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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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unsichtbar zu bleiben. Für die, die hinter dem Attentat stehen, ist es entscheidend, keine Spuren zu hinterlassen. Schweden ist ein Land, in dem man sich leicht verstecken kann. Es ist einfach, unbemerkt über die Grenzen zu gelangen, es ist unkompliziert zu verschwinden. Victor Mabasha hatte dafür ein Gleichnis. Er sagte, Südafrika sei ein Kuckuck, der seine Eier in fremde Nester lege.«
    Sie spazierten weiter auf die seit langem in Trümmern liegende Burgruine zu.
    Svedberg sah sich um. »Hier bin ich noch nie gewesen. Man fragt sich, wie es wohl als Polizist gewesen sein mag zu der Zeit, als die Burg noch stand.«
    Sie liefen schweigend umher und betrachteten die Reste der einst hohen Mauern.
    »Du mußt verstehen, daß Martinsson und ich ziemlich erschüttert waren. Du warst blutverschmiert, deine Haare waren völlig zerzaust, und du hast mit zwei Schießeisen herumgefuchtelt.«
    »Ja, ich kann euch verstehen«, sagte Wallander.
    »Aber es war ein Fehler von uns, Björk zu erzählen, du hättest ausgesehen, als wärst du verrückt geworden.«
    »Manchmal frage ich mich, ob ihr damit nicht recht hattet.«
    »Was hast du vor?«
    |389| »Ich spiele den Lockvogel für Konovalenko. Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit, ihn dazu zu bringen, sein Versteck zu verlassen.«
    Svedberg sah ihn ernst an. »Was du tun willst, ist gefährlich.«
    »Es ist weniger riskant, wenn man die Gefahr voraussehen kann«, sagte Wallander und fragte sich gleichzeitig, was er mit seinen Worten eigentlich meinte.
    »Du brauchst Rückendeckung.«
    »Dann kommt er nicht. Es reicht nicht, ihn glauben zu machen, ich sei allein. Er wird es kontrollieren. Erst wenn er ganz sicher ist, wird er zuschlagen.«
    »Zuschlagen?«
    Wallander zuckte die Schultern. »Er wird versuchen, mich zu töten. Aber ich werde dafür sorgen, daß es ihm nicht gelingt.«
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Svedberg sah ihn besorgt an. Aber er sagte nichts.
    Sie traten den Rückweg an. Auf der Brücke blieben sie wiederum stehen.
    »Da ist etwas, worum ich dich bitten möchte«, sagte Wallander. »Ich mach mir Sorgen um meine Tochter. Konovalenko ist unberechenbar. Deshalb will ich, daß ihr sie bewacht.«
    »Björk wird eine Erklärung verlangen.«
    »Ich weiß. Deshalb bitte ich dich ja. Du kannst mit Martinsson reden. Björk muß es gar nicht wissen.«
    »Ich werde es versuchen. Ich verstehe deine Besorgnis.«
    Sie gingen weiter, verließen die Brücke und stiegen den Hang hinauf.
    »Martinsson hatte übrigens gestern Besuch von jemandem, der deine Tochter kennt«, erzählte Svedberg, der das Gespräch gern auf ein weniger dramatisches Thema lenken wollte.
    Wallander sah ihn erstaunt an. »Zu Hause?«
    »In seinem Dienstzimmer. Eine Frau, die einen Autoeinbruch melden wollte. Sie war wohl einmal Lehrerin deiner Tochter. Ich erinnere mich nicht so genau.«
    Wallander blieb abrupt stehen. »Noch mal. Was erzählst da da?«
    |390| Svedberg wiederholte.
    »Wie hieß sie?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wie sah sie aus?«
    »Da mußt du Martinsson fragen.«
    »Versuch, dich genau zu erinnern, was er gesagt hat!«
    Svedberg dachte nach. »Wir tranken Kaffee. Martinsson beklagte sich, daß er immer wieder gestört wurde. Er meinte, er würde Magengeschwüre bekommen von all der Arbeit, die sich angehäuft hat. ›Wenn einem wenigstens die Autoeinbrüche erspart blieben. Ich hatte übrigens gerade eine Dame zu Besuch. Jemand hat ihren Wagen ausgeräumt. Sie erkundigte sich nach Wallanders Tochter. Ob sie immer noch in Stockholm wohnen würde.‹ So ungefähr drückte er sich aus.«
    »Was hat Martinsson ihr geantwortet? Hat er ihr gesagt, daß meine Tochter hier ist?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wir müssen Martinsson anrufen«, sagte Wallander. Er beeilte sich, das Wohnhaus zu erreichen. Bald rannte er. Svedberg blieb ihm auf den Fersen.
    »Ruf Martinsson an«, sagte Wallander, als sie im Haus waren. »Frag ihn, ob er gesagt hat, wo sich meine Tochter jetzt gerade aufhält. Bring in Erfahrung, wie diese Frau hieß. Wenn er fragt, warum du das wissen willst, sag ihm, daß du es ihm später erklären wirst.«
    Svedberg nickte. »Du glaubst nicht an den Autoeinbruch?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich will kein Risiko eingehen.«
    Svedberg hatte Martinsson sofort am Apparat. Er machte sich ein paar Notizen auf der Rückseite eines Zettels. Wallander konnte hören, daß Martinsson ziemlich verständnislos auf Svedbergs Fragen reagierte.
    Als

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