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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ist immer dasselbe, dachte er. Papiere landen nie da, wo sie hingehören. |34| Auch wenn ein immer größerer Anteil der Polizeiarbeit durch Computer gesteuert wurde, landeten wichtige Papiere nach wie vor an der falschen Adresse.
    Hansson telefonierte, als Kurt Wallander klopfte und hereinkam. Er sah, daß der Tisch vor Hansson mit schlecht versteckten Spielscheinen und Programmen von unterschiedlichen Trabrennbahnen im Land bedeckt war. Im Polizeipräsidium war allgemein bekannt, daß Hansson den größten Teil seiner Arbeitszeit damit verbrachte, unterschiedliche Trainer anzurufen, um Stalltips zu erfragen. Die Abende benutzte er dann dazu, sich die verrücktesten Spielsysteme auszudenken, die ihm den großen Gewinn garantieren sollten. Es kursierte auch das Gerücht, daß Hansson irgendwann einmal einen großen Gewinn gemacht hatte. Aber keiner wußte Genaueres. Und Hansson lebte nicht gerade auf großem Fuß.
    Als Kurt Wallander hereinkam, hielt Hansson die Hand vor den Hörer.
    »Der gerichtsmedizinische Bericht«, sagte Kurt Wallander. »Hast du den?«
    Hansson schob ein Rennprogramm aus Jägersro zur Seite.
    »Ich wollte gerade damit zu dir kommen.«
    »Nummer vier im siebten Rennen ist ein sicherer Tip«, sagte Kurt Wallander und nahm die Mappe mit den Unterlagen vom Tisch.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, daß es ein sicherer Tip ist.«
    Kurt Wallander ging und ließ Hansson mit offenem Mund zurück. Auf der Uhr im Flur sah er, daß er bis zur Pressekonferenz noch eine halbe Stunde Zeit hatte. Er ging in sein Zimmer und las den Bericht sorgfältig durch.
    Die Brutalität des Mordes wurde ihm, soweit das überhaupt möglich war, noch bewußter als heute morgen in Lenarp.
    Bei einer ersten oberflächlichen Untersuchung der Leiche hatte der Arzt die eigentliche Todesursache nicht feststellen können.
    |35| Es gab einfach zu viele Möglichkeiten.
    Mit einem gezähnten oder scharfen Gegenstand waren dem Körper acht tiefe Hiebe oder Stiche zugefügt worden. Der Arzt schlug eine Stichsäge vor. Außerdem war der linke Oberschenkelknochen durchschlagen, genauso wie der linke Oberarm und das Handgelenk. Der Körper wies Anzeichen von Brandverletzungen auf, der Hodensack war angeschwollen und das Stirnbein eingedrückt. Die eigentliche Todesursache konnte noch nicht definitiv festgestellt werden.
    Der Arzt hatte neben dem offiziellen Bericht eine Randnotiz gemacht.
    »Eine Wahnsinnstat«, schrieb er. »Diesem Mann ist so viel Gewalt angetan worden, daß es gereicht hätte, vier oder fünf Personen umzubringen.«
    Kurt Wallander legte den Bericht zur Seite.
    Er fühlte sich immer elender.
    Irgend etwas stimmte an diesem Fall nicht.
    Einbrecher, die alte Menschen überfielen, waren in der Regel nicht so haßerfüllt. Sie waren auf Geld aus.
    Warum diese unsinnige Gewalt?
    Als er einsehen mußte, daß er sich selbst keine befriedigende Antwort auf diese Frage geben konnte, las er noch einmal die Zusammenfassung, die er geschrieben hatte. Hatte er etwas vergessen? Hatte er ein Detail außer acht gelassen, von dem sich später herausstellen würde, daß es von Bedeutung war? Auch wenn die Polizeiarbeit zum größten Teil eine Frage von geduldigem Suchen nach kombinierbaren Fakten war, wußte er doch aus Erfahrung, daß der erste Eindruck vom Tatort wichtig war. Besonders dann, wenn die Polizei unter den allerersten war, die zum Tatort kamen, nachdem ein Verbrechen begangen worden war.
    In der Zusammenfassung, die er geschrieben hatte, gab es etwas, das ihn nachdenklich stimmte. Hatte er nicht doch ein Detail übersehen?
    Er blieb lange sitzen, ohne darauf zu kommen, was es war.
    |36| Die Sekretärin öffnete die Tür und brachte ihm die getippte und kopierte Pressemitteilung. Auf dem Weg zur Pressekonferenz ging er auf die Toilette und betrachtete sich im Spiegel. Er mußte zum Friseur. Das braune Haar stand an den Ohren ab. Außerdem mußte er abnehmen. Seit seine Frau ihn verlassen hatte, hatte er sieben Kilo zugenommen. In der unerträglichen Einsamkeit hatte er nichts anderes als Fertiggerichte, Pizza, fettige Hamburger und Blätterteigteilchen gegessen.
    »Du fetter Sack«, sagte er laut zu sich selbst. »Willst du wirklich jetzt schon wie ein schlapper alter Mann aussehen?«
    Er beschloß, sofort seine Eßgewohnheiten zu ändern. Er überlegte sogar, notfalls wieder mit dem Rauchen anzufangen, um abzunehmen.
    Er fragte sich, woran es eigentlich lag. Daß jeder zweite Polizist geschieden war. Daß die Frauen

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