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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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breitete die Generalstabskarte aus, und sie beugten sich darüber, als ob sie einen Feldzug vorbereiten wollten.
    »Die Seen«, sagte Rydberg. »Krageholmsee, Svaneholmsee. Laßt uns annehmen, daß sie dorthin gefahren sind und das Auto versenkt haben. Dort sind überall kleine Wege.«
    »Das klingt trotzdem ziemlich riskant«, wandte Kurt Wallander ein. »Sie hätten sehr leicht gesehen werden können.«
    Sie entschieden trotz allem, die Seeufer gründlich zu durchkämmen. Und außerdem Leute dazu einzusetzen, leerstehende Scheunen zu durchsuchen.
    Eine Hundestaffel aus Malmö war bereits draußen gewesen, ohne jedoch eine Spur gefunden zu haben. Auch die Hubschraubersuche war ohne Resultat geblieben.
    »Kann dein Araber sich geirrt haben?« fragte Hansson.
    Kurt Wallander dachte einen Moment nach.
    »Wir lassen ihn noch einmal herkommen«, entschied er. »Wir testen ihn auf mindestens sechs unterschiedliche Autos. Davon ein Citroën.«
    Hansson versprach, sich um den Zeugen zu kümmern.
    Danach verschafften sie sich eine Übersicht über den Ermittlungsstand im Lenarp-Fall. Auch da spukte ein unbekanntes Auto herum, das der frühmorgendliche Lastwagenfahrer gesehen hatte.
    Kurt Wallander merkte, daß die Polizeibeamten müde |225| waren. Es war Samstag, und viele von ihnen waren seit langer Zeit ununterbrochen im Dienst gewesen.
    »Wir lassen Lenarp bis Montag morgen liegen«, sagte er. »Jetzt konzentrieren wir uns voll auf Hageholm. Damit meine ich diejenigen, die nicht unbedingt nach Hause müssen, um sich auszuruhen. Die nächste Woche wird bestimmt genauso anstrengend wie diese.«
    Dann fiel ihm ein, daß Björk ab Montag wieder im Dienst sein würde.
    »Nun übernimmt bald Björk«, sagte er. »Ich möchte die Gelegenheit nutzen, euch für euren bisherigen Einsatz und eure Mitarbeit zu danken.«
    »Bekommen wir jetzt ›gut‹?« fragte Hansson ironisch.
    »Ihr bekommt ›sehr gut‹«, antwortete Kurt Wallander.
    Nach der Besprechung bat er Rydberg, noch kurz dazubleiben. Er hatte das Bedürfnis, die Situation in aller Ruhe mit jemandem zu besprechen. Und Rydberg war wie immer derjenige, dessen Meinung er am meisten respektierte. Er erzählte von Göran Bomans Mithilfe in Kristianstad. Rydberg nickte bedächtig. Kurt Wallander merkte, daß ihn offenbar irgend etwas nachdenklich stimmte.
    »Das kann ein Blindgänger sein«, sagte er warnend. »Dieser Doppelmord verwirrt mich mehr und mehr, je länger ich darüber nachdenke.«
    »Warum?« fragte Kurt Wallander.
    »Ich komme einfach nicht von dem los, was die Frau sagte, bevor sie starb. Ich stelle mir vor, daß sie in ihrem Innersten, in ihrem gequälten und zerfetzten Bewußtsein gewußt haben muß, daß ihr Mann tot war. Und daß sie selbst sterben würde. Ich glaube, daß es ein menschlicher Instinkt ist, die Lösung eines Rätsels zu vermitteln, wenn einem nichts anderes mehr bleibt. Und sie hat ein einziges Wort gesagt. ›Ausländer‹. Sie hat es sogar wiederholt. Vier-, fünfmal. Es muß etwas bedeuten. Und dann haben wir noch diese Schlinge. Den Knoten. Es ist, wie du selbst gesagt hast. Dieser Mord riecht nach Rache |226| und Haß. Aber trotzdem suchen wir in einer ganz anderen Richtung.«
    »Svedberg hat Lövgrens Verwandtschaft untersucht«, sagte Kurt Wallander. »Dort gibt es keine Verbindungen zum Ausland. Nur schwedische Landwirte und den einen oder anderen Handwerker.«
    »Vergiß das Doppelleben nicht«, wandte Rydberg ein. »Nyström hat den Nachbarn, den er seit vierzig Jahren kannte, als normal beschrieben. Und ohne Vermögen. Nach zwei Tagen wußten wir, daß davon nichts stimmte. Was sagt uns denn eigentlich, daß es in dieser Geschichte nicht noch andere doppelte Böden gibt?«
    »Was sollen wir denn deiner Meinung nach tun?«
    »Genauso weitermachen wie bisher. Aber damit rechnen, daß wir vielleicht eine falsche Spur verfolgen.«
    Danach sprachen sie von dem ermordeten Somalier.
    Kurt Wallander war schon seit seiner Rückfahrt aus Malmö ein bestimmter Gedanke nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
    »Hältst du noch eine Weile durch?« fragte er.
    »Klar«, erwiderte Rydberg erstaunt. »Natürlich halte ich noch durch.«
    »Da war was mit diesem Polizisten«, sagte Kurt Wallander. »Ich weiß, daß es eigentlich nur so ein Gefühl war. Eine höchst zweifelhafte Eigenschaft bei einem Polizisten. Aber ich habe mir gedacht, daß wir diesen Typen nicht aus den Augen lassen sollten, du und ich. Auf jeden Fall über das Wochenende nicht. Dann

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