyström hing an ihren Fersen, wohin sie auch gingen. Nyström hatte die Stute von den beiden Töchtern geschenkt bekommen.
    Aber das Haus, das still und vernagelt dastand, war einem Immobilienmakler in Skurup zum Verkauf übergeben worden. Kurt Wallander blieb im Wind stehen und betrachtete das eingeschlagene |301| Küchenfenster, das nie repariert, sondern nur mit einer Masonitplatte vernagelt worden war. Er versuchte den Kontakt mit Sten Widen, der seit zehn Jahren nicht mehr bestand, wieder aufzuwärmen, aber der Galopptrainer und Freund schien nicht interessiert. Als Kurt Wallander ihn nach Hause gefahren hatte, sah er ein, daß ihr Verhältnis ein für allemal beendet war.
    Die Vorermittlungen für den Mord an dem somalischen Flüchtling wurden abgeschlossen, und Rune Bergman wurde in Ystad vor Gericht gestellt. Das Gerichtsgebäude war gefüllt von einem großen Aufgebot der Presse. Es war mittlerweile gelungen nachzuweisen, daß es Valfrid Ström gewesen war, der die tödlichen Schüsse abgefeuert hatte. Aber Rune Bergman wurde wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, das rechtspsychiatrische Gutachten erklärte ihn für voll zurechnungsfähig.
    Kurt Wallander trat als Zeuge vor Gericht auf und war mehrere Male anwesend, als Anette Brolin die Verhöre leitete und ihr Plädoyer hielt. Rune Bergman sagte nicht viel, auch wenn er nicht mehr ganz so beharrlich schwieg. Die Gerichtsverhandlungen deckten ein verborgenes rassistisches Netzwerk auf, in dem politische Vorstellungen, die denen des Ku-Klux-Klan ähnelten, vorherrschend waren. Rune Bergman und Valfrid Ström hatten auf der einen Seite unabhängig gehandelt, während sie gleichzeitig verschiedenen rassistischen Organisationen angeschlossen waren.
    Kurt Wallander kam immer wieder der Gedanke, daß etwas Entscheidendes in Schweden geschah. Während kurzer Momente konnte er auch bei sich selbst widersprüchliche Sympathien für einen Teil der ausländerfeindlichen Argumente feststellen, die während des Prozesses in Diskussionen und in der Presse zur Sprache kamen. Hatten Regierung und Einwanderungsbehörde überhaupt noch eine Kontrolle darüber, was das für Menschen

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