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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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das Gespräch vorüber war, hatten sich Wallanders Befürchtungen auch auf Svedberg übertragen. »Er hat bestätigt, daß er es gesagt hat.«
    »Was gesagt?«
    »Daß sie bei deinem Vater draußen in Österlen wohnt.«
    »Warum hat er das getan?«
    |391| »Sie hat gefragt.«
    Wallander sah auf die Küchenuhr. »Du mußt anrufen. Es kann sein, daß mein Vater abnimmt. Er ist wahrscheinlich gerade drinnen und ißt. Bitte ihn, er soll meine Tochter holen. Dann übernehme ich das Gespräch.«
    Wallander gab ihm die Nummer. Es klingelte lange, bis jemand abnahm. Es war Wallanders Vater. Svedberg fragte nach der Tochter.
    Nach der Antwort legte er hastig auf. »Sie ist mit dem Fahrrad zum Strand.«
    Wallander spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Ich habe ihr doch gesagt, sie soll im Haus bleiben.«
    »Vor einer halben Stunde.«
    Sie nahmen Svedbergs Wagen und rasten los. Wallander schwieg. Ab und zu sah Svedberg zu ihm hinüber. Aber er sagte nichts.
    Sie kamen zur Abzweigung nach Kåseberga.
    »Fahr weiter«, sagte Wallander. »Nächste Abfahrt.«
    Sie parkten so weit wie möglich an den Klippen. Andere Autos waren nicht zu sehen. Wallander rannte zum Strand hinunter, Svedberg hinterher. Der Strand war leer. Wallander fühlte, wie Panik ihn erfaßte. Wieder spürte er den Atem des unsichtbaren Konovalenko im Nacken.
    »Sie kann sich in den Windschatten einer Sanddüne gelegt haben.«
    »Bist du sicher, daß sie hier ist?« fragte Svedberg.
    »Das hier ist ihr Strand. Wenn sie baden geht, dann hier. Wir müssen in beiden Richtungen suchen.«
    Svedberg lief zurück in Richtung Kåseberga, während Wallander nach Osten marschierte. Er versuchte sich einzureden, daß seine Unruhe unbegründet war. Nichts war ihr geschehen. Aber er verstand nicht, warum sie nicht wie versprochen im Haus geblieben war. Hatte sie den Ernst der Lage nicht begriffen? Trotz allem, was passiert war?
    Ab und zu drehte er sich um und schaute in Svedbergs Richtung.
    Wallander mußte plötzlich an Robert Åkerblom denken. Er |392| hätte in dieser Situation sicher ein Gebet gesprochen. Aber ich habe keinen Gott, zu dem ich beten kann. Ich habe nicht einmal Geister, wie Victor Mabasha. Ich habe meine eigenen Freuden und Leiden, das ist alles.
    Oben auf den Klippen stand ein Mann mit einem Hund und sah aufs Meer hinaus. Wallander fragte, ob er ein Mädchen allein am Strand gesehen habe. Aber der Mann schüttelte den Kopf. Er sei jetzt zwanzig Minuten mit dem Hund am Strand und die ganze Zeit allein gewesen.
    »Haben Sie vielleicht einen Mann gesehen?« fragte Wallander und beschrieb Konovalenko.
    Wieder schüttelte der Mann den Kopf.
    Wallander ging weiter. Er fror, obwohl der Wind frühlingshaft warm war. Er beschleunigte den Schritt. Der Strand schien sich unendlich zu dehnen. Dann drehte er sich wieder um. Svedberg war weit entfernt. Aber Wallander sah, daß jemand neben ihm stand. Und Svedberg begann plötzlich zu winken.
    Wallander rannte den ganzen Weg zurück. Als er Svedberg und seine Tochter erreichte, war er ausgepumpt. Er sah sie wortlos an und wartete, bis er wieder zu Atem kam. »Du solltest doch das Haus nicht verlassen. Trotzdem hast du es getan?«
    »Ich dachte, daß ein Spaziergang am Strand wohl nicht gefährlich ist. Nicht, solange es hell ist. Wenn etwas geschieht, dann doch sicher nachts, oder?«
    Vater und Tochter nahmen auf dem Rücksitz Platz, während Svedberg sich ans Steuer setzte.
    »Was soll ich Opa sagen?« fragte sie.
    »Nichts. Ich werde heute abend mit ihm reden. Morgen spielen wir Karten zusammen, da freut er sich.«
    Sie verabschiedeten sich auf der Straße dicht am Haus.
    Svedberg und Wallander fuhren nach Stjärnsund zurück.
    »Ich will diese Überwachung bereits von heute abend an«, sagte Wallander.
    »Ich fahre los und spreche gleichzeitig mit Martinsson. Irgendwie kriegen wir das schon hin.«
    »Parkt doch einen Streifenwagen auf dem Weg. Das Haus muß bewacht aussehen.«
    |393| Svedberg machte sich zur Abfahrt bereit.
    »Ich brauche ein paar Tage«, sagte Wallander. »Inzwischen müßt ihr weiter nach mir suchen. Aber ich möchte, daß du ab und zu hier anrufst.«
    »Was soll ich Martinsson sagen?«
    »Daß das Haus meines Vaters bewacht werden muß, darauf bist du von selbst gekommen. Argumentiere, so gut du kannst.« »Du willst also nach wie vor nicht, daß ich Martinsson einweihe?«
    »Es reicht, wenn du weißt, wo ich zu finden bin.«
    Svedberg fuhr los. Wallander ging in die Küche und briet sich

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