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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Er sah sofort, daß es zu keiner Anklage kommen würde. Die Frau war geradewegs in ein langsam fahrendes Auto gelaufen. Der Fahrer war ein unbescholtener Landwirt. Unterschiedliche Zeugenaussagen stimmten überein. Er machte eine Eintragung und wollte dafür sorgen, daß Anette Brolin die Ermittlungsunterlagen bekam, wenn die Obduktion der Frau beendet war.
    Um halb neun fingen zwei Männer in einem Mietshaus am Stadtrand von Ystad eine Schlägerei an. Peters und Noren gelang es schnell, die beiden Streithähne zu beruhigen. Es handelte sich um zwei Brüder, die der Polizei wohlbekannt waren. Sie prügelten sich ungefähr dreimal im Jahr.
    Aus Marsvinsholm kam die Meldung über einen entlaufenen Windhund. Da er gesehen worden war, wie er Richtung Westen lief, schickte er die Meldung zu seinen Kollegen aus Skurup weiter.
    Um zehn Uhr verließ er das Polizeipräsidium. Es war kalt, und es wehte ein böiger Wind. Der Sternenhimmel war klar. Noch immer kein Schnee. Er fuhr nach Hause, zog sich Winterunterwäsche an und setzte sich eine dicke Wollmütze auf den Kopf. Zerstreut goß er auch noch die trockenen Blumen vor dem Küchenfenster. Danach fuhr er nach Malmö.
    Noren hatte Nachtdienst. Wallander hatte ihm versprochen, ihn öfters anzurufen. Aber wahrscheinlich würde Noren schon genug damit zu tun haben, dem heimkommenden Björk mitzuteilen, daß sein Urlaub nun definitiv zu Ende war.
    |230| Kurt Wallander hielt an einem Motel in Svedala an. Er überlegte lange, bevor er sich schließlich dazu entschloß, nur einen Salat zu essen. Er zweifelte daran, daß dies die passende Gelegenheit war, seine Eßgewohnheiten zu verändern. Aber er wußte genau, daß er riskierte einzuschlafen, wenn er vor einer nächtlichen Observierung zuviel aß.
    Nach dem Essen trank er mehrere Tassen starken Kaffee. Eine ältere Frau, die den ›Wachturm‹ verkaufen wollte, kam an seinen Tisch. Er kaufte ein Exemplar und dachte, daß die Lektüre langweilig genug sein würde, um die ganze Nacht über zu reichen.
    Kurz nach elf war er wieder auf der E 14 und fuhr die letzten Kilometer nach Malmö. Plötzlich begann er, an dem Sinn des Auftrages, den er Rydberg und sich selbst erteilt hatte, zu zweifeln. Inwieweit hatte er eigentlich das Recht, einfach seiner eigenen Intuition zu vertrauen? Waren die Einwände von Hansson und Rydberg nicht schwerwiegend genug gewesen, um sich die Gedanken einer nächtlichen Überwachung aus dem Kopf zu schlagen?
    Er war unentschlossen. Wankelmütig.
    Und von dem Salat war er keineswegs satt geworden.
    Es war ein paar Minuten nach halb zwölf, als er in eine Querstraße einbog, die zu dem gelben Reihenhaus von Rune Bergman führte. Er zog die Mütze über die Ohren, als er in die kalte Nacht hinausging. Um ihn herum standen unbeleuchtete Häuser. Von weiter weg hörte er die quietschenden Reifen eines Autos. Er hielt sich soweit wie möglich im Schatten und bog in die Rosenallee.
    Er entdeckte Rydberg, der neben einem hohen Kastanienbaum stand, sehr schnell. Der Stamm war so kräftig, daß er Rydberg volle Deckung gab. Daß Wallander ihn trotzdem sah, lag daran, daß es das einzig denkbare Versteck war, von dem aus man das gelbe Reihenhaus vollständig überblicken konnte.
    Kurt Wallander tauchte in den Schatten des mächtigen Holzstammes ein.
    |231| Rydberg fror. Er rieb die Hände gegeneinander und stampfte mit den Füßen.
    »Ist etwas passiert?« fragte Kurt Wallander.
    »Für zwölf Stunden nicht viel«, antwortete Rydberg. »Um vier Uhr ist er zum Supermarkt gegangen und hat eingekauft. Zwei Stunden später ist er herausgekommen und hat die Gartentür geschlossen, die vom Wind aufgeweht worden war. Aber er ist auf der Hut. Ich frage mich, ob du nicht doch recht hast.«
    Er zeigte auf das Haus, das neben dem von Rune Bergman bewohnten Haus lag.
    »Das steht leer«, sagte er. »Im Garten kann man sowohl die Straße als auch die Hintertür überblicken. Falls er vorhaben sollte, sich auf diesem Weg hinauszuschleichen. Da steht eine Bank, auf der man sitzen kann. Wenn du warm genug angezogen bist.«
    Auf dem Weg zu Bergmans Haus hatte Kurt Wallander eine Telefonzelle gesehen. Er bat Rydberg, Noren anzurufen. Wenn nichts Wichtiges passiert war, konnte Rydberg nach Hause fahren.
    »Ich komme um sieben«, sagte Rydberg. »Erfrier nicht.«
    Er verschwand lautlos. Kurt Wallander stand eine Weile da und betrachtete das gelbe Haus. Zwei Fenster waren erleuchtet, eins im Erdgeschoß und eins im ersten Stock. Die

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