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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gehört dieses Pferd eigentlich?«
    »Einem Geschäftsmann namens Morell.«
    Wallander reagierte auf den Namen. Er hatte ihn vor kurzem gehört, ohne sich an den Zusammenhang erinnern zu können.
    »Ein Stockholmer?«
    »Nein, aus Schonen. Er wohnt in Malmö.«
    Da fiel es Wallander wieder ein. Peter Hanson und seine Pumpen. Ein Hehler namens Morell.
    »Was für Geschäfte betreibt dieser Morell eigentlich?«
    »Ich glaube, ehrlich gesagt, daß er ein ziemlich verdächtiger Typ ist. Es gibt da so Gerüchte. Aber er bezahlt seine Trainingsgebühren pünktlich. Ich kümmere mich nicht darum, woher das Geld kommt.«
    Wallander fragte nicht mehr. »Ich glaube nicht, daß ich mitkomme.«
    »Ulrika hat zum Essen eingekauft. Wir fahren in ein paar Stunden mit dem Pferdetransporter los. Du mußt dich selbst kümmern.«
    »Und der Duett? Bleibt der hier?«
    »Du kannst ihn dir gern ausleihen, wenn du willst. Aber tanke vorher auf. Ich vergesse das immer.«
    Wallander sah zu, wie die Pferde in den Transporter verladen wurden. Kurz darauf fuhr er selbst vom Hof. Als er Ystad erreichte, riskierte er es, durch die Mariagata zu fahren. Es sah |384| ziemlich schlimm aus. Ein klaffendes Loch in der Wand, die Ziegel rundherum brandgeschwärzt, zeigte an, wo einmal sein Fenster gewesen war. Er hielt nur kurz an, bevor er die Stadt wieder verließ. Als er am Übungsgelände vorbeikam, sah er, daß weit draußen auf dem Feld ein Polizeiauto stand. Jetzt, da der Nebel verschwunden war, erschien ihm die Entfernung viel geringer, als er sie in Erinnerung hatte. Er fuhr weiter und bog in Kåseberga in Richtung Hafen ab. Ihm war klar, daß er riskierte, erkannt zu werden. Aber das Foto, das die Zeitungen gebracht hatten, war nicht besonders ähnlich. Das Problem war, daß er einen Bekannten treffen konnte. Er betrat eine Telefonzelle und rief seinen Vater an.
    Wie er gehofft hatte, war seine Tochter am Apparat. »Wo bist du?« fragte sie ängstlich.
    »Hör mir zu. Ist jemand in der Nähe?«
    »Nein, Opa malt.«
    »Sonst niemand?«
    »Niemand, ich sag es dir doch!«
    »Die Polizei hat keine Bewachung geschickt? Kein Auto vor dem Haus?«
    »Nilsons Traktor steht draußen auf dem Acker.«
    »Niemand sonst?«
    »Hier ist keiner, Papa. Hör jetzt auf mit den blöden Fragen.«
    »Ich komme bald. Aber sag Opa nichts.«
    »Hast du gesehen, was in den Zeitungen steht?«
    »Wir sprechen später darüber.«
    Er hängte auf und war froh darüber, daß noch nicht veröffentlicht worden war, daß er Rykoff getötet hatte. Selbst wenn die Polizei es bereits wußte, würde sie dichthalten, bis er wieder zurück war. Dessen war er sich sicher, nach all den Jahren als Mitglied im Polizeikorps.
    Von Kåseberga fuhr er direkt zum Haus seines Vaters. Er stellte den Wagen unten an der Hauptstraße ab und ging das letzte Stück, wo er nicht riskierte, gesehen zu werden, zu Fuß.
    Sie stand in der Tür und erwartete ihn. Als sie in den Flur traten, umarmte sie ihn. Für ihn war es eine Bestätigung, daß sie |385| einander so gut verstanden, daß Worte nicht immer notwendig waren.
    Sie setzten sich einander gegenüber an den Küchentisch.
    »Opa kommt noch lange nicht herein«, versicherte sie. »Von seiner Arbeitsmoral kann ich einiges lernen.«
    »Oder Bockigkeit.«
    Beide brachen gleichzeitig in Gelächter aus.
    Dann wurde er wieder ernst. Er berichtete ruhig, was passiert war und weshalb er sich entschieden hatte, die Rolle des gesuchten, halb unzurechnungsfähigen Polizisten auf der Flucht zu akzeptieren.
    »Was glaubst du eigentlich, was du erreichen kannst, auf eigene Faust?«
    Er wußte nicht, ob Besorgnis oder Mißtrauen in ihrem Kommentar überwog.
    »Ich muß ihn herauslocken. Ich bin mir vollkommen im klaren darüber, daß ich keine Einmannarmee bin. Aber den ersten Schritt, das Ganze zu beenden, muß ich selber tun.«
    Schnell, als wolle sie protestieren gegen das, was er gerade gesagt hatte, wechselte sie das Thema. »Mußte er leiden? Victor Mabasha?«
    »Nein. Es ging schnell. Ich glaube nicht, daß er begriffen hat, daß er sterben würde.«
    »Was geschieht jetzt mit ihm?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme an, er wird obduziert. Dann ist die Frage, ob seine Familie will, daß er hier oder in Südafrika begraben wird. Falls er von dort kommt.«
    »Wer war er eigentlich?«
    »Ich weiß nicht. Manchmal schien es mir, als hätte ich eine Art Kontakt zu ihm hergestellt. Aber dann entzog er sich mir wieder. Ich kann nicht sagen, daß ich weiß, was er im

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