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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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werden wir sehen, ob wir noch weitergehen und andere darauf ansetzen. Aber wenn es so ist, wie ich vermute, daß er vielleicht selbst beteiligt ist und sein Auto nie gestohlen wurde, dann sollten wir gerade jetzt besonders aufpassen.«
    »Ich bin schon Hanssons Meinung, wenn er sagt, daß ein Polizist wohl kaum so dumm ist, einen Autodiebstahl vorzutäuschen, wenn er einen Mord plant«, wandte Rydberg ein.
    »Ich glaube, daß ihr falsch denkt«, antwortete Kurt Wallander. »Auf dieselbe Art und Weise, wie er falsch gedacht hat. |227| Nämlich, daß die Tatsache, daß er selbst einmal Polizist gewesen ist, alle Verdächtigungen von ihm fernhalten würde.«
    Rydberg rieb sein schmerzendes Knie.
    »Du bestimmst, was zu tun ist«, sagte er. »Was ich glaube oder nicht glaube, ist kaum von Bedeutung, wenn du der Ansicht bist, daß es wichtig ist, hier weiter am Ball zu bleiben.«
    »Ich will, daß wir ihn rund um die Uhr bewachen«, sagte Kurt Wallander. »Wir teilen die Zeit bis Montag morgen in vier Schichten auf. Das wird zwar anstrengend, aber es geht. Ich kann die Nächte übernehmen, wenn du willst.«
    Es war zwölf Uhr. Rydberg meinte, daß er seine Schicht genausogut bis Mitternacht übernehmen könnte. Kurt Wallander gab ihm die Adresse.
    In diesem Moment kam die Sekretärin mit der von ihm bestellten Pizza herein.
    »Hast du schon gegessen?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Rydberg zögernd.
    »Das hast du nicht. Nimm diese hier, ich kaufe mir eine neue.«
    Rydberg aß die Pizza an Kurt Wallanders Schreibtisch. Danach wischte er sich den Mund ab und stand auf.
    »Vielleicht hast du mit deiner Vermutung recht«, meinte er.
    »Vielleicht«, erwiderte Kurt Wallander.
    An diesem Tag geschah nichts mehr von Bedeutung.
    Das Auto war und blieb verschwunden. Die Feuerwehr durchsuchte die Seen, ohne etwas anderes als die Teile eines alten Mähdreschers zu finden.
    Aus der Bevölkerung kamen nur wenige Hinweise.
    Journalisten, Radio und Fernsehen riefen ständig an, um aktuelle Lageberichte zu bekommen. Kurt Wallander wiederholte eindringlich seine Bitte nach Hinweisen auf einen blauweißen Citroën. Aus den Unterkünften für Asylbewerber riefen nervöse Leiter an, die einen verstärkten Polizeischutz forderten.
    Kurt Wallander antwortete so geduldig er konnte.
    |228| Um vier Uhr wurde in Bjäresjö eine alte Frau von einem Auto angefahren und getötet. Svedberg, der von seiner Kiesgrube zurückgekommen war, leitete die Untersuchung, obwohl Kurt Wallander ihm einen freien Nachmittag versprochen hatte.
    Näslund rief um fünf Uhr an, und Kurt Wallander konnte hören, daß er betrunken war. Er fragte, ob etwas passiert sei oder ob er zu einer Party in Skillinge fahren könne.
    Kurt Wallander gab ihm grünes Licht.
    Er rief zweimal im Krankenhaus an und fragte nach dem Befinden seines Vaters. Er bekam die Auskunft, daß sein Vater müde und abwesend sei.
    Direkt nach dem Gespräch mit Näslund rief er Sten Widen an. Eine Kurt Wallander bekannte Stimme antwortete.
    »Ich war der, der Ihnen mit der Dachluke geholfen hat«, sagte er. »Den Sie direkt für einen Polizisten gehalten haben. Ich möchte gerne mit Sten reden, wenn er da ist.«
    »Er ist in Dänemark und kauft Pferde«, antwortete das Mädchen, das Louise hieß.
    »Wann kommt er nach Hause?«
    »Vielleicht morgen.«
    »Können Sie ihn bitten, mich anzurufen?«
    »Ich werde es ausrichten.«
    Das Gespräch war beendet. Kurt Wallander hatte das bestimmte Gefühl, daß Sten Widen überhaupt nicht in Dänemark war. Vielleicht stand er genau neben dem Mädchen und hörte zu.
    Vielleicht hatten sie gerade in dem ungemachten Bett gelegen, als er anrief.
    Rydberg meldete sich nicht.
    Er übergab seinen vorläufigen Bericht einem von der Streife, der ihm versprach, ihn an Björk weiterzuleiten, sobald dieser später am selben Abend auf Sturup aus dem Flugzeug stieg.
    Dann ging er seine Rechnungen durch, die er am Monatsende vergessen hatte zu bezahlen. Er füllte einen Stapel Überweisungen |229| aus und legte einen Scheck in das braune Kuvert. Er mußte einsehen, daß in diesem Monat weder Geld für einen Videorecorder noch für eine Stereoanlage bleiben würde.
    Danach beantwortete er eine Anfrage, ob er beabsichtige, Ende Februar auf eine Opernfahrt ins Königliche Opernhaus nach Kopenhagen mitzufahren. Er antwortete mit Ja. ›Woyzeck‹ war eine der Opern, die er noch nie auf der Bühne gesehen hatte.
    Um acht Uhr las er Svedbergs Bericht über den Unfall in Bjäresjö.

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