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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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untersucht und seine Arbeit erst abgeschlossen, als er absolut sicher war, nichts übersehen zu haben.
    Martinsson und Österdahl hatten das Boot untersucht, Rönnlund und Lovén ebenfalls.
    Was haben wir nicht gesehen?
überlegte er. Irgend etwas muß es doch gewesen sein.
    Martinsson kehrte mit dem rauchenden Major Liepa in den Keller zurück. Wallander schaltete die gesamte Deckenbeleuchtung ein. Martinsson erklärte dem Major, was passiert |101| war. Wallander beobachtete ihn. Wie erwartet, schien Liepa nicht übermäßig überrascht zu sein. Durch langsames Nicken bedeutete er ihnen, daß er verstanden hatte. Danach wandte er sich an Wallander.
    »Sie haben das Boot untersucht«, sagte er. »Ein alter Kapitän meint, daß es in Jugoslawien hergestellt wurde. Das ist bestimmt korrekt. Viele Schiffe in Lettland haben jugoslawische Rettungsboote an Bord. Sogar Polizeiboote. Sie haben das Boot also gründlich untersucht?«
    »Ja«, sagte Wallander.
    Im gleichen Moment erkannte er seinen Fehler.
    Niemand hatte die Luft aus dem Rettungsboot herausgelassen. Niemand hatte im Inneren des Bootes nachgesehen. Er selbst hatte keinen Gedanken daran verschwendet.
    Major Liepa schien seine Gedanken zu erraten. Wallander war die Sache peinlich. Wie hatte er bloß vergessen können, in den Schläuchen zu suchen? Früher oder später wäre er darauf gekommen, aber er hätte natürlich sofort daran denken müssen.
    Er wußte, daß eine Erklärung überflüssig war.
    »Was könnte da drin gewesen sein?« fragte er.
    Major Liepa zuckte mit den Schultern.
    »Vermutlich Rauschgift«, erwiderte er.
    Wallander dachte nach.
    »Das paßt nicht zusammen. Zwei Tote werden in ein Boot verfrachtet, das Rauschgift enthält? In ein Boot, das von Wind und Strömung irgendwohin getrieben wird?«
    »Sie haben recht«, meinte Major Liepa. »Jemand scheint einen Fehler gemacht zu haben. Diejenigen, die das Boot geholt haben, sollten diesen Fehler wiedergutmachen.«
    In der nächsten Stunde untersuchten sie den Keller sehr gründlich. Wallander lief zur Zentrale und bat Ebba, Anette Brolin mitzuteilen, daß nicht vorhersehbare Umstände ihn daran hinderten, ihr seinen Bericht vorzutragen. Das Gerücht von einem Einbruch im Polizeipräsidium verbreitete sich schnell, und Björk kam die Treppe heruntergestürmt.
    |102| »Wenn das durchsickert«, sagte er, »werden wir zum Gespött des ganzen Landes.«
    »Das sickert nicht durch«, erwiderte Wallander. »Das ist einfach zu peinlich.«
    Er erklärte Björk, was geschehen war. Er wußte, daß Björk in Zukunft wahrscheinlich an seiner Befähigung, die Verantwortung für komplizierte Ermittlungen zu übernehmen, zweifeln würde. Sein Fehler war einfach unverzeihlich.
    Bin ich träge geworden? ging es ihm durch den Kopf. Tauge ich überhaupt noch für den Sicherheitsdienst in der Trelleborger Gummifabrik? Sollte ich nicht lieber nach Malmö ziehen und wieder Streife gehen?
    Es gab keine Spuren. Keine Fingerabdrücke, keine Fußspuren auf dem staubigen Fußboden. Der kiesbedeckte Hof vor der aufgebrochenen Tür war von Streifenwagen zerfurcht. Spuren anderer Fahrzeuge ließen sich nicht erkennen.
    Als sie einsahen, daß sie nichts mehr tun konnten, kehrten sie in den Konferenzraum zurück. Peters war gekommen, schlecht gelaunt und ärgerlich, weil er geweckt worden war. Er konnte nur angeben, wann er den Einbruch bemerkt hatte. Wallander hatte den Nachtdienst befragt, ob jemand etwas gehört oder gesehen hatte. Aber alle verneinten. Niemand hatte etwas gehört, niemand hatte etwas gesehen. Nichts. Überhaupt nichts.
    Plötzlich fühlte Wallander sich müde. Der Rauch von Major Liepas Zigaretten, den er ständig einatmen mußte, verursachte ihm Kopfschmerzen.
    Was soll ich jetzt bloß machen, dachte er. Was hätte Rydberg getan?
     
    Zwei Tage später war das Verschwinden des Rettungsbootes immer noch rätselhaft.
    Major Liepa war der Ansicht, es sei sinnlos, ihre Kräfte bei der Suche nach dem Boot zu vergeuden. Wallander gestand sich nur widerwillig ein, daß er recht hatte. Aber das Gefühl, |103| einen unverzeihlichen Fehler begangen zu haben, ließ ihn nicht los. Er war niedergeschlagen und hatte jeden Morgen beim Aufwachen Kopfschmerzen.
    Über Schonen brach ein heftiger Schneesturm herein. Die Polizei forderte die Menschen über den Rundfunk dazu auf, zu Hause zu bleiben und sich nur auf die Straßen zu begeben, wenn es unbedingt nötig war. Wallanders Vater war in seinem Haus außerhalb von Löderup

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