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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gestern ermordet worden ist, auf kurze Distanz mit einer Schrotflinte erschossen wurde.«
    Der Mann sah ihn verächtlich an.
    »Sie spinnen ja«, meinte er. »Sie haben sie doch wirklich nicht mehr alle.«
    Kurt Wallander ließ ihn stehen und fuhr direkt zum Polizeipräsidium |222| zurück. Er fragte nach einem Telefon und rief in Ystad an. Noch war kein Auto gefunden worden. Dann verlangte er den diensthabenden Leiter der Abteilung für Gewaltverbrechen in Malmö zu sprechen. Er hatte ihn früher schon einmal getroffen und ihn als großspurig und selbstherrlich in Erinnerung. Bei derselben Gelegenheit hatte er Göran Boman zum ersten Mal getroffen.
    Kurt Wallander brachte sein Anliegen vor.
    »Ich will eine Überprüfung seiner Waffen«, sagte er. »Ich will, daß das Haus durchsucht wird. Außerdem will ich wissen, ob er Verbindungen zu rassistischen Organisationen hat.«
    Der Polizeibeamte sah ihn lange prüfend an.
    »Hast du Gründe zu glauben, daß er sich diesen Autodiebstahl ausgedacht hat? Daß er in den Mord verwickelt sein könnte?«
    »Er hat Waffen. Und wir müssen alles untersuchen.«
    »Es gibt hunderttausend Schrotflinten in diesem Land. Und wie stellst du dir eigentlich vor, daß ich wegen eines Autodiebstahls einen Durchsuchungsbefehl bekommen soll?«
    »Der Fall hat höchste Priorität«, gab Kurt Wallander gereizt zurück. »Ich rufe den Bezirkspolizeichef an. Den Reichspolizeichef, wenn es sein muß.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, antwortete der Beamte. »Aber es wird nie besonders gern gesehen, wenn man im Privatleben von Kollegen herumschnüffelt. Und, was glaubst du, wird passieren, wenn das hier in die Zeitungen kommt?«
    »Da scheiß’ ich drauf«, erwiderte Kurt Wallander. »Ich habe drei Morde am Hals. Und das Versprechen eines vierten. Den gedenke ich zu verhindern.«
    Auf dem Weg nach Ystad hielt er auf Hageholm an. Die kriminaltechnische Untersuchung wurde gerade abgeschlossen. Auf dem Platz ging er Rydbergs Theorie über den wahrscheinlichen Tathergang durch und gab ihm recht. Das Auto war bestimmt an der Stelle, die Rydberg gekennzeichnet hatte, geparkt gewesen.
    |223| Plötzlich fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, den Polizisten mit dem gestohlenen Auto zu fragen, ob er rauchte. Oder Äpfel aß.
    Er fuhr weiter nach Ystad. Es war zwölf Uhr. Gerade als er durch die Türen des Präsidiums trat, traf er eine Sekretärin, die zum Mittagessen ging. Er bat sie, ihm eine Pizza mitzubringen.
    Er schaute kurz bei Hansson rein; immer noch kein Auto.
    »Besprechung bei mir in einer Viertelstunde«, sagte Kurt Wallander. »Versuch, alle zusammenzutrommeln. Diejenigen, die unterwegs sind, sollen sich am Telefon bereithalten.«
    Ohne sich die Jacke auszuziehen, setzte er sich auf seinen Stuhl und rief wieder seine Schwester an. Sie verabredeten, daß er sie am nächsten Tag um zehn Uhr auf Sturup abholen würde.
    Dann drückte er wieder auf die Beule an seiner Stirn, deren Farbe jetzt zwischen Gelb, Schwarz und Rot wechselte.
    Nach zwanzig Minuten waren alle, außer Martinsson und Svedberg, versammelt.
    »Svedberg ist unterwegs und gräbt in einer Kiesgrube«, sagte Rydberg. »Es hat jemand angerufen und gesagt, daß dort ein mysteriöser Personenwagen gesehen worden ist. Martinsson versucht gerade, einen aus dem Citroënclub zu finden, der angeblich über alle Citroëns, die in Schonen rumfahren, Bescheid wissen soll. Es ist ein Hautarzt aus Lund.«
    »Ein Hautarzt aus Lund?« fragte Kurt Wallander erstaunt.
    »Es gibt auch Leute, die Briefmarken sammeln«, erwiderte Rydberg. »Warum soll dann nicht ein Hautarzt aus Lund Citroëns lieben?«
    Kurt Wallander erzählte von seinem Treffen mit dem ehemaligen Polizisten aus Malmö.
    Er hörte selbst, wie hohl es klang, als er sagte, daß er eine gründliche Untersuchung des Mannes angeordnet hatte.
    »Das hört sich nicht besonders wahrscheinlich an«, meinte Hansson. »Ein Polizist, der einen Mord plant, ist doch wohl nicht so dumm, sein eigenes Auto als gestohlen zu melden?«
    |224| »Das ist schon möglich«, antwortete Kurt Wallander. »Aber wir können es uns nicht leisten, auch nur einen einzigen Hinweis außer acht zu lassen, und wenn er uns noch so unsicher und unberechtigt erscheint.«
    Danach verlagerte sich die Diskussion auf das verschwundene Auto.
    »Es gibt viel zuwenig Hinweise aus der Bevölkerung«, stellte Hansson fest. »Das bestärkt mich nur in der Ansicht, daß das Auto die Gegend niemals verlassen hat.«
    Kurt Wallander

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